Donnerstag, 30.06.2022

Heute sollte es in den Central Park gehen. Bei unseren letzten beiden Besuchen in New York ist der Central Park viel zu kurz gekommen. 2002 haben wir einen halben Block entfernt gewohnt, sind aber nicht hingekommen, 2008 waren wir nur einen Tag in New York, als Ausflug von Boston aus. Da war einfach zu wenig Zeit und wir waren gerade mal am Südeingang. Heute war ein halber Tag geplant. Gestartet sind wir an der 81-igsten Straße vor dem Museum of Natural History. Da haben wir 2002 nur einen halben Block entfernt gewohnt. Aber ins Museum hatten wir es damals nicht geschafft und heute ist das Wetter einfach zu gut fürs Museum. Wahrscheinlich müsste man dem auch mal dringend einen Besucht abstatten. Aber die Exponate erwachen ja nur nachts, wenn es geschlossen ist zum Leben. Das wäre für den Besuch spannender und außerdem war die Schlange vor dem Eingang echt ganz schön lange heute am Morgen.

Nach einem Cache auf dem Weg, den wir etwas länger suchen mussten, weil die Dose ein Eichhörnchen angenagt und verschleppt hatte, war unser nächster Punkt auf dem Weg eine Art Burg, der „Belvedere Tower„, der 1869 als Aussichtspunkt auf der höchsten Erhebung errichtet wurde. Da wir wegen des Preises auch heute auf das Frühstück verzichtet haben, hatten wir gedacht, wir trinken unseren Kaffee hier oben. War eigentlich eine gute Idee, gibt auch ein Besucherzentrum, nur gab es hier erstaunlicher Weise nichts zu trinken und nichts zu essen, aber wenigstens einen Cache und eine schöne Aussicht auf den Central Park. Kein Wunder, dass sich Dr. Daniel Draper den Hügel hier als meteorologische Beobachtungsstation ausgesucht hatte.

NYC – Central Park – Belvedere Tower

Im Central Park gibt es viel zu entdecken. Das meiste fällt einem gar nicht so direkt ins Auge. Zum Glück gibt es Caches, die einen auf die eine oder andere versteckte Besonderheit aufmerksam machen. So wie einen Puma („Still Hunt„), der hoch oben auf einem Felsen sitzt, angespannt, bereit sich den nächsten unachtsamen Besucher zu schnappen. Wenn man nicht nach oben schaut, bemerkt man die Katze nicht. Es ist auch unglaublich viel los hier…Jogger, Radfahrer, es ist gar nicht so einfach was zu sehen, wenn man dauernd ausweichen muss… Unser Weg führte uns an ein paar weiteren Skulpturen und Brunnen vorbei, wie der „Alice im Wunderland„-Skulptur mit vielen der Charaktere aus der Geschichte. Wohl eine der am meisten besuchten Skulpturen im Central Park. Entsprechend lange muss man warten, um ein Foto mit möglichst wenig fremden Personen darauf machen zu können.

Am „Conservatory Water„, einem kleinen See im Park, fanden wir dann einen Kiosk einer französischen Bäckereikette, an der wir dann endlich unser Frühstück bekommen haben. Sehr guten Kaffee und Croissants mit einem schönen Blick auf den See, den Park und die Skyline von Manhattan. Auf der gegenüberliegenden Seite des Sees sitzt Hans Christian Anderson, mit der Geschichte vom hässlichen Entlein aufgeschlagen in einem Buch vor sich und genießt ebenfalls den schönen Ausblick. 

Es gibt auch noch weitere schöne Orte, z.B. Brunnen, wie die „Angel of Waters“ und viele Kutschen im Park. Die Kutschen sind mal mehr und mal weniger farbig/kitschig (je nachdem wie man es bezeichnen möchte) und scheinen gerne für eine Tour durch den Park genommen zu werden. In Wien dürfen die Fiaker ab 35°C nicht mehr fahren und es wird eine Temperaturobergrenze von 30°C diskutiert. Scheint in den USA weniger ein Thema zu sein, auf jeden Fall war es schon kräftig warm und die Kutschen sind immer noch gefahren. Langsam müssen wir uns aber schon wieder Richtung Ausgang orientieren, da wir noch eine Verabredung zum Essen haben heute Nachmittag. Richtung Süden führte uns unser Weg noch vorbei an der Skulptur von „Balto„. Im Winter 1924/25 brach in der Stadt Nome eine Diphterie-Epidemie aus und, weil die Stadt durch Schneemassen von der Außenwelt abgeschnitten war, konnte das Antitoxin nur per Hundeschlitten geliefert werden. Der Schlitten mit Balto sollte eigentlich die vorletzte Etappe bewältigen, musste dann aber wegen des Wetters auch die letzte Etappe übernehmen und hat es damit zu einer großen Bekanntheit gebracht.

Am südöstlichen Ende des Central Park angekommen, haben wir den Eingang zur Metro gesucht. Bezeichnung und Eingang liegen ein Stück auseinander. Das ist für Auswärtige, wie uns, nicht gerade hilfreich, wenn man keinen Plan zur Hand hat. Aber nach ein paar Minuten konnten wir den Eingang zur Metro zum Glück noch finden. Sollte noch mal jemand die Station 59St/5th Ave. suchen… Der Eingang liegt etwas versteckt auf der 60th St. East. Auf der 59igten Straße gibt es keinen Eingang.

Wir hatten noch ein wenig Zeit vor unserer Essensverabredung und konnten noch einen Cache suchen gehen. Die Beschreibung des Ortes war recht eindeutig, nur leider saß dort genau ein Herr telefonierend auf der Bank und damit auf dem Cache. Wir haben uns dann daneben gesetzt, bis er aufgestanden ist. Hilft oft als Taktik, wenn man an eine bestimmte Stelle möchte. (Außer in China, da haben die Leute mehr Geduld und sind weniger von den Mitmenschen genervt). Am Treffpunkt für unsere gastronomische Führung durch das (ehem.) Künstlerviertel Greenwich Village gab es noch einen Bubble Tea in der Fay Da Bakery. Bei der Hitze war jede Erfrischung willkommen und vor dem Spaziergang auch notwendig, bei den aktuellen Temperaturen. Freundlicherweise durften wir unseren Tee auch einfach drinnen auf zwei Stühlen trinken und ein bisschen abkühlen dabei.

Wir haben auf unsere Führung gewartet und gemutmaßt, wer von den hier herumstehenden Touristen auch dabei sein würde. Wir hatten wegen Corona noch im Vorfeld überlegt gehabt, ob es vielleicht besser wäre, eine private Führung zu buchen, es aber aus Preisgründen und „ist ja draußen“ wieder verworfen. Als unsere beiden Führer eintrafen, haben sie uns erst mal erzählt, es wäre eine kleine Gruppe und wir wären bereits vollständig. Hä? Sollte heißen wir waren die einzigen Teilnehmer heute. Privatführung zum Normalpreis. Wie angenehm! 

Nach ein paar einführenden Worten über die Geschichte von Greenwich Village, von den Ureinwohnern, über die ersten Siedler aus den Niederlanden im 17. Jhd, die englische Eroberung bis zur Stadtplanung im 19 Jhd., die noch weitestgehend die Straßen mit ihren Namen enthalten haben. Auch die maximale Höhe der Häuser ist inzwischen festgelegt, so dass hier nur Häuser mit max. 5-6 Stockwerken stehen und auch in Zukunft keine Wolkenkratzer entstehen sollen. Die Hauspreise sind entsprechend. Selbst schmalste Häuser gehen in die Millionen. Es ist inzwischen wohl mehr ein „Szene“- als ein Künstlerviertel, eben oder wegen der Grund- und Wohnungspreise. 

Dann ging die Tour los und startete an einem mickerig kleinen, alten Falafel-Laden, Mamouns’s Falafel, gegründet 1971 hier in Greenwich Village. Es gab zum Auftakt also ein Falafel-Sandwich mit frischen Salat, gut gewürzten Falafel und einer sehr guten Sesamsoße. Hier sollen schon viele berühmte Musiker, Schauspieler und andere Berühmtheiten ihre Falafel gegessen haben.

Am „Café Wha?„, in dem schon Jimi Hendrix, Bruce Springsteen, Woody Allen, Lenny Bruce, Bill Cosby and Richard Pryor aufgetreten sein sollen, ging es vorbei zur zweiten Essensstation, einem Laden für original New York Bagels, „Bagels on the Square„. Wir haben dabei erfahren, dass es nicht einfach ist Bagels zu machen. Das Kochen in Wasser und das anschließende Backen ist eine Kunst für sich, um die perfekte Konsistenz der Kruste, nicht zu weich und nicht knackig, zu erhalten. Das wichtigste beim New York Bagel ist das Wasser! (oder doch nicht?). Das verwendete Weizenmehl mit hohem Glutenanteil muss mit dem perfekten Wasser angesetzt werden. Perfekt bedeutet in dem Fall die richtige Mineralisierung. Das soll die Konsistenz des Teiges maßgeblich beeinflussen. So sehr, dass es wohl außerhalb New Yorks Bagelläden gibt, die das Wasser für ihren Teig aus New York kommen lassen. Wir hatten einen New York Style Everything-Bagel (also einen „mit allem“ oben drauf, also Sesam, Mohn, Zwiebeln) mit Cream-Cheese. Ganz, ganz wichtig: das Original ist nicht getoastet! Das würde ja den Bagel knackig machen. Gut geschmeckt hat er auf jeden Fall. Ob wir jetzt schmecken würden welches Wasser verwendet, bzw. welches Wasser nicht verwendet wurde im Teig… Keine Ahnung.

Nach zwei herzhaften Stationen stand der erste süße Zwischengang an. In Molly’s Cupcakes, einem schönen, alten Laden, mit historischen, weißen Fliesen an Wänden und der Decke, gab es Cupcakes in allen Variationen, zum Teil fertig, aber eigentlich Teigling und Topping getrennt zum Bestellen, so dass man sich seinen Cupcake nach Lust und Laune zusammenstellen kann. Molly war wohl die Grundschullehrerin des Besitzers und Gründers, die immer, wenn ein Schüler Geburtstag hatte, Cupcakes für die Klasse gebacken hat.  Wir haben einen Red Velvet Cupcake mit einem klassischen Vanille-Rahm/Sahne-Topping probiert. Im Gegensatz zu einem Muffin isst man den Cupcake, indem man den Teigboden aus dem Papier pellt, durch leichtes Drehen quer halbiert und den abgetrennten unteren Teil oben auf das Topping setzt und dann erst reinbeißt. Das sieht dann in etwas so aus:

Vorbei an der Kirche „Our Lady of Pompeii“ (Gegründet 1892 von italienischen Jesuiten, gebaut 1923) ging es weiter zu dem „Secret Dish“ der „Secret Food Tour“. „Secret“ ist es, weil in der Beschreibung der Tour die übrigen fünf Stationen aufgezählt sind und diesen Stopp kennt man nicht. Es war das Taco Mahal und es gab… einen indischen Taco. Nein, tatsächlich kein Naan oder sowas, sondern eigentlich ein indisches „Roti„, das wiederum der mexikanischen Tortilla und damit dem Taco äußerst ähnlich ist. Die Mischung zweier Welten hier kommt vom Eigentümer, von dem ein Elternteil aus Indien und eins aus Latein-Amerika stammt. Daher die „Lat-India“-Cuisine, bzw. das Mexikanisch-Indische-Fusion-Food.  Oben auf unseren Tacos war ein wenig Salat und Hühnchen (Chicken Tikka Masala). Sehr gut, würzig, und eine fürchterliche Sauerei mit der Soße.

Nachdem wir uns bisher mehr auf belebteren Straßen aufgehalten hatten, führte nun die Tour durch die ruhige Wohngegend von Greenwich Village. Hier ist es tatsächlich sehr ruhig, grün und es ist erstaunlich wenig Verkehr. Man könnte denken mit den alten, nur wenige Stockwerke hohen Häusern, ein paar grünen Hinterhöfen und der Ruhe, man wäre in irgendeinem Vorort unterwegs und nicht mitten in Manhattan, einer Insel mit ca. 1.6 Mio. Einwohnern und einer Einwohnerdichte von knapp 27.500 Einwohnern pro km2 (Vergleich München: ca. 1.5 Mio Einwohner bei 4.700 Einwohner pro km2 und da wirkt es schon voll…). Hier könnte man leben, wenn man das notwendige Kleingeld hat, um sich ein Haus im zweistelligen Millionenbereich leisten zu können. Das muss nicht mal groß sein… Wir haben uns das kleinste Haus angeschaut, das hat so ca. 2,5m Breite, kostet aber auch im hohen einstelligen Millionenbereich. Ein Haus auf dem Weg war aus Holz. Das wird zwar auch immer mal wieder verkauft, ist aber nicht so beliebt. Die Angst, dass einfach jemand eine Zigarette achtlos wegwerfen könnte und man dann kein Haus mehr hat, ist wohl viel zu groß.

Abschließend sind wir dann auch noch an dem „Friend’s„-Haus vorbeigekommen. Gut, dass wir einen Führer dabeihatten. Wir kennen die Serie nicht und hätten das Haus nicht bemerkt. Ich hoffe unsere Guides haben uns das verziehen. Wir haben mal Fotos gemacht, war auch wichtig für einen Cache dort vor Ort.

Der letzte herzhafte Stopp war dann in einer Pizzeria, mit original New Yorker Pizza von „Two Boots“ (Two Boots kommt von den Filmemachern, die das Geschäft gegründet haben und sie wollten damit auf die Stiefelform der „Heimatländer“ Italien und Louisiana aufmerksam machen). Was wir gelernt habe: der New Yorker kauft seine Pizza nach der Arbeit auf den Weg nach Hause. Korrekter auf dem Weg zur Metro.  Es sind immer nur Stücke von einer großen, runden Pizza, die dann zusammengeklappt (wichtig!) und noch im Gehen gegessen werden. Wichtig ist, vor der U-Bahnstation mit dem Essen fertig zu sein, weil wer will schon eine Pizza in der U-Bahn essen? Unser Stück war einfach nur knusprig-dünn mit einer weißen Grundsoße und verschiedenen farbigen Soßen/Pestos (vegetarisch) in Streifenform verfeinert. Die Farben sind an die Fahne der LGBT-Bewegung angelehnt und der Name der Pizza, „The Duchess„, soll an die berühmteste lesbische Bar erinnern, die in den 70 Jahren an dieser Stelle existiert hat und die dann vom damaligen Bürgermeister geschlossen wurde.

In New York gab es wohl in den 60iger Jahren immer wieder in den einschlägigen Schwulen- und Lesben-Lokalen Razzien, auch mit Anklagen wegen „ungebührlichem Verhalten“. Auf unserem weiteren Weg sind wir in der Christopher Street an der Bar „Stonewall“ vorbeigekommen. Hier gab es in der Nacht vom 27. auf den 28. Juni 1969 eine Razzia (Schwulenbars waren zwar bereits legal, aber der Bürgermeisterkandidat schwächelte in den Umfragen und meinte er müsse mal aufräumen). In der Nacht sollen sich besonders viele Schwule und Lesben in der Bar aufgehalten haben, weil am Tag zuvor die Schauspielerin Judy Garland beerdigt wurde. Dabei kam es zu einem Aufstand und die Polizei wurde vertrieben. Es kam zu einer breiten Solidarisierung mit 5-tägigen Unruhen. Dieser Aufstand in NYC wird als Wendepunkt der LGBT-Bewegung angesehen zur Stärkung der Rechte und Gleichbehandlung. Die Paraden zum „Christopher Street Day“ sollen daran erinnern. 
Letzter Stopp der Tour war wieder ein „Nachtisch“. Diesmal Cookies bei Chip City, traditionell vor Ort gebacken in verschiedenen wöchentlich wechselnden Geschmacksrichtungen. Wir haben uns für zwei Sorten entschieden: Banane, Hafer, Nüsse und „Cannoli“ (Pistazie). Wir waren aber inzwischen so gut gesättigt, dass wir uns halbe Kekse für den nächsten Tag, an dem es wieder weiter zum nächsten Ort geht, aufgehoben haben. 

Da uns gestern schon klar war, dass wir am Nachmittag schon genug zu essen bekommen würde, haben wir uns für den Abend kein Restaurant herausgesucht. Wir hatten ja immer noch das Problem, dass wir mit „Weinentzug“ an der Ostküste zu kämpfen hatten. Wir bekamen viel europäischen Wein angeboten und maximal Wein von der Westküste der USA (Kalifornien, Oregon, Washington, auch der Reihenfolge der verfügbaren Weine in der Auswahl), aber keine Weine von der Ostküste. Aber wir wussten noch, dass wir Weine aus dem Staat New York getrunken haben bei unserem Besuch 2002. Wir hatten schon vor der Reise nach Weingütern entlang des Weges gesucht gehabt, auch ein paar aufgeschrieben, aber wir sind leider nicht mal in die Nähe von einem gekommen. Außer in New York selbst. Erstaunlicherweise gibt es ein Weingut in Brooklyn. Mitten in New York City! Als es gestern um die Frage ging, was machen wir denn am Abend ohne viel Essen, haben wir noch mal nach dem Weingut gesucht und uns Eintrittskarten für heute gekauft. 
Vom Endpunkt der Food-Tour konnten wir direkt mit der Metro nach Brooklyn in die Nähe des Weingutes fahren.

Es lagen dann noch ca. 1km Fußweg vor uns durch Brooklyn. Nicht so die Hochglanzgegend wie Manhattan und wenig Leute auf der Straße. Das „Weingut“ findet man in den Brooklyn Navy Yards, auf einem alten Industriegelände. Da Boden in New York unbezahlbar ist und echte Erde, außer im Central Park, kaum zu finden ist, haben die findigen Gründer von den „Rooftop Reds“ das Dach eines alten Fabrikgebäudes auf 1375m2 als Weinberg angelegt. Mit 42 großen Plastikwannen, in denen die Weinreben stehen. 

In der Beschreibung zum Kartenkauf steht, dass es verboten ist den Aufzug zu benutzen und man die 4 Etagen zum Dach über die Treppe erklimmen muss. Wer den Fahrstuhl benutzt, wird direkt hinausgeworfen, stand da. Nach der ganzen Lauferei war das schon eine deutliche mentale Herausforderung. Aber als wir das Gebäude gefunden hatten, hatten wir ein unheimliches Glück. Direkt vor uns stand eine Gruppe junger Frauen/Schülerinnen, die auch hochwollten und einer der Besitzer wollte gerade das Gebäude verlassen und hat uns dann alle mit dem Lastenaufzug (so einer, der hinten und vorne offen ist, jetzt war auch klar, warum man den nicht alleine benutzen darf) nach oben gefahren, so dass wir nur noch die letzte Etage aufs Dach zu Fuß laufen mussten. Das war sehr nett und sehr entspannend.

Für die Eintrittskarte (15 $), die an einen Tag, aber nicht an eine Uhrzeit gebunden ist, bekommt man eine Tüte Kartoffelchips und einen halben Liter Wasser im Tetrapack (still versteht sich, es gibt Wasser mit Kohlensäure aus den USA, meist bekommt man aber in den Restaurants Perrier oder San Pellegrino serviert). Man konnte sich dann einen freien Tisch zwischen den Reben aussuchen. Die Dame, die uns am Eingang in Empfang genommen und alles Wissenswerte zum Aufenthalt erklärt hat, hat uns auf Nachfrage ihren Lieblingstisch verraten. Einen Tisch bei dem man einen schönen Blick auf die Skylines von Manhattan und Brooklyn hat. Wir haben uns niedergelassen und erst mal die auf dem Tisch bereitliegenden Karten studiert. Es gibt von Ort Kleinigkeiten zu Essen, Oliven, Schinken, Käse, Hummus etc. Aber wer mehr Hunger hat, kann sich auch von einem nahe gelegenen Pizzalieferdienst eine Pizza an den Tisch liefern lassen. Auf der Speisekare auf dem Tisch waren QR-Code und die Anweisungen, was man in die Lieferadresse einzutragen hat, vermerkt. Wir habe auch ein paar Tische gesehen, die das Angebot angenommen hatten. Wir waren jedoch so satt, dass die Tüte Chips eine willkommene Knabberei zum Wein war und wir nichts weiter benötigt haben.

Auch ja, der Wein… Da die 42 Bottiche auf dem Dach nicht genug Wein, und den auch nur in rot, produzieren, gibt es eine ganze Auswahl an Weinen von deren „eigentlichem“ Weingut am Keuka Lake im Fingerlakes Gebiet (der ist ca. 50 km südlich von Lake Ontario im Staat New York). Wir sind erst mal mit einem rosé Sekt, einem 2021 ROOFTOP REDS SPARKLING ROSÉ, in den Abend gestartet. Dieser wird nicht in einem Sektglas, sondern in einer Art Wasserglas serviert. Wirkt ein wenig seltsam und ob so ein breites Glas ohne Moussierpunkt den Geschmack richtig zur Geltung bringt, sei mal dahingestellt. Der Sekt war nicht schlecht, aber da die aufsteigende Kohlensäure einen wesentlichen Einfluss auf den Geschmack hat, schwer zu vergleichen, wenn man nicht die üblichen, hohen, schlanken Gläser bekommt.

Weil wir bisher keinen Wein der Rooftop Reds probieren konnten, haben wir das Angebot der „Flights“ in der Weinkarte genutzt. Da wir unbedingt auch einen hiesigen Wein probieren wollten, haben wir uns zunächst einmal die Weinprobe „FROM BROOKLYN, WITH LOVE“ bestellt. Diese Weine sollten die Trauben von dem Dach in Brooklyn enthalten und waren aus den Jahren 2017, 2018 und 2019. Hier gab es statt der ca. 60ml pro Probe nur 30ml. Viel kommt vermutlich nicht zusammen von den paar Reben hier. Auch wenn man die Weinprobe einmal hochrechnet, kommt man ausgehend vom Glaspreis, auf einen Preis von ca. $600 für die Flasche. Nimmt man die Flaschenpreise aus der Weinkarte, liegt man bei $1000 für den 2017er, $150 für den 2018er und $500 für den 2019er. Der 2017 war richtig gut, der 2018er naja und der 2019 ging. Also die Preise haben sie anscheinend an den Geschmack gekoppelt (hochgerechnet vom Flight auf die Flaschen, wäre man bei einem Durchschnittspreis von $550. Damit ist der Wine-Flight gar nicht so viel teurer als die Flaschenpreise). Die Reifezeit und das Wetter, das ist vermutlich auch nicht immer gut in NYC, spielen sicher eine große Rolle. Was leider nicht ganz so klar beschrieben ist, inwieweit die Weine ggf. mit Weinen vom Keuka Lake verschnitten sind, um Geschmack und Masse zu erhalten. Das ist ein bisschen schade, da könnte man ggf. noch ein wenig besser den Geschmack einschätzen, wenn man die Mengenverhältnisse kennen würde.

Für die zweite Weinprobe haben wir uns für eine Auswahl aromabetonter Rebsorten „ON THE NOSE…“ entschieden, bestehend aus einem Traminette, einem Gewürztraminer (genauso geschrieben!) und einem „June Bug White“ (hier fehlt ein „e“ in ‚Jun Bug‘ bei den Flights auf der Karte…). Der „Junikäfer (?) Weißwein“ ist eine Cuvée aus Traminette, Riesling, Chardonnay und Grünem Veltliner. Alle Weine waren solide und gut gemacht und haben hier gut geschmeckt. Vermutlich ist es wie bei vielen dieser Weine, man kann sie nur vor Ort im richtigen Ambiente gut trinken. Zu Hause würden diese vermutlich nicht mehr so gut schmecken.

Langsam ging die Sonne unter über der Skyline von New York, gut zu beobachten vom Dach dieses „Weinbergs“. Auch die Temperaturen wurden am Abend angenehmer, nachdem wir den Tag über wieder ganz schön geschwitzt hatten. Mit der hereinbrechenden Dunkelheit wurden wir auch zunehmend müde und haben uns auf den Heimweg begeben. Die vier Treppen die alte Treppe runter, war besser als diese hochlaufen zu müssen. Es ist aber ein Treppenhaus in einem Industriegebäude und man sollte vermutlich nicht zu viel getrunken haben, um unfallfrei auf der Straßenebene anzukommen. Auf dem Weg Richtung Straße war noch ein kurzer Umweg über einen angrenzenden Supermarktplatz angesagt. Hier lag noch eine Cachedose, die wir nicht auslassen wollten. Bis jetzt hatten wir nur Caches in Manhattan gesucht, ein Cache in Brooklyn durfte dann nicht fehlen.

Kurz vor dem Verlassen der Rooftop Reds hatten wir noch einen Bus gefunden, der zu einer anderen U-Bahnstation gefahren ist. Die war zwar weiter weg als die Station, an der wir angekommen sind, aber diese Verbindung hatte zwei Vorteile: erstens wir mussten nicht 1km durchs dunkle Brooklyn laufen, da die Bushaltestelle direkt an der Straße vor dem Fabrikgelände lag und zum zweiten fuhr die Metro von dieser Station aus direkt zur Station beim Hotel und wir mussten unterwegs nicht noch mal umsteigen. Das war sehr angenehm.

Im Hotel wollten wir den letzten Abend vor unserem Aufbruch nach Pennsylvanien bei einem Cocktail ausklingen lassen, aber die Bar war brechend voll. Wir haben uns aber zwei Plätze an der Bar im Restaurant Zou Zou’s ergattert. Die Cocktails waren hier andere als in der eigentlichen Bar, aber sehr gut und man hat gut und sehr laut gesessen, da das Restaurant auch bis auf den letzten Platz gefüllt war und der Geräuschpegel entsprechend hoch.

Nach dem Cocktail ging es dann aufs Zimmer, um noch die Geräte alle zu laden (vor allem das Tablet mit der Navigation) und schon mal die Sachen zusammen zu räumen, damit es dann morgen früh ohne große Verzögerungen weiter gehen kann, in Richtung unseres nächsten und damit vorletzten Stopps in den USA. Und um festzustellen, dass das Housekeeping nicht nur das Zimmer sauber gemacht hat, sondern komplett aufgeräumt. „Komplett“ umfasste auch unsere ganzen Ladekabel, die nicht mehr lose an den Steckdosen herumhingen, sondern sauber aufgerollt wurden.

NYC – PD – alles ordentlich aufgerollt

Mittwoch, 29.06.2022

Das Frühstück im Hotel war sehr teuer und nicht in unserem Tarif als solchem enthalten, wir hatten nur ein Guthaben, das wir lieber an der Bar einlösen wollten. Daher haben wir uns dazu entschlossen uns gleich auf den Weg zu machen und lieber einen Kaffee unterwegs zu trinken. Bei unserem letzten Besuch in New York, das ist jetzt schon 16 Jahre her, musste man sich für den ÖPNV noch Karten kaufen. Entweder für eine Fahrt, einen Tag oder eine Woche. Aber auch die Metro geht mit der Zeit. Inzwischen kann man mittels RFID-Touchpad an den Zugängen seine Kreditkarte, Smartphone oder Smartwatch mit Apple- und/oder Google-Pay scannen und die Fahrt wird automatisch abgebucht mit OMNY. Fährt man öfters, also mehr als 12 mal, dann zahlt man nur die ersten 12 Fahrten in der Woche und der Rest der Woche (gerechnet wird Mo-So) ist dann kostenlos. Funktioniert in der Bahn genauso wie in den Bussen, echt genial und einfach. Eine Fahrt kostet immer den gleichen Preis, ob eine Station oder einmal quer durch ganz New York. Keine Zonen, keine Waben, keine Streifen oder Sonstiges was man als Auswärtiger nie verstehen wird.

Man benötigt in den USA keine Maske mehr. Nirgendwo außer in Bussen. Aber in der Metro tragen etwas mehr als die Hälfte aller Passagiere eine Maske. Wir gehörten erst mal zur kleineren Hälfte. Da wir, seit wir in den USA waren, kaum mehr Maske getragen haben, wir waren bisher ja eigentlich nur im Auto unterwegs, hatten wir unsere natürlich im Hotel vergessen. Komisch wie man sich so an die Maske gewöhnt hat, dass es unangenehm ist, ohne sie in der Metro zu sitzen.

So sind wir ganz in den Süden von Manhattan gefahren, da wir hier bei unseren vorherigen Besuchen noch nicht länger waren. Wir waren schon mal hier, um die Fähre nach Staten Island zu nehmen… Aber da haben wir das Drumherum aus Zeitgründen nicht beachtet. Am Ausgang der Station war auch gleich ein Kaffeeladen. Wie inzwischen fast überall üblich, gab es ein großes Pad zum Scannen der Kreditkarte beim Bezahlen, mit Auswahl der Trinkgeldoptionen (18/20/22% bzw. Betragseingabe). Da wir bei dem Bezahl-Anbieter anscheinend schon mal unsere Emailadresse eingegeben hatten, kam die Rechnung, die aussieht wie ein Kassenzettel, für den Kaffee umgehend und ohne Rückfrage als Email an. Da sind wir Deutschen immer noch ganz schön rückständig. Zum einen kann man oft nur mit Bargeld bezahlen und zum anderen muss der Verkäufer einen Zettel ausdrucken, der dann wahlweise verschlampt oder schwarz wird oder die Farbe verliert und nicht mehr lesbar ist. Mal ganz abgesehen davon, dass durch die Bezahlerei mit Bargeld in Deutschland, die gleichen Leute, die das Essen machen auch meist noch mit dem siffigen Geld hantieren müssen.

Der Battery Park war an diesem Mittwoch(!) unheimlich voll. Die Leute standen Schlange, um auf eines der Hafenrundfahrtschiffe (mit Fotovorbeifahrt an der Freiheitsstatue) zu gelangen. Dafür waren im halben Park Barrieren aufgebaut, in denen sich die Leute anstellten und wir mussten ein paar Umwege laufen, um überhaupt an den nördlichen Bereich zu kommen. Von einem Cache befand sich eine Station auch hinter dieser Absperrung und wir mussten die Antwort ein wenig raten, hat aber funktioniert. 

 

Wir sind dann dem Canyon of Heroes auf dem Broadway gefolgt. Dort sind lauter Bronze-Schriftbänder auf dem Gehweg eingefügt mit historischen Daten von Besuchen oder Taten großer Persönlichkeiten. Wobei Heroes sich leider nicht nur auf friedliche Gegebenheiten begrenzt, sondern auch mal „Kriegshelden“ einschließt. Dabei kommt man auch direkt zur Wallstreet mit der berühmten Skulptur des „Charging Bulls“ bei der Aktienbörse New York Stock Exchange. Belagert von vielen Touristen. Wir sind dann der Wallstreet ein wenig gefolgt, einer kleinen Seitenstraße, die den Broadway kreuzt. Beim Lesen einer Tafel haben wir gelernt, dass der Name von der alten Stadtmauer herrührt, die hier vor ein paar hundert Jahren einmal gestanden hat. Eigentlich war es nur ein Zufall, dass wir die Wallstreet gelaufen sind. Einen Block weiter gab es eine Metrostation. Wenn man sich Manhattan einmal auf der Karte auf dem GPS oder bei google anschaut, denkt man immer, auch da kann man mal schnell noch hinlaufen. Wenn man dann die Routenfunktion anschaltet, kommen mal schnell für „die paar Blocks“ Fußwegzeiten von deutlich mehr als einer Stunde zusammen. Um überhaupt was zu sehen von der Stadt, muss man die U-Bahn verwenden. Selbst wenn man bei der Fahrt leider recht wenig mitbekommt, außer die manchmal alten, architektonisch wertvollen Stationen. 

Aber wir wollten ja unbedingt noch zu den Geisterjägern vor der Mittagspause. Das Hauptquartier aus dem berühmten Film „Ghostbusters“ von 1984 liegt auf der Ecke Varick Street/North Moore Street und ist eigentlich eine immer noch aktive Feuerwache (Hook & Ladder Company 8 Firehouse), die als Filmkulisse gedient hat. Angeblich steht in der Feuerwache auch noch ein Model des Ecto-1, dem Auto der Ghostbusters, das man sehen kann, wenn das Tor offen ist. Leider war es nicht offen, so dass wir das nicht bestätigen können. Jedenfalls gibt es auch hier viele Touristen, die kommen, um mal einen Geist aus nächster Nähe zu sehen. Es war sonnig und heiß, vermutlich nichts für Geister, zumindest hat sich uns keiner gezeigt. 

Langsam wurde es heiß und Mittag. Soll heißen wir bekamen langsam Hunger und da wir eine Reservierung zum Abendessen hatten, wollten wir nicht zu spät Mittagessen gehen. Als Anlaufpunkt hatten wir uns die New York Oyster Bar in der Grand Central Station ausgesucht. Um dort hinzugelangen (Fußweg war laut Google mehr als 1,5h) haben wir ein paar Caches später wieder die Metro bemüht. Auf dem Weg sind wir noch schnell in eine Apotheke eingefallen, haben uns Masken und Desinfektionstücher gekauft, so dass wir mit etwas besserem Gefühl in der Metro fahren konnten. Das Grand Central Terminal, wie der Bahnhof eigentlich korrekt heißt, hat eine interessante Geschichte, wurde 1913 eröffnet und ist ein wunderschönes (zumindest finden wir das) Jugendstilgebäude. In der zentralen Halle ist die gewölbte Decke mit einem Sternenhimmel bemalt und mit 2599 Sternen, 60 davon sind mit einer Lampe versehen, so dass in der Decke nachts die Sterne leuchten. Mittags sieht man davon leider etwas wenig. Aber beeindruckend ist die Decke, die erst in den 90iger-Jahren bei Renovierungsarbeiten wiederentdeckt wurde, allemal. Selbst wenn die Sternzeichen spiegelverkehrt aufgemalt sind… Ausrede der Familie Vanderbilt als Auftraggeber war angeblich, dass es die Sicht von Gott auf den Sternenhimmel darstellen soll. Die Decke war durch Zigarettenrauch so schwarz, dass man das Gemälde viele Jahrzehnte nicht mehr sehen konnte. An einer Ecke der Decke wurde eine Stelle im Originalschwarz von vor der Renovierung belassen, um den Unterschied zu demonstrieren.

Natürlich darf hier ein Cache nicht fehlen. Das Geniale an diesem Cache: Er führt direkt zur New York Oyster Bar. Vor dem Restaurant gibt es noch die „The Whispering Gallery“. Angeblich soll man sich hier in gegenüberliegende Ecken des Raumes stellen und wenn man gegen die Wand redet, so soll man das auf der anderen Seite verstehen können. Diese musste man für den Cache suchen. Dabei fragt man sich, ob man die Beschreibung korrekt verstanden hat und diese findet und vor allem: Macht man sich zum Affen, wenn man das hier so in dem Trubel ausprobiert? Man kann diese beiden Fragen ganz eindeutig mit ja und nein beantworten.  Zu finden ist die Stelle im Gang ganz einfach. Es ist da, wo vier Leute in den vier Ecken mit dem Gesicht zur Wand stehen und viele Leute darauf warten an die Reihe zu kommen, um auch mal in der Ecke zu stehen. Damit macht man sich auch nicht zum Affen und es funktioniert tatsächlich, trotz der Lautstärke und dem Trubel außen herum. 

Schon mal angekommen, haben wir uns in die Oyster Bar begeben und die Speisekarte gewälzt. Die Spezialität sind natürlich Austern, in mind. 20 verschiedenen Sorten, frisch geöffnet. Da uns Austern nicht schmecken, haben wir uns für eine Suppe und zwei kleine Gerichte entschieden. Soll ja nicht so viel sein, wir wollen ja noch Essen gehen heute Abend. Die Weinkarte ist sehr umfangreich, USA-Weine muss man aber auch hier auf der Karte suchen. Die drei deutschen Rieslinge fallen einfacher ins Auge. Wir haben doch einen Chardonnay und einen Pinot entdeckt. Bei der Suppe haben wir uns für eine New England und eine Manhattan Clam Chowder entschieden, um mal den Unterschied herauszufinden. New England ist die Weiße auf Basis einer Mehlschwitze und die Manhattan-Variante ist die Rote auf Tomatenbasis. Bei den Hauptgerichten soll es eine Portion frittierte Jakobsmuscheln mit Pommes und ein Softshell Crab Sandwich sein. Bei dem Sandwich hat uns die Bedienung gefragt, ob wir wüssten, was wir da bestellt hätten. Nachdem wir das bejaht hatten, hat sie die Bestellung in der Küche aufgegeben. Wie wir das Essen serviert bekommen haben, war auch klar warum sie fragt. Zur Art des Anrichtens hat die Dame hinter dem Tresen uns dann erzählt, es hätte schon Leute gegeben, die schreiend davongerannt wären. Keine Ahnung warum, es schmeckt doch einfach so gut. Wie es in den USA so ist, waren auch die kleinen Gerichte gut genug, um lange satt zu machen. Daher haben wir dann auf den Nachtisch verzichtet und lieber nur noch einen Eistee getrunken. Bei der Wärme draußen kann Flüssigkeit nicht schaden. 

Nach dem Essen sind wir noch ein wenig durch New York spaziert, haben ein paar Caches gesucht, u.a. im schönen kleinen Bryant Park, und haben dem Times Square im Vorbeigehen einen Besuch abgestattet. Das Suchen der Caches in New York gerade in oder neben Parks ist gar nicht so einfach, da bei dem schönen, heißen Wetter Unmengen an Menschen unterwegs sind und jedes Café und jeden Kiosk nutzen, um draußen zu sitzen. Am späten Nachmittag sind wir dann zurück ins Hotel, um uns für das Abendessen frisch zu machen. Zurück im Hotel bekommt man zum Glück immer, wenn man die Lobby betritt, eine Flasche Wasser angeboten. Das ist bei dem Wetter wirklich eine nette Geste. Auf dem Zimmer fanden wir dann im Schrank eine Schachtel mit der frisch gewaschenen Wäsche vor. Das hat wenigstens einmal so funktioniert wie erhofft. 

Der Weg zum Momofuku Ko mit der Metro war kein Problem. Google hat uns auch schön in die Nähe des Restaurants geführt. Nur die Hausnummer 8 vom Restaurant haben wir erst mal nicht gefunden. Es gab 6 und 10, aber dazwischen war ein karger, nicht sehr attraktiver Hinterhof. Wir haben in Shanghai schon mal ein Restaurant über einen hässlicheren Hinterhof betreten. Es sah wenig einladend aus, es gab keine Schilder, aber irgendwann haben wir uns getraut, mal reinzulaufen. Und tatsächlich war hinten rechts ein unscheinbarer Eingang, der in einen total überfüllten Raum mündete. Das Restaurant ist mit 12 Plätzen ausgeschrieben…

Die Frage nach dem „Ko“ hat uns dann durch ein paar Gänge in einen ruhigen, abgedunkelten Nebenraum geführt, an dem wir am Tresen unsere Plätze einnehmen durften. Sehr schön gestaltet, an einer Seite die Kühlschränke mit Fisch und Dry-Aged-Fleisch und der Tresen hat die Kochinsel in der Mitte auf drei Seiten umschlossen, so dass man den Köchen bei der Zubereitung zuschauen konnte. Außerdem wurden so die Speisen von den Köchen selbst serviert und erklärt.

Ein sehr gutes Essen in vielen kleinen Gängen mit einer sehr passenden Getränkebegleitung.

Zum Abschied gab es noch ein Bild mit Koch, und Tee und Nougat zum mit nach Hause nehmen. 

Zurück im Hotel haben wir noch einen Drink an der Bar genommen, einmal einen Manhattan in Manhattan, das musste schon sein. Etwas zu alkoholisch… Da hat einer gereicht, um uns fertig zu machen und ins Bett zu schicken.

Dienstag, 28.06.2022

Nach dem Aufstehen, war unsere erste Frage: Ist die Wäsche gestern Abend noch gekommen? Und wo bekommen wir was zum Frühstück? Also eigentlich auch in dieser Reihenfolge. Die Frage an die Rezeption, ob die Wäsche gekommen ist, wurde zum Glück mit einem „Ja“ beantwortet. Uns fiel ein Stein vom Herzen. Kaffee gab es dann bei dem Kaffeeladen von gestern ums Eck vom Hotel, wir mussten ja sowieso einen Moment aufs Auto warten. Das war ganz praktisch, dem Valet Bescheid zu sagen und dann kurz ums Eck zu gehen. Viel Zeit hatten wir nicht, da wir nach New York wollten, mit Stau rechnen mussten und für den Abend eine „Tisch“-Reservierung hatten. Wenn auch nur ums Eck vom Hotel (das Hotel war nach dem Restaurant passend gebucht), so wollten wir nicht so viel zu spät kommen. 

Auf dem Highway ist nicht viel passiert… Man konnte gemütlich immer geradeaus fahren. Irgendwann mussten wir tanken und sind abgefahren, um eine Tankstelle aufzusuchen. Dort gab es noch einmal Kaffee… Da wurde es dann wieder interessant. Neben einem Nescafe-Automaten, der Latte Macchiato, Cappuccino etc. zubereiten konnte (aus Pulverkaffee?), gab es auch verschiedene Filterkaffees. Neben einem kolumbianischen Kaffee und einem entkoffeinierten (den gibt es tatsächlich in den USA überall neben dem regulären), auch noch welche mit Geschmack: Vanille und Haselnuss. Neben diversen Sirupen mit Geschmack (natürlich kalorienfrei) und Milch (zwei Fettstufen). Aber das Beste war ein Automat der Zucker (weiß + braun) und Süßstoff gespendet hat!

 In den USA bekommt man eigentlich immer zum Kaffee Zucker und Süßstoff auf den Tisch gestellt. Den Süßstoff meist noch in verschiedenen Varianten, die man leicht anhand der Farbe des Päckchens unterscheiden kann. Rosa = Saccharin, Blau = Aspartam, Gelb = Sucralose und ganz neu: Grün = Stevia. Der Süßstoff-Spende-Automat hatte außen die Tasten für Zucker und dazwischen drei Tasten für den Süßstoff. Einfach nur beschriftet mit „rosa Süßstoff“, bzw. „blau“ und „gelb“. Bei uns gibt es einfach irgendeinen Süßstoff, wenn man danach fragt. Aber als Automat aus denen Farben kommen, hat das was. Außerdem hatte die Tankstelle Snapple! Das hat Stefan schon die ganze Zeit gesucht und endlich hier das erste Mal bekommen. Ein Fruchtdrink, völlig übersüßt mit nur natürlichen Zutaten. Und schmeckt total künstlich. Lecker!

Die weitere Fahrt war nicht besonders spannend. Auf einem Parkplatz am Rande des Highways haben wir noch einen Cache gesucht, die Dose war aber voll mit Wasser gelaufen und der Logstreifen war matsch. Nicht so appetitlich. In einem kleinen Ort entlang des Highways, Shrewsbury, gab es noch ein paar Caches. Einen auf dem Friedhof und ja, man konnte wieder mit dem Auto bis vor die Dose fahren. Das ist schon komisch, wenn man überall direkt bis vor das Grab fahren kann. Selbst bei Beerdigungen gibt es einen Autokorso hinter dem Leichenwagen bis ans Grab. Einen weiteren Cache, der in der Ortsmitte begann, konnten wir am Ende nicht finden. Schade, aber kommt halt vor. Wir konnten auch nicht ausgedehnt und lange suchen, da wir weiter mussten. Der Ort war so richtig amerikanisch. Also für uns so wie man sich so einen Ort in den USA vorstellt. Weiße Häuser, Kirche, Feuerwehr mit diesen riesigen, breiten LKW und den amerikanischen Flaggen überall und blau-weiß-roten Girlanden. Hier fühlt man sich so richtig mitten in den USA. Und wie in einer Kulisse, weil man niemanden auf der Straße oder in den Vorgärten herumlaufen sieht.

Dann haben wir noch den Unterschied erfahren zwischen Highways und Parkways. Das erste auffällige an den Parkways waren die Leitplanken aus Holz anstatt Metall. Und dann dürfen dort keine LKWs fahren. Bei der ersten Brücke, die den Parkway quert, weiß man dann auch warum… Die sind so tief, dass man im PKW versucht den Kopf einzuziehen. 

Unterwegs haben wir nochmal kurz angehalten, war schon eine lange Fahrt, und haben auf einem Baumarktparkplatz die Reste unseres gestrigen Abendessens als Picknick aus dem Kofferraum verzehrt.

Aber dann kamen wir nach Manhattan! Zumindest an den Straßenschilden konnte man das erkennen. Wir sind oben aus dem Norden ganz am Ende nach Manhattan eingefahren (so um die 254-ste Straße) und dann am Westrand einmal komplett runtergefahren, etwa bei Straße 220 kommt man auf die eigentliche Insel und dann bis zur 34-sten Straße. Wir hatten uns schon vorgestellt wie man nach Manhattan reinfährt, uns Frank Sinatra auf dem Navi-Tablet bei Youtube herausgesucht, um das dann laufen zu lassen, wenn die Wolkenkratzer vor einem auftauchen. Wenn schon mal in/auf Manhattan war, hat man da so eine Vorstellung, wie es aussehen sollte. Wenn man schon mal mit dem Auto da gewesen wäre, hätte man gewusst, dass es alles ganz anders ist. Man fährt am Hudson entlang durch einen Park. Und sieht nur grüne Bäume und nur ganz gelegentlich neben der Straße ein paar Wohngebäude. Hängebrücken. Einen Flugzeugträger. Aber keine so richtig hohen Hochhäuser. 

Wir haben mehrfach die Musik gestartet, um ein Video von der Einfahrt nach New York aufzunehmen, immer wenn eine Kurve kam und wir dahinter „die Stadt“ vermuteten. Aber gesehen hat man wenig. Der Park endet erst in etwa auf Höhe der 60-sten Straße, das ist auf Höhe des südlichen Endes des Central Park. Vorher kann man sich nur an den Ausfahrten und den dortigen Straßennummern vorstellen, wo man sich ungefähr befindet.  Aber hier haben wir dann doch endlich unsere Einfahrt nach New York filmen können. 

 

Unser Hotel, das Pendry Manhattan West, ist in der 33-sten Straße, die aber eine Einbahnstraße Richtung Westen ist. Daher mussten wir erst mal in die 34-ste abbiegen und dann über die 9-te Avenue in die richtige Richtung zum Hotel fahren. Auf der Straße liegt auch das Empire State Building, das wir auf diese Weise schon bei der Anfahrt zu Gesicht bekommen haben. Und etwas, dass einem vermutlich nur in New York begegnet… Einen berittenen Polizisten, der mit Pferd mitten im dichten Verkehr unterwegs ist. Das Hotel war gut zu finden, der Valet-Service hat sich ums Auto gekümmert und wir haben zur Begrüßung erst mal einen Drink und zwei Flaschen Wasser bekommen. Wir wurden auf unser Zimmer geführt und mit den Eigenschaften des Zimmers vertraut gemacht. 

Wichtigster Hinweis: Nichts aus der Minibar nehmen, nur um zu schauen. Alle Artikel, sowohl im Kühlschrank, wie auch auf dem Schrank, sind mit Drucksensoren ausgestattet, die die Entnahme von Getränken oder Knabbereien automatisch auf die Zimmerrechnung verbuchen. Eine so gigantisch ausgestattete Minibar haben wir noch nie erlebt. Große Auswahl an Getränken, viel Knabberkrimskrams und die Alkoholika sind nicht diese mickrigen 2cl/4cl-Fläschen, sondern Whiskeys, Vodka etc. sind 0,375 bis 0,5 Liter Flaschen. Die Preise sind auch entsprechend zum Teil dreistellig. Es gab zwei Flaschen stilles Wasser kostenlos.

Da wir hier drei Übernachtungen geplant hatten, können wir hier entspannt den Wäscheservice nutzen, ohne die Angst die Wäsche nicht rechtzeitig zurückzubekommen, wie gestern Nacht. Wenn es einen Tag länger dauern sollte, wäre das nicht so schlimm und so haben wir noch die Wäsche für die Wäscherei in den dafür vorgesehenen Beutel gepackt, um diese abholen zu lassen, um keinen Tag zu verlieren.

Die Sicht auf die Stadt war großartig von hier oben, New York mit seinen Wolkenkratzern. Nach einer kurzen Dusche ging es dann auch gleich zum Essen. Zum Glück war das nur zwei Blocks entfernt. Im Mercado Little Spain kamen wir erst mal an den Empfang des Restaurants, das sehr voll war und keinen freien Tisch mehr hatte. Als wir angegeben haben, wir hätten eine Reservierung, hat man uns eine Treppe nach unten in den Keller geschickt. Was wir nicht so genau im Kopf hatten war, dass das Restaurant zwei Ebenen mit unterschiedlichen Speisen hat. Oben gab ein ein „American-all-day“-Restaurant. Aber wir wollten ja in das mit dem spanischen Essen und das war eben eine Ebene tiefer.

Das Restaurant La Barra war mitten in eine Art Markt hineingebaut. Außenherum gab es viele Stände, die spanische Lebensmittel, Wurst, Schinken, Fisch etc. verkauft haben. Allerdings um diese Uhrzeit war der Markt dann doch schon geschlossen. Im Restaurant gab es eine große Auswahl an Wein und Tapas, aus denen wir uns unser Abendessen zusammengestellt haben. Es war brechend voll und man saß dicht gedrängt an der Bar. Ein Glück für uns, weil man von hier aus einen perfekten Blick in die Küche und auf die Zubereitung der warmen Gerichte hatte. Für Gruppen und Familien gab es auch Tische. Einer war ein mit Glasplatte ausgestatteter Kicker. Wenn es mal wieder etwas länger dauert? Aber Service und Küche waren sehr fix und das Essen wirklich empfehlenswert. 

Gut gesättigt haben wir uns auf den Rückweg gemacht. Auf dem Hinweg sind wir google gefolgt und über die Straßen zum Restaurant gelaufen. Jetzt in der Nacht bemerkten wir eine Treppe und eine eiserne Brücke, die hübsch beleuchtet war, und auf der man grüne Sträucher erkennen konnte. Neugierig haben wir die Treppe erklommen und fanden uns auf einer grün bewachsenen, mit einem reinen Gehweg und vielen Bänken ausgestatteten U-Bahn-Brücke wieder. Eine Tafel hat uns darüber aufgeklärt, dass das Gebiet Hudson Yards, zu dem auch unser Hotel gehört, früher ein hässlicher Abstell- und Abladeplatz der New Yorker Metro war und dort die alten und kaputten U-Bahn-Züge abgestellt wurden, damit sie in Ruhe vergammeln können. Dieses Gebiet wurde geräumt, es wurde dort in den letzten zwei, drei Jahren begonnen ein komplett neues Stadtgebiet zu bauen, mit Kaffees, Restaurants, Hotels, Firmengebäuden, renovierten Wohnungen und viel Platz für Fußgänger, sowie dem Herzstück The Vessel. So wurden die alten U-Bahntrassen stillgelegt und zu Fußwegen oberhalb der Straßen ausgebaut, genannt The High Line, die auch an die neu geschaffenen Fußgängerzonen angeschlossen waren. So konnten wir von dem Restaurant ohne Autos, ohne Lärm und ohne eine Straße überqueren zu müssen, bis zur Plaza hinter unserem Hotel laufen. 

Und so konnten wir gut gesättigt und zufrieden ins Bett sinken. 

Montag, 27.6.2022

Nach dem Aufstehen und Fertigmachen für den Tag (diesmal brauchts mal was für schlechteres Wetter), haben wir zunächst vergessen, einen Regenschirm mitzunehmen. Das fällt einem aber auch erst später auf, wenn man ihn braucht. Aber nach den ganzen heißen Tagen im Süden war es mit ca. 20-24°C wieder einmal angenehm kühl. Außerdem fehlt uns ja immer noch eine Tasche und auf Grund der geringen Menge an Hosen, haben wir noch zwei für die Wäscherei an der Rezeption abgegeben (morgens abgegeben bis abends zurück, hieß es).

Zunächst hatten wir uns das Frühstück im Hotel angeschaut, das nicht mit im Zimmerpreis enthalten war. Wir hätten hier gefrühstückt, weil es einfach und schnell gewesen wäre. Aber das Frühstücksbuffet war weder umfangreich noch irgendwie ansprechend, es sah wieder nach „wirf einfach alles weg, was du benutzt hast“ aus und außerdem war es dort voll, eng und fürchterlich laut. Wir haben uns dann für einen kleinen Kaffeeladen entschieden, der ums Eck vom Hotel war und den wir gestern Abend auf dem Weg zum Essen gesehen hatten, namens Speckled Ax. Auf dem Weg sind wir noch beim Valet-Service vorbei, um unser Auto bringen zu lassen. Eigentlich sollte man eine SMS schicken. War gut gemacht, man konnte einen QR-Barcode auf dem Abholschein scannen, damit ging die SMS-App auf mit Nummer und zu sendendem Text. Nur hat das Senden der SMS von einem deutschen Smartphone aus nicht funktioniert. Also zu Fuß und mündlich, geht aber auch. Im Kaffeeladen gab es dann einfach Cream Cheese-Bagel mit Kaffee bzw. Chai-Latte. Hier war wenigstens nur der Papp-Kaffeebecher zum Wegwerfen, die Bagel kamen klassisch auf Porzellantellern. 

Beim Frühstück hatten wir versucht herauszufinden, wo es Hummer gibt an der Küste und wer an einem Montag vielleicht auf hat… Nicht so einfach. Aber irgendeiner wird hoffentlich auf haben auf unserer Liste. Wir haben unser Auto geschnappt und den entferntesten Ort eingegeben. Wir wollten uns so in etwa leiten lassen und schauen, wo wir vielleicht mal spontan in Richtung Ozean abbiegen. Laut Bild auf dem Navi waren wir immer nahe der Küste… Nur hier steht so viel Wald, dass man das Wasser einfach nicht sieht.

Auf dem Weg haben wir dann noch Caches geschaut und zunächst einen Virtual gefunden, mit einem außergewöhnlichen Objekt, dessen Name man herausfinden sollte. Außerdem gab es da noch einen Tradi. Als wir dort hinkamen, hat sich das Gebäude als Firmensitz von DeLorme (seit 2016 Garmin) herausgestellt, die topographische Karten von den USA erstellen. Das Firmengebäude beinhaltet den größten, sich drehenden Globus der Erde (Maßstab 1:1.000.000), genannt „Eartha„. Den Globus kann man von zwei Ebenen im Gebäude aus betrachten. Öffentlich. Für alle Besucher. Tipp für Cacher: Auf der Eingangsebene gibt es eine Sammlung von über 100 Geocoins zu bestaunen. Mit ausgelegter Liste der Trackingnummern zum Discovern! Wir haben uns reichlich Zeit gelassen mit dem Anschauen des Globus, haben die obere Ebene besucht und uns hingesetzt, um dem Globus beim Drehen zuzuschauen… Also jetzt nicht weil wir die Zeit gehabt hätten, aber es hatte angefangen zu schütten, wie aus Kübeln, und wir hatten ja leider vergessen einen Regenschirm aus dem Hotel mitzunehmen. 

Der nächste Stopp war gleich wieder ein Tradi und ein Virtual recht nah beieinander mit Parkplatz in einem der nächsten Orte, durch die wir fahren werden. Der Virtual handelte von dem legendären „L.L.Bean“-Stiefel. Ja genau, keine Ahnung was das sein sollte, aber Cachen bildet und man kann sich das Ding ja mal ansehen. Was auch immer das sein soll und warum der so berühmt ist…

Also Parkplatz gefunden und auch erst mal den Tradi in der Nähe des Parkplatz gesucht und geloggt. Dann sind wir auf die Suche nach dem L.L.Bean-Dingsbums gegangen und haben dann eine überdimensionale Skulptur gefunden, die einem beigen Stiefel mit Gummisohle (das besondere ist wohl, dass die Gummisohle an den Seiten hochgezogen ist, so dass er wasserdicht sein soll, auch „Maine Hunting Shoe“ genannt) ähnlich sah, gefunden.  Als wir da so standen, um die gestellten Fragen zu beantworten (Anzahl Stiche in der Naht etc.) fing es schon wieder an zu schütten. Was tun? Also haben wir uns gedacht, schauen wir uns doch die Schuhe mal an im Laden, da ist es zumindest trocken. 

Im Eingangsbereich standen zwei Angestellte, die alle hereinkommenden Kunden begrüßt haben. Wir haben uns die Stiefel mal in echt angeschaut. Aber keine gekauft, so schön sind die dann doch nicht. L.L.Bean ist ein Geschäft für Outdoor-Aktivitäten, Jagen, Angeln, Campen, Wandern, Kajak, Klettern und so weiter, mit viel Bekleidung von der Eigenmarke. Da immer noch die eine Reisetasche fehlt, falls wir das noch nicht erwähnt haben und es immer noch geregnet hat, haben wir uns mal so angeschaut, was die so anbieten. Und einiges noch eingekauft, wenn man schon mal da ist und die Sachen gerade in der richtigen Größe vorhanden sind. Ein sehr schöner und aufgeräumter Laden, mit vielen netten Mitarbeitern. Auf dem Weg nach draußen wurde man im Eingangsbereich von den zwei dort postierten Mitarbeitern auch wieder verabschiedet. In Sachen Kundenbindung und Freundlichkeit können sich die Deutschen dort echt mal was abschauen.

Weiter ging die Reise auf Highway No. 1. Unterwegs ist uns eine Gruppe von neugebauten, bunten Holzhäusern aufgefallen, die auf einem Schild mit einem Laden für Maine-Produkte und mit einer Probierstube geworben haben. Vielleicht kommen wir ja auf dem Rückweg hier wieder vorbei (so viele Highways zur Auswahl gibt es auch nicht). Das hat sich zumindest mal interessant angehört.

Irgendwann wollten wir endlich mal ans Wasser. Also haben wir uns einen Cache am Ende einer der vielen Halbinseln ausgesucht, mit der Hoffnung auf Hummerbrötchen und sind einfach mal vom Highway abgebogen und durch die Landschaft gefahren. Zunächst haben wir eine Hummerskulptur am Wegesrand gefunden. Mit Cache-Dose im Maul. Kann man nicht essen, aber immerhin ein hübscher Hummer für den Blogtitel.

Und da war er dann plötzlich! Ohne Vorwarnung, ohne Hinweis im Internet, die Holzhütte am Wasser mit Hummer! In Wiscassett. Sprague’s Lobster. Wir haben sofort einen Stopp eingelegt, leider war der erste Parkplatz aber voll. Aber es gab noch weiter hinten am Wasser entlang, einen zweiten Platz auf dem ein Schild stand, man dürfe hier parken, wird aber gebeten als Gebühr zwei Dollar in den Briefkasten zu werfen. Dass das funktioniert und keiner den Briefkasten (so ein gewöhnlicher Metallbriefkasten wie bei uns an den Häusern mit Einwurfschlitz oben) klaut? Aber auch die anderen, die wir haben parken sehen, haben ganz selbstverständlich ihre zwei Dollar eingeworfen. 

Es gab die von uns gesuchten Lobster-Rolls aber man konnte auch ganze Hummer, frisch gekocht, bekommen. Die Lobster-Rolls sind hier übrigens ein getoastetes Brötchen mit flüssiger Butter und kaltem Hummer. Wir haben uns für eine Clam Chowder (Tagessuppe) und zwei Lobster Rolls entschieden. Nur Barzahlung versteht sich… Vor dem Verkaufsstand gab es praktischerweise aber auch einen Geldautomaten, für den Fall, dass man nicht genug Bargeld dabeihaben sollte. Die Clam Chowder war großartig. Nicht oder nur leicht mit Mehlschwitze gebunden und einen sehr tiefen, intensiven Geschmack. Dazu gab es auch wieder die „Oyster Cracker„, wie auch schon gestern Abend. Die bekommt man immer zu einer „Chowder“ dazu. Und es scheint nur diese eine Marke zu geben. Als Nachspeise haben wir uns dann noch ein Eis gegönnt. Dieses hätte kalorientechnisch auch locker für zwei Personen als Hauptnahrung gereicht. Wir hatten uns für die Sorten Moose-Tracks (Elch-Spuren, Vanille mit Erdnussbutter-Schoko-Stücken und „Fudge“ so einer Art Weichkaramell) und Deer-Tracks (Hirsch-Spuren, Espresso-Eiscreme mit „Heath Bar„, das ist ein Toffee-Riegel mit Mandel und Schokolade und auch diesem „Fudge„) entschieden.

Wir waren so mit dem guten Essen abgelenkt, dass wir vergessen haben nach weiteren Caches zu schauen. Wir sind dann weiter an die Spitze der Halbinsel nach Boothbay Harbour, haben einen schönen Wanderweg ein Stück begangen und mussten uns dabei an ein paar Leuten vorbeiquetschen, die den Weg mit Stativen, großen Ferngläsern und Fotoapparaten zugestellt haben. Das Wetter war immer noch nicht besser und nach ein paar Fotos sind wir wieder zum Auto zurückgekehrt und ein Stückchen weitergefahren. Nicht weit weg gab es noch eine Cachedose, gegenüber einer Kirche. Diese haben wir schnell gefunden, zum Glück, denn es begann mal wieder zu regnen. Als wir auf dem Rückweg wieder in die Nähe der Hummerbude gekommen sind, ist uns aufgefallen, dass wir total vergessen hatten zu schauen, ob es nicht einen Cache in der Nähe gegeben hätte… Wir mussten feststellen, dass wir fast drauf gesessen haben! Also noch einmal kurz angehalten und uns schnell in die Dose eingetragen. Wäre sonst ja doch ein wenig peinlich gewesen.

Da das Wetter nicht besserwerden wollte und es inzwischen schon gegen Abend hin ging, haben wir beschlossen nicht weiterzufahren, sondern uns zurück in Richtung Portland zu orientieren. Und zu schauen, ob dieser „All Maine Product Tasting“-Markt, den wir auf dem Hinweg gesehen hatten, vielleicht (noch) offen hat. 

Das Maine Tasting Center war nicht schwer zu finden auf dem Rückweg und hatte tatsächlich offen. Wir waren uns zunächst nicht sicher. Kein Auto auf dem Parkplatz, keine Leute, aber im Eingang zum Verkaufsraum konnten wir Licht entdecken. 

Also sind wir hineingegangen und sind auf drei sehr freundliche Damen getroffen, die hier Dienst taten, Snacks zubereiten konnten und uns alles Mögliche über die Produkte aus Maine erzählen konnten. Wir haben uns umgesehen, haben zwei Weine aus Maine probiert (wenn wir auch auf der ganzen Reise bisher keinen Weinstock gesehen haben) und uns dann entschieden, hier von den Snacks ein paar Dinge, die sich interessant anhörten, zum Mitnehmen zu kaufen und dann als Abendessen im Hotel zu genießen. Zum Zimmer gehörte noch eine Flasche Sekt inkl. Sektkühler mit Eis, die sie uns, während wir gestern Essen waren, auf das Zimmer gestellt hatten. Trinken konnten wir die nicht mehr gestern in der Nacht. Also hatten wir die Flasche in die Minibar gelegt zum Kühlen und das Schmelzwasser entsorgt. Die Flasche sollte weiterhin kalt sein, Eis für den Kühler bekommt man in den USA auf jedem Stockwerk.

Wir haben uns für die geräucherte Fisch-Platte zum Mitnehmen entschieden und eine zweite Box aus den übrigen Snacks (Wurst/Käse/Hummus etc.) zusammengestellt. Während wir auf die Zubereitung gewartet haben, haben wir uns noch ein wenig im Shop umgesehen, ein, zwei Mitbringsel gefunden und dann wurde uns noch ein „Ahornsirup-Wein“ angeboten. Sehr interessantes  Geschmackserlebnis, trocken, karamellig, vanillig (nein es war ein Laden für Essen nicht für Adjektive). Von dem Wein haben wir uns auch noch eine Flasche für zu Hause eingepackt. Mit unseren Schachteln im Gepäck sind wir dann wieder zurück zum Hotel gefahren.

Eine kleine Runde durch Portland, vorbei an ein paar Caches, haben wir auch noch gedreht. Angesichts des Wetters wurde die Runde aber sehr bequem mit dem Auto absolviert.

Der erste Blick zurück auf dem Zimmer galt der Wäsche, die wir zum Waschen gegeben hatten. Natürlich nicht da. Ein Anruf bei der Rezeption brachte dann die Erkenntnis: Die Wäsche ist (noch) nicht da. Nach dem Drama mit dem verlorenen Gepäck kam dann langsam Panik auf. Die Rezeption meinte, die Wäscherei kommt manchmal später. Wir sollten später noch mal fragen. Also erst mal zum Eisautomaten und versucht Eis zu holen für den Sektkübel. Der erste Versuch ging dann gleich mal daneben, es kam nur kaltes Wasser raus. Komisches Gerät in den USA, wo die Amerikaner sonst in allen Hotelfluren mit Eiswürfelbehältern herumlaufen. Neues Hotel, nagelneuer High-Tech Eis- und Wasserspender. Hatten wir auch noch nicht gesehen. Bis jetzt hatten wir nur reine Eiswürfelautomaten die Eis gespuckt haben. Nach kurzem Betrachten des Geräts haben wir das Auswahlmenü gefunden: kaltes Wasser, Wasser + Eiswürfel und Eiswürfel pur. Will man aus so einem Automaten wirklich Wasser trinken? In fast jedem Reiseführer wird vor den Kisten als Bakterienschleudern gewarnt. Egal, ist ja nur zum Kühlen. Jetzt mit Eiswürfeln kann es ans Essen gehen. 

Wir haben unser Essen ausgepackt, das wirklich liebevoll angerichtet war. Und mit allem, was man braucht. Also neben Brot und Kräckern auch Besteck und Servietten. Okay zwar alles in Einweg, aber der Karton und der Rest war kompostierbar, inkl. dem Besteck. Das bekommt man auch bei uns zu Hause nur sehr selten. Wir haben den Fisch vorsichtshalber aufgegessen und vom Rest probiert und beschlossen, diesen für die Fahrt morgen als Picknick mitzunehmen.

Nach dem Essen sind wir noch an die Hotelbar… Zum einen wegen der Bar und zum anderen, um an der Rezeption noch mal nach der Wäsche zu fragen. Aber erst mal einen Drink an der Bar. Also mehr so zwei Drinks… Heute war der Barmann wieder da und die Drinks waren sehr gut und harmonisch. So kurz nach 22 Uhr dachten wir dann, wir sollten schlafen gehen und könnten die Sachen von der Wäscherei dann gleich mitnehmen. Waren aber immer noch da… Die kommen manchmal etwas später erst zum Abgeben der Sachen… Später. Nach 22 Uhr… Wir haben begonnen zu überlegen, was wir machen können. Morgen auf dem Weg direkt bei der Wäscherei vorbeifahren (die Adressen könnte uns erst der Manager morgen früh sagen)? Die gerade gekauften Sachen zurückzulassen wäre jetzt keine gute Option gewesen. 

Und so sind wir erst mal ins Bett gegangen in der Hoffnung, dass die Wäscheauslieferung einfach nur etwas später kommt.

Sonntag, 26.6.2022

Vor dem Frühstück haben wir schon mal unsere Sachen ins Auto geräumt, um später schneller loszukommen. Gestern Abend haben wir den Cache am Hotel nicht mehr machen wollen und so haben wir noch schnell eine Dose gesucht zum Appetitanregen, die auch gleich gefunden war.

Das Frühstück war… merkwürdig? Für uns als Europäer, die lange nicht mehr in den USA waren zumindest. Dass eine große Gruppe den ganzen Frühstückraum belagert hat, kann ja vorkommen. Im Laufe der Zeit haben wir herausbekommen, die waren alle auf einer „Italienischen Hochzeit“ zu Gast, „mit tollem Essen etc.“.  Die hatten sich viel zu erzählen, waren da als wir den Frühstücksbereich betreten hatten und auch noch als wir fertig waren. Das mit dem „merkwürdig“ ist, dass das Frühstück schon gut war. Es gab unheimlich viel, Rührei, Würstchen, Kartoffeln, Waffeln zum Selberbacken, drei Sorten Kaffee (hell, dunkel, entkoffeiniert), 3 Sorten Saft, Kaffeegeschmacksirgendwas (Coffee Mate)  u.v.m., aber es gab nur: Pappteller, Plastikbesteck, Pappbecher, Plastikbecher für die Säfte… Also anstatt das Geschirr abzuräumen, wirft man einfach alles in den Müll. Gewöhnungsbedürftig. Aber wie gesagt, Auswahl und Geschmack des Frühstücks waren sehr gut. 

Wir haben uns dann die Wegstrecke zu unserem nächsten Ziel Portland, Maine, angeschaut. Ein paar Caches, die einfach „witzig“ gewesen wären, lagen jetzt nicht direkt auf der Route, sondern mit 2h Umweg etwas abseits. Da wir aber davon ausgegangen sind, dass wir genug Zeit hatten, haben wir die Strecke mit Umweg gewählt. 

Mit „witzig“ sind hier die Caches und Orte gemeint, die uns an daheim erinnern. So wollten wir unbedingt den Ort „New Paltz“ (man beachte die korrekte „pälzische“ Schreibweise) und den dortigen Cache „Die Pfalz“ besuchen. Dieser Cache führte uns zunächst an die „Älteste Straße von Amerika“, die Huguenot Street im bereits 1686 gegründeten New Paltz. Vermutlich weiß keiner, ob das mit der ältesten Straße stimmt oder nicht, aber zumindest wird sie oft so genannt. Die Straße ist inzwischen für den Autoverkehr abgesperrt und so kann man dort entspannt entlanglaufen und sich die uralten Gebäude anschauen, die Ende des 17., Anfang des 18. Jahrhunderts entstanden sind. Die Häuser wurde 1935(!) mit gusseisernen Tafeln versehen, unter anderen mit Baudatum, Erbauer und interessanten Details (Keller, runde Fenster…) der Gebäude. Weil wir mit dem Cache ein paar Probleme hatten, haben wir uns in einem Museum/Souvenirshop die Antwort besorgt. Sehr freundlich dort. Wir wurden von einem Herrn zusätzlich mit ein paar weiteren Erklärungen zum Ort versorgt und dem Angebot, wenn wir den in der Nähe liegenden Tradi nicht finden sollten, wir könnten ihn fragen, er weiß wo dieser zu finden ist. (Wir haben ihn selbst finden können, nur um es schnell noch zu erwähnen).

Nach dem Spaziergang auf der Huguenot Street haben wir noch einen Abstecher zur Universität in New Paltz unternommen. Zum Glück war Sonntag und alle Parkplätze leer, so dass wir in der Nähe des nächsten Caches parken konnten. 

Weiter ging die Fahrt mit einem kurzen Tankstopp und ein paar Getränken einer großen Kaffeekette, die nebenan einen Drive Thru betreibt. Das war eigentlich sowas wie eine Autobahnraststätte, aber in Form unserer Autohöfe, also Tankstelle mit umgebender Fastfood Gastronomie in eigenen Gebäuden. Die Spritpreise sind auch in den USA sehr stark angestiegen. Auch wenn der Preis für Normal-Benzin (E10) nur bei ca. 1,30 EUR/Liter liegt. Die amerikanische Regierung hatte wohl schon Pläne, für 3 Monate die Steuer auf Benzin zu streichen (wie bei uns). Nur das man nicht 30ct/Liter nachlassen kann wie bei uns, da die Steuer gerade mal $0,13 (1 Gallone ~ 3,785 Liter, ergibt ca. 0,03-0,034 EUR/Liter) beträgt. 

Natürlich durfte auf dem Weg auch ein schneller Stop mit Cache im „Granite State“ New Hampshire nicht fehlen. Ganz praktisch gab es kurz hinter der Staatengrenze einen Rastplatz mit Tourist-Info und einem Tradi. Unser achter Bundesstaat in den USA, in dem wir einen Cache gefunden haben. Langsam wurde es später Nachmittag und die Rückreisewelle aus Maine in Richtung New York setzte ein, mit Staus und vollen Autobahnen auf der Gegenseite. Zum Glück waren wir in Richtung Norden unterwegs und hatten eine entspannte Verkehrssituation auf dem gesamten Weg.

Angekommen in Portland sind wir nicht zum Hotel, sondern erst einmal zum Fort Williams Park gefahren. Dort lag noch ein Cache, der uns für die Sammlung sehr alter Caches (GC128) noch gefehlt hat. Außerdem soll es morgen regnen und Park mit Meer und Leuchtturm ist einfach schöner bei Sonnenschein. Hier sind wir auch gleich am ersten Hummer-Imbiss, genannt Lobster Shacks, vorbeigekommen. Also soll heißen gefahren, da wir auf jedem Fall im Hellen den Cache suchen gehen wollten und ein anderer Parkplatz näher an dem Wald mit der Dose lag. Hummer kann es ja noch auf dem Rückweg geben. Die Challenge „Parkautomat“ konnten wir dann auch zum Glück meistern. Hier muss man beim Kaufen seines Parkscheines das Nummernschild vom Auto angeben UND den Parkzettel hinter die Windschutzscheibe legen. Damit ist eine Weitergabe eines für eine zu lange Parkzeit gekauften Parkscheines an eine nachfolgende Person ausgeschlossen. Raffiniert.

So sind wir losgezogen die Dose zu suchen und haben diese auch gut finden können. In der Dose befand sich noch ein Travelbug (für die Nichtcacher: ein TB, ein beliebiger Gegenstand, wie z.B. ein Spielzeugauto, ein kleiner Spielzeugdrache, wie wir ihn in China dabei hatten, Bowlingkugel, Mistgabel, Auto, also irgendwas, an dem eine kleine Metallplakette hängt mit einem eindeutigen Code darauf, mit dem man im Internet loggen kann, wo man den „TB“ gesehen hat oder was man mit ihm gemacht hat), eine Quietsche-Ente mit Kochmütze und Kochutensilien. Der „Iron-Chef“ (engl. Chef = dt. Koch). Die Frage ist immer, was hätte der Eigentümer des TB denn gerne… Wo soll der TB hin, was soll man damit machen? Ganz klar: Wir hatten Mobiltelefonempfang bis genau zum Eingang von dem kleinen Wäldchen, dann nicht mehr. Somit konnten wir im Internet jetzt nicht nachschauen. Da lassen, auf gut Glück mitnehmen und ggf. nicht das machen können, was der TB möchte, raus gehen, im Internet nachschauen, wieder zurückkommen = wir haben uns dann entschlossen den Chef einfach mitzunehmen, der passt irgendwie zu uns und wenn wir ihn nur eine Dose weiter wieder ablegen. Außerhalb des Wäldchens konnten wir dann schauen. Also der TB stammt aus Texas und war natürlich schon in Deutschland. Aber er möchte gut Essen und in Pennsylvania war er auch noch nicht. Gut, passt, Glück gehabt.

Weniger Glück hatten wir dann auf dem Rückweg zum Parkplatz. Wir sind extra einen etwas größeren Bogen gelaufen, um an dem Hummerimbiss vorbeizukommen. Der hatte gerade 10 Minuten zuvor geschlossen. Also erst mal kein Hummer. Wie wir in Erfahrung bringen konnten, macht er aber am Montag zwischen 11:00 und 18:00 wieder auf. Man hat dann so ein Bild vor Augen: hier zu spät und am Montag haben dann alle Hummerverkäufer Ruhetag. Aber so wussten wir, hier haben wir eine Alternative, wenn es hart auf hart kommt.

Jetzt also nicht gestärkt sind wir noch bis vor zum Leuchtturm gelaufen und haben und ein wenig das Meer im abendlichen Licht angesehen. Ist der Atlantic. Die Sonne geht also hinter einem unter. Spektakuläre Sonnenuntergänge über dem Meer hat es hier leider nicht und die Sonnenaufgänge sind eindeutig zu früh um diese Jahreszeit. War aber trotzdem sehr schön hier. „Ruhig“ würde ich jetzt nicht behaupten, es waren schon sehr viele Leute am Sonntagabend unterwegs. 

Dank Navi haben wir unser Hotel, das AC Hotel Portland Downtown Waterfront gut gefunden und auch erst mal eine heute kostenfreie Parklücke direkt vor dem, was wir dachten, es wäre der Eingang. Die Tür war zu und ein Gast hat uns die Tür, die wie sich herausstellte zur Bar gehörte, von innen dankenswerter Weise geöffnet. Beim Einchecken haben wir uns dann den Weg erklären lassen, wie man einmal um das Hotel herumfährt, in einen Innenhof abbiegt und da ist dann auch der Parkservice und der eigentliche Eingang zu finden. Die nette Dame von der Rezeption hat uns dann auch noch ein Restaurant für Hummer empfohlen. Vielleicht kommen wir ja doch noch zu unserem Hummerbrötchen? Hotel und damit die Zimmer waren sehr neu und modern. Ganz hübsch hier. Die Minibar war „mager“ ausgestattet mit zwei kleinen (~150ml) Flaschen Wasser. dafür gab es bei der Rezeption einen Bereich, wie ein kleiner Supermarkt, in dem man Knabbereien und Getränke kaufen konnte.

Nach einem kurzen Besuch auf dem Zimmer und dem Wechseln der verschwitzten Kleidung, sind wir auf die Suche nach dem empfohlenen Restaurant gegangen. Dank google-Maps haben wir es dann auch recht sicher gefunden. Das Restaurant Luke’s Lobster am Portland Pier liegt im Hafen ganz vorne am Wasser auf einer Mole. Diese sind hier zahlreich, recht lang und haben keine Verbindung untereinander, außer ganz an Land über die dortige Straße. Wenn man falsch abbiegen sollte, muss man den ganzen Weg zurücklaufen, um auf die Nachbarmole zu gelangen. Aber zum Glück hatten wir mit dem ersten Treffer die richtige erwischt. Es gab auch noch Tische drinnen und draußen. Wir haben uns für draußen entschieden und haben einen Tisch erhalten, der sich etwas erhöht auf einer Veranda befand mit gutem Blick auf die übrigen Tische, die sich etwas weiter unten auf einer Holzplattform befanden.

Hier gab es auch die von uns gesuchten „Lobster Rolls“, also den Hummer in einer Art Hotdog-Brötchen. Wo es die Besten gibt? da gibt es so viele Meinungen wie Gefragte 🙂 Wir haben uns als Vorspeise für eine New England Clam Chowder (wenn man schon mal wirklich in Neuengland ist) und einen Salat mit knusprigen Hühnchenstücken (Popcorn-Chicken, hatten viele geschrieben, die wären gut) entschieden und anschließend für eine Lobster-Roll mit würziger Mayonnaise und einem Probierset bestehend aus jeweils einer halben Portion mit Garnelenbrötchen, Krabbenbrötchen (Krabben meint hier nicht die kleinen Nordseekrabben, sondern die Krebse, wie Taschenkrebs oder Königskrabbe) und einer klassischen Lobster-Roll. Also der Hummer war der beste und die etwas würzigere Mayonnaise macht sich auch gut zum Hummer. Ansonsten waren die Brötchen mit reichlich flüssiger, gesalzener Butter getränkt. Da wird man ganz schön satt von.

Während wir so auf unserer erhöhten Veranda saßen, konnten wir die Möwen beobachten, die am Rande der Tische etwas weiter unten saßen und sich das Treiben im Restaurant angeschaut haben. Die saßen dort eigentlich ganz friedlich herum, bis an einem Tisch die Mutter aufgestanden und weggegangen ist und der Vater mit den Kindern alleine zurückblieb. Da ist in einem Moment, in dem der Vater gerade abgelenkt war, eine Möwe blitzartig durchgestartet und hat sich die Hummerkarkasse vom Teller geschnappt und ist nebenan auf einem Steg damit gelandet, um diese zu zerlegen und die Reste herauszufressen. Dann hatten wir Unterhaltung am Abend durch die ganzen Möwen und haben uns zum Nachtisch noch einen Cocktail genehmigt.

Auf dem Rückweg zum Hotel gab es noch einen schnellen Cache am Fährterminal. Empfohlen wird der Cache vor allem nachts. Das liegt vermutlich zum einen daran, dass dann kaum bis keine Menschen herumlaufen, keine Kreuzfahrtschiffe da sind und ganz sicher an einer Schmalspurbahn, die hier als Sehenswürdigkeit aufgestellt wurde. Die Wagen sind alle innen und außen beleuchtet und toll renoviert. Als Fotomotiv in der Nacht sehr zu empfehlen.

Jetzt war es schon recht spät und wir haben nur noch einen schnellen Absacker an der Hotelbar genommen und uns direkt ins Bett begeben, schließlich wollten wir uns ja morgen noch ein wenig Maine anschauen. 

Samstag, 25.6.2022

Wir sind sehr früh aufgestanden, um unsere drei Sachen (um auf „sieben“ zu kommen, müssten wir erst mal mehr einkaufen gehen) zu packen. Das Frühstück begann erst um 7:30 Uhr, so dass wir alles fertig machen konnten, um dann nur noch das Auto zu beladen und zum Flughafen zu fahren. Laut Google eine Fahrt von ca. 20 min zzgl. tanken. 

Eigentlich wollte Stefan die Shrimps and Grits nehmen, aber es gab heute als Special eine Lauch-Tarte. Die musste natürlich probiert werden (hätte ein wenig mehr Salz vertragen, aber ansonsten sehr gut) und Katja hatte das Oatmeal (sowas wie Haferbrei) mit Früchten. Letzteres gab es erstaunlicher Weise ohne Speck, der sonst an allen Frühstücken nicht fehlen durfte, die ohne ja sogar vegetarisch gewesen wären. Und es gab die üblichen süßen Teilchen, Obst, Saft und jede Menge Kaffee.

Auch hier war das Auschecken aus dem Hotel amerikanisch schnell… (Die bekannte Kreditkartennummer? Ja. Rechnung als Email? Ja bitte. Und schon fertig). Dann nur noch das Auto beladen und ab zum Flughafen von Charleston (CHS). Also mit kleinem Umweg, um noch eine Dose auf dem Weg zu suchen.

Während das Zurückgeben von Mietwagen in Deutschland schon mal Stress sein kann, weil der/die Angestellte von der Vermietfirma 3x ums Auto läuft um jeden noch so unbedeutenden Kratzer einem vorzuhalten (trotz Vollkasko), fährt man in Charleston einfach den Schildern zur Mietwagenrückgabe hinterher, bis man seinen Vermieter findet, muss sich dann trauen über so einen Stachelbalken zu fahren, der die Autoreifen zerschneidet, wenn man in die falsche Richtung drüberfährt und weiß erst mal nicht wohin… man sieht fünf Reihen mit einer Menge Autos, die auf drei(!) markierten Abgabespuren dicht an dicht stehen, so dass man nicht mal mehr die Türen aufmachen kann. Aber dann kam ein junger Herr, der uns eingewunken hat, damit unser Auto auch nur wenige Zentimeter von den anderen entfernt steht und dann wieder verschwand. Wir haben unsere Sachen aus dem Auto geholt, den Schlüssel auf den Fahrersitz gelegt und sind halt gegangen. War weit und breit keiner mehr zu sehen. Hat aber funktioniert. 

Wir waren zeitlich so unterwegs, dass wir nach Abgeben der Koffer und der Sicherheitskontrolle (also in Deutschland machen die den vollen Stress mit Sprengstofftest und alles Ausräumen etc., wenn man in die USA fliegt… Die TSA ist da recht lasch. Das einzig wichtige ist, dass man die Schuhe auszieht und mit aufs Band legt) gemütlich zum Gate schlendern konnten, um dann auch nicht lange auf das Einsteigen zu warten. Und das war noch das Spannendste.

Während man in Europa normal schon vor dem Weg zum Flughafen darüber informiert wird, dass der Flug wegen Corona-Personalmangel ausfällt, lassen die Amerikaner die Passagiere wohl einchecken, Koffer abgeben, ans Gate gehen und sagen dann erst wenn alle da sind, dass der Flug nicht geht. Obwohl sie das schon lange vorher wissen. Da hat wohl auch schon der President Biden die Fluggesellschaften dazu aufgerufen, sie mögen das doch bitte den Fluggästen rechtzeitig mitteilen. Aber unser Flug war nicht davon betroffen und die Abflugzeit kam und das Einsteigen begann pünktlich. Auch wenn es nur vom Süden (nicht mal von Florida) nach New York geht, hat man schnell mal 2h Flugzeit zusammen. Im Vergleich: München – Hamburg sind ca. 1:30h).

Der Flug ist überpünktlich in Newark (EWR) gelandet und wir haben unser Gepäck bekommen. Uff. Dann mussten wir die Mietwagenstation suchen. Manchmal haben in den USA die Mietwagenfirmen einen Platz außerhalb des Flughafens und Shuttle-Busse. Hier sind die Vermieter Ende letzten Jahres in ein neues Parkhaus gezogen, welches mittels einem Skytrain an die Flughafenterminals angeschlossen ist. Das Ding ist komisch und alt… Wir sind irgendwo mit eingestiegen, wie man das vom einem Zug gewohnt ist. Erst mal rein, dann schauen und Platz suchen. Hier hatte aber jede Tür ein eigens Abteil mit Wänden, so dass man nicht durch den Wagen laufen konnte. Erinnert an die alten Züge im Museum, bei denen auch kein Gang existierte, sondern jedes Abteil eine eigene Tür zum Bahnsteig hatte. Aber zumindest fahren die Züge oft und man kommt schnell zum Parkhaus. Unsere Verleihfirma war direkt am Ausgang der Bahnstation platziert, so dass man nicht lange suchen musste. 

Wir mussten ein wenig warten, da Andrang herrschte und anscheinend auch viele direkt dorthin gehen, um nach einem Wagen zu fragen, ohne Reservierung. Als wir an der Reihe waren, ging es zunächst schnell. Es war alles vorgebucht, Auto, notwendige Versicherungen, Navi (mal sehen, ob es diesmal eines gibt) und Straßenmaut-Flatrate (ab einer Woche Anmietung kriegt man Rabatt, New York kann teuer werden). Damit gab es fast nichts, was sie einem noch zusätzlich hätten verkaufen können („Möchten Sie eine Krankenversicherung für sich selbst?“ Nein.). Bisher alles ganz schnell. Dann kam das Navi… Das erste war leer. Das zweite wollte die Vertragsnummer nicht annehmen, mit dem man es frei schaltet, irgendwann hat die Dame hinter dem Schalter eines gefunden, das sie aktivieren konnte und wir bekamen eine Umhängetasche mit einem Samsung-Tablet, Ladegerät, Ladekabel, Zigarettenanzünderadapter auf USB und irgendeiner Halterung, von der wir erst mal rausfinden mussten, dass man die in die Lüftungsschlitze einhängt und per Magnet das Tablet draufklebt. Navigation ist dann einfach Google-Maps. Aber auf Englisch… Die wusste wenigstens wie man die Straßen und Orte ausspricht, im Gegensatz zu unserem Mobiltelefon, mit seinen „Interschdääds“. Nachdem wir Florida aus Zeitgründen auslassen mussten und weiter im Norden gestartet sind, war unser Mietwagen wenigstens aus Florida. Damit sahen wir wenigstens auch auf der Straße aus, wie Touristen, die sich hier nicht auskennen.

Den ersten alten Cache (Stichwort Jasmer-Challenge) eingegeben, wegen dem wir hier sind, und los. Das Navi hat uns gut Richtung Norden gelotst, zu einem sehr schönen Park mit vielen Wanderrouten (und wenig Besuchern). Wir mussten ein Stück laufen und sind mit der Webbeschreibung im Cache nicht wirklich zurechtgekommen… Aber dank GPS haben wir dann etwas querfeldein die Dose gefunden. Schließlich war das hier der älteste Geocache in Connecticut (GCE4)!

Der nächste uralte Cache (Kerberos Cache), den wir unbedingt wegen dem Alter finden mussten/sollten/wollten, lag noch weiter weg in einem noch einsameren Park. Und auf der höchsten Erhebung. Voll verschwitzt (war ja immer noch heiß und schwül) haben wir aber auch diese Dose gemeistert und uns im Logbuch eingetragen. Das wieder ins Auto steigen war mit nassem T-Shirt ein wenig unangenehm. Aber was macht man nicht alles, wenn einem Statistiken voll egal sind?

Es gab nur noch einen letzten Cache (GCBE) für heute auf dem Weg, um die Urlaubs-Zeitplanung nicht zu gefährden. Dieser sollte nur auf einem „moderaten Hügel“ liegen… Ist halt Ansichtssache. Dafür war hier insgesamt mehr los, also mehr Wanderer unterwegs. Aber nette Gegend, zum Wandern sicher ideal.

Anschließend ging es zum Hotel Hampton Inn Danbury für die eine Nacht. Keinem Besonderen, aber hier draußen in Danbury gibt es nicht so viel Auswahl. Das ist so eins aus einer Kette, die es viele an den Ausfallstraßen am Ortsrand gibt, für die schnelle Übernachtung auf langen Strecken. Für eine Nacht sicher ganz gut. Also einchecken, Getränke und Snack wählen (wir hatten für das Hotelprogramm zu dem die Kette gehört über die Kreditkarte noch den Status verbessert… Damit hatte man zwei bis drei Dosen Cola frei und einen Snack), auf das Zimmer gehen, Tür aufmachen, Schreck kriegen. Also das Zimmer war jetzt nichts Besonderes und nicht mehr ganz neu, aber der Schreck war die Temperatur. Nicht so eisig, wie man es gewohnt ist, sondern so über 28°C. Die Klimaanlage war defekt. Wir wollten aber erst mal Essen gehen und haben an der Rezeption gefragt, ob wir ein anderes Zimmer bekommen können. Ein kühleres. Die nette Dame an der Rezeption hat sofort gemeint sie kümmert sich drum und wir könnten erst mal Essen gehen. 

In der Nähe des Hotels hatten wir ein Steakhouse ausgemacht, Barbarie’s Black Angus Grill. Es gab zwar nur bedingt Bürgersteige, aber es war möglich dort zu Fuß hinzulaufen. War halt praktisch, weil dann kann man auch was trinken zum Essen. Also Alkohol ist gemeint. Wir haben einen netten Tisch bekommen in der Bar, statt im Restaurant. War in zweierlei Hinsicht praktisch, erstens war es im Restaurantbereich sehr laut und zweitens war der leer als wir wieder gegangen sind. So mussten wir nicht hetzen und haben niemanden aufgehalten. Es gab Steaks auf der Karte… Auch in klein (ca. 550 gr.) und groß (ca. 1,1kg). Wir haben uns dann lieber für Salat und Stefan für seine geliebten Crabcakes (das waren diese Krabben-Frikadellen) entschieden. 

Bei den Getränken waren wir uns zunächst unschlüssig. Wir haben nach „lokalen“ Brauereien gefragt und bekamen irgendwelche Namen an den Kopf geworfen wie, „Shocktop„, „Geobunny„, „Two Juicy“ oder „2Roads road to ruin„. Entscheide dich mal bei der Auswahl… Wir durften dann probieren und haben erst mal die ersten beiden gewählt und dann später die anderen beiden auch noch probiert auf gut Glück. Ist schon komisch, wenn man ein Bier mit einer Zitronenscheibe am Glas serviert bekommt. Oder der Geschmack vom Bier an irgendwelche Früchte erinnert als wären z.B. Blaubeeren mit drin. Aber irgendwie passte das Bier hier besser ins Ambiente als eine Flasche Wein.

Zur Hauptspeise gab es zwei „kleine“ Steaks (wenn man bei einem 550gr. Porterhouse von klein sprechen kann). Die waren perfekt zubereitet und medium war wirklich medium. In der Fleischzubereitung macht den US-Amerikanern keiner so leicht Konkurrenz. Als Nachspeise gab es dann noch ein kleines Zitronensorbet und ein Stückchen hausgemachte Tiramisu. Hier könnte man noch mal essen gehen. Wenn Danbury nicht so weit weg liegen würde. Wobei „weit weg“ anscheinend relativ ist. In Charleston haben uns Hotelgäste erklärt, nach Danbury würden die reichen New Yorker ziehen, weil man so nah an Manhattan liegt… Ansichtssache. 

Zurück im Hotel hatten sie uns inzwischen ein Zimmer mit funktionierender Klimaanlage ausgesucht und wir konnten unser Gepäck von dem alten ins neue Zimmer umziehen (und die drei Dosen Cola aus dem Kühlschrank nicht vergessen). So um die 22° waren deutlich angenehmer als fast 30°. Morgen mussten wir ja schon wieder weiter, weil der Hummer erwartet uns!

Freitag, 24.6.2022

Gestern auf Boone Hall Plantation hat einer der Gästeführer um Handzeichen gebeten, wer schon mal „Grits“ gegessen hat. Fast alle haben die Hand gehoben. Zweite Frage: Und wem hat es nicht geschmeckt? Fast die gleiche Anzahl Hände. Wir (also Katja) hat sich das ja in Kehoe House schon getraut gehabt, Grits zu probieren, aber so richtig erwärmen konnten wir uns für diese Südstaatenspezialität nicht. Kommentar vom Gästeführer: Dann habt ihr nicht genug Butter dran gemacht! Er würde Shrimps and Grits lieben. Okay… Hatten wir gestern schon auf der Frühstückskarte gesehen und uns nicht getraut zu bestellen. Mit der Butterinfo im Hinterkopf hat sich Katja heute Morgen für Shrimp n‘ Grits entschieden und Stefan klassisch für ein Omelette mit Hash Browns. Dazu gab es wie immer Obst, Kaffe, Orangensaft und süße Teilchen. Ach ja, ich vergaß zu erwähnen: mit der üppigen Buttersoße der Shrimps ist auch das Grits wirklich lecker.

Nach diesem üppigen Frühstück und dem Lauschen der Zikaden, haben wir uns eine Taxirikshaw  bestellt, um uns ans Meer fahren (waren nur so ca. 12 Minuten) zu lassen.

Von dort aus wollten wir uns ein wenig rückwärts Richtung Innenstadt cachen. Auch Charleston hat schöne Parks und viele alte Häuser. Wir haben ein paar Dosen gefunden und sind dann zu einem (sog.) Earthcache gekommen an einer Stelle mit Infotafeln. Diese haben über das große Erdbeben von 1886 informiert mit ca. 60 Toten und den noch heute sichtbaren Schäden an den Gebäuden. Vielen Dank auch… Warum hat man nur so bescheuerte Hobbies? Vorher hätten wir gar nicht an eine Erdbebengefahr gedacht. Nur gut, dass wir in einem alten Hotel wohnen, das wohl auch schon das letzte Erdbeben überstanden hat. 

CH – am Hafen

Wir sind weiter an der Küste entlang und kreuz und quer durch die Stadt gestreift, an der Old Exchange vorbei, durch die Philadelphia Alley bis wir in Richtung der Innenstadt kamen. Es haben zwar immer alle gesagt, „oh doof wenn der Koffer weg ist, dann muss man sich lauter neue Sachen kaufen“. Keiner sagt aber: „doof, mit Plastiktüten kann man nicht einchecken beim Flieger“. Nachdem wir morgen Vormittag unseren „Abkürzungsflug“ (Autofahren hätte uns zu viel Zeit gekostet) nach Newark haben, brauchten wir für Katjas neue Sachen auch noch einen Koffer. Innenstadt. Großer Ort. Kein Problem… Denkt man. 

Unser erster Versuch war den „City Market“ zu suchen. Die irrige Annahme von uns war, dass es dort, an einem Ort mit vielen Geschäften, auch eines geben würde für Reisegepäck. Aber der „Markt“ hat sich als reine Touristenattraktion entpuppt, in der man alles Mögliche als Souvenir kaufen kann, aber nichts, um die Einkäufe nach Hause zu transportieren.

Also Tante Google befragt. Die hat uns dann schon Shops angezeigt in denen man angeblich auch Reisegepäck hätte kaufen können… Aber es waren entweder mehr so Geschäfte für Handtaschen oder dann gleich Louis Vuitton oder Gucci… Wenn man das nötige Geld besitzt, gibt es da vielleicht auch Reisegepäck. Ob das aber dann nicht auch wieder auf der Reise verschwindet? Letztendlich haben wir einen Supermarkt gefunden, in dem es zwei Koffer gab: einen großen und einen kleinen (so Handgepäckgröße). Wir haben uns für das größere Modell entschieden, an einer Self-Service-Kasse bezahlt und sind mit dem neuen Koffer die Straße entlang gelaufen in Richtung Hotel.

Es war inzwischen wieder sehr heiß, wir hatten Durst und huch… Da war dann plötzlich die Weinbar auf der anderen Straßenseite zu sehen, in der wir am ersten Abend gegessen hatten. Die Entscheidung hier ein Gläschen zu trinken und uns abzukühlen brauchte vermutlich keine Sekunde. Den Koffer haben wir am Rande der Bar in eine Ecke platziert und daneben Platz genommen. Die Bar war an dem Nachmittag besser gefüllt als vor zwei Tagen am Abend. Nach einer Flasche Wasser (hier gab es wenigstens Wasser mit Sprudel und aus den USA! (nicht nur Chlorwasser ohne Kohlensäure oder italienischen oder französischen Sprudel), zwei Gläsern Sekt (ich meine selbstverständlich pro Person) und ein paar Scheiben vom Entenschinken fühlten wir uns wieder erfrischt und wir haben dann, für das letzte Stück des Weges, wieder eine Taxirikshaw benutzt.  

Nun hatten wir ein wenig Zeit bis zum Abendessen, für das wir uns das „Circa 1886“ ausgesucht hatten. Vor allem da wir morgen früh raus müssen, um zum Flughafen zu fahren, haben wir uns für ein gutes Restaurant im (bzw. neben dem) Hotel entschieden.  Diesmal konnten wir die Hors d’œuvre-Stunde nutzen. Wir waren diesmal zu Beginn in den Aufenthaltsräumlichkeiten des Hotels, so dass wir zum einen auch einen Platz dort bekommen haben und zum anderen auch was von den Häppchen abbekommen haben. Es gab natürlich mal wieder keinen USA-Wein. Aber die Häppchen waren sehr gut (waren auch aus dem Circa 1886) und wir hatten einige nette Gespräche mit ein paar anderen Gästen, die aus allen möglichen US-Staaten hierhergekommen sind, um Urlaub zu machen.

Dann ging es ins Restaurant zu unserem letzten Abendessen in Charleston. Uns hat das „Chef’s Tasting Menu“ angesprochen mit korrespondierenden Weinen. Hatten wir schon mal erwähnt, dass es schwierig ist, US-Weine zu bekommen in amerikanischen Restaurants? Falls noch nicht: Das Menu bestand aus 5 Gängen, dazu gab es 4 französische und zum Dessert einen italienischen Wein. Wir haben dann die Bedienung gefragt, ob man bei den Weinen was tauschen kann. Die war sich nicht sicher und hat uns den Sommelier an den Tisch geschickt. Dem haben wir dann erklärt, dass wir nahe der französischen Grenze wohnen und gerne nach Italien in den Urlaub fahren… Und ob wir die vorgesehenen Weine nicht gegen Weine aus den Staaten tauschen könnten, die würden uns auf einer USA-Reise einfach viel mehr interessieren. Er meinte nach einer Gedenksekunde, das wäre kein Problem und er würde das schon machen. Nur mit bei der Nachspeise hätte er ein Problem, weil er ja einen Süßwein bräuchte. Aber wenigstens vier Weine aus den USA wären ja schon mal gut. Letztendlich hatte er auch einen US-Moscato als Dessertwein gefunden, so dass wir tatsächlich nur US-Weine zum Verkosten bekommen haben. Und die waren alle gut, da muss sich keiner verstecken.

Nach der Erklärung wie man den Nachtisch zubereiten sollte, haben wir uns zum Abschluss noch einen Espresso gegönnt. Der kam mit einer Zitronenzeste auf dem Löffel… Eigentlich kannten wir das nur aus Beverly Hills Cop („Vielleicht mit ein Fitzelchen Zitron von Schale?“). Schmeckt aber tatsächlich gut und ein wenig frisch. Dieser wird wohl auch „espresso romano“ genannt. Oder im Deutschen etwas unschön „Katerkaffee“ genannt.

Nachdem es hier nicht spukt, konnten wir entspannt ins Bett gehen. Packen kann man morgen auch noch… So viel haben wir ja nicht mehr.

Donnerstag, 23.06.2022

Kurze Erläuterung für die Männer unter uns: Tara ist die Baumwollplantage aus „Vom Winde verweht“ mit Scarlett O’Hara und Rhett Butler.

Der Tag begann mit einem guten Frühstück, das „à la carte“ im hoteleigener Restautant Circa 1886 serviert wird. Kaffee, frischer Orangensaft, ein Obstteller, drei süße Teilchen und eine warme Speise aus einer kleinen Karte. Omelett für Stefan und Süßkartoffelpancakes für Katja. Zu den Pfannkuchen gehören selbstverständlich zwei Scheiben Speck. Sonst wäre es auch einfach zu vegetarisch.

Anschließend sind wir dann los gefahren in Richtung Boone Hall Plantation. Also um es vorwegzunehmen, der Film „Vom Winde verweht“ wurde hier natürlich nicht gedreht. Eigentlich gab es nicht mal Aufnahmen im Südosten der USA. Tara war eine Filmkulisse, die in den Universal Studios in Los Angeles für den Film gebaut wurde. 

Aber die Eichenallee diente als Vorlage für die Farm Twelve Oaks und Fotos von Boone Hall sind wohl als Hintergrund in der Eröffnungssequenz zu sehen. Es gab aber dennoch richtige Filmaufnahmen hier: Fackeln im Sturm mit Patrick Swayze z.B.

 

Nach einer Fahrt durch die wirklich tolle Eichenallee kam man an einen vollen Parkplatz. Gut, es gab noch einen „Überlauf“-Parkplatz ein wenig weiter durch ein paar Bäume. Der Weg war recht schön gemacht mit einem Steg vom Parkplatz in Richtung Eingang über einen Tümpel. Irgendwann haben wir dann auch das Schild entdeckt, das vor den Alligatoren hier warnt. Vertrauenserweckend… (Wie wir später nachgelesen haben, fressen Alligatoren im Gegensatz zu Krokodilen keine Menschen. Hauptsache die Alligatoren haben alle ein Smartphone und das schon mal bei google nachgelesen und nicht vergessen.)

Tümpel

Auf der Plantage gab es ein paar Veranstaltungen und sehr informative Ausstellungen über das Leben und die Arbeit der Slaven auf den früheren Farmen. Angefangen haben wir mit einer Informationsveranstaltung und Vorführung zum Leben der Gullah, eine Volksgruppe, die auf die befreiten afrikanischen Sklaven zurück geht und eine eigene Sprache bewahrt hat, die ebenfalls Gullah genannt wird.

Anschließend ging es auf eine Traktortour mit Anhänger, die einmal rund um die Plantagen ging. Hierbei hat man einiges über die landwirtschaftlichen Dinge gelernt, da die Plantage auch jetzt noch in Betrieb ist. Die Plantage hat wohl tatsächlich als Baumwollplantage begonnen. Nachdem das Baumwollgeschäft aber wohl nicht so gut lief, wurde umgestellt auf Indigo. Das lief wohl schon besser… Aber dann haben wiederum neue Besitzer umgesattelt von Landwirtschaft auf Ziegel. Es gab bis zum letzten großen Hurrikan wohl auch noch bedeutend viele Pekannuss-Bäume, von denen etwa nur die Hälfte überlebt hat. Die aktuellen Besitzer wollen nicht, dass das Haus und Grund verkauft werden und haben es in eine Stiftung überführt, die sich jetzt um die Ausstellungen und Führungen kümmert und das ganze touristisch vermarktet. 

Zudem werden auf den Feldern der Plantagen Tomaten, Erdbeeren, Blaubeeren, Zuckermais etc. angebaut, zum Teil zum selber pflücken, aber vor allem für Schulklassen, die kommen, mithelfen, damit die Kinder lernen, das Obst und Gemüse nicht im Supermarkt wächst.

Nach einem kleinen Eis (es war schon ganz schön heiß) im Cafe neben dem Schmetterlingshaus gab es noch eine Führung durch das Kolonialhaus. Allerdings nur durch das Erdgeschoß, im oberen Stockwerk wohnen noch die Eigentümer. Hierbei erfährt man einiges über das Leben und die Arbeit von früher, warum die Türen so breit sind (damit die Damen mit den weiten Röcken hindurchpassen), das gerne Parties gegeben wurden und, dass die Kolonialhäuser nicht wie in den Filmen von den Plantagenbesitzer bewohnt wurden, sondern vom Vorarbeiter und dessen Familie. Die Besitzer von solchen Plantagen wollten nicht so weit draußen und einsam auf dem Land leben und hatten ein Haus in der Stadt.

Nachdem wir noch die Ausstellungen in den Hütten der Arbeitssklaven angesehen hatten, haben wir uns langsam auf den Weg gemacht zurück in Richtung Stadt.

Allerdings mit ein paar kleinen Umwegen über ein paar Caches. Nette Strände haben wir gesehen… Stellen an denen Schwimmen gehen $1040 Strafe kostet (wer kommt eigentlich auf solch schräge Beträge?!?).

Aber ein Cache war etwas Besonderes, weil es sich um eine relativ große Dose in einer öffentlichen Bücherei handeln sollte. Also sind wir hin, in die Bücherei hinein und die Dame am Eingang wusste zum Glück Bescheid, hat aber keinen Tipp herausgerückt. Wir haben uns ein wenig unterhalten, wo wir herkommen, was wir hier machen und wo wir schon waren in den USA und wo wir noch hinwollen. Da hat sich herausgestellt, dass die Dame aus Pennsylvanien stammt und die Chefin der Bücherei auch. Dann hat sie uns erst mal suchen lassen. Nachdem wir die Dose entdeckt und geloggt hatten, kamen wir wieder zurück zum Eingang und inzwischen hatte die Damen vom Tresen wohl der Chefin Bescheid gesagt, weil die wartete inzwischen schon auf uns. Eine Frau Schweitzer. Typischer amerikanischer Name… Deutsche Vorfahren, leider konnte sie kein PA-Dutch mehr sprechen. Die Großeltern wollten wohl wegen dem zweiten Weltkrieg schon, dass der Sohn nur Englisch spricht, um nicht als deutscher aufzufallen. Nur wenn sie wohl über ihn gesprochen haben, haben sie es in Deutsch gemacht, damit er es nicht versteht. Die Chefin war wohl auch schon mal in Deutschland, um sich anzusehen, wo ihre Vorfahren herkamen. Sie meinte, wie sie so durch Rheintal Richtung Süden gefahren ist, war ihr klar, warum sich ihre Vorfahren gerade in Pennsylvania angesiedelt haben, denn das würde ja genau so aussehen wie in der alten Heimat. Wir sind gespannt. Aber das war, v.a. für Katja, ein richtiger Gänsehautmoment.

Über Sullivan’s Island und Fort Moultrie mussten wir langsam mussten wieder zurück ins Hotel, wir hatten ja noch eine Reservierung zum Essen.

Erst mal unter die Dusche (da es hier eine große Dusche gab die an beiden Enden unterschiedliche Duschköpfe hatte, konnten wir ganz schnell parallel Duschen. Das hat uns ein wenig Zeit gespart und so konnten wir noch schnell ein Glas Wein und ein paar Hors d’oeuvres (Lachscreme auf Gurke, Antipasti-Spieß und eine Art Frikadellenbällchen) zu uns nehmen. Da es recht voll war, sind wir ausgewichen auf die Bibliothek in der es wenigstens ruhig war und wir in Ruhe eine Zusammenstellung der Geschichte des Hauses und dessen Bewohner lesen konnten. 

Mit einem Fahrrad-Taxi ging es dann zu „Zero Gorge„, unserem kulinarischen Höhepunkt für diesen Tag.

Wir waren extra etwas zu früh, um an der Bar noch einen Cocktail trinken zu können. Die Cocktails waren vorzüglich und es hat auch gut zeitlich gepasst, dass wir fast fertig waren, als uns jemand abgeholt hat, weil unser Tisch bereit war, schön im Freien auf der Veranda. Wir haben uns für das Menü entschieden (im Ganzen versteht sich) und für die angebotene Weinbegleitung. Es gab Bewertungen im Internet, bei denen Gäste geschrieben hatten, dass die im Restaurant beleidigt gewesen waren, weil man keine teure Flasche Wein bestellt hätte… können wir zum Glück nicht nachvollziehen, die Wein- oder besser Getränkebegleitung war wohl ausreichend. Zu erwähnen, dass die Weine nicht aus den USA stammten, erübrigt sich wohl inzwischen. 

Angefangen hat das Essen mit einem Gruß aus der Küche. Und als erstes Getränk gab es ein Craft-Beer. Selbstverständlich ganz stilecht aus der Dose eingeschenkt. Zwischendrin gab es auch mal was Spannendes zu essen, wie ein Baiser mit flüssigem Stickstoff. Leider wussten wir ja nicht vorher was wir bekommen und was passiert… Sonst hätten wir bessere Videos davon, wie es uns aus dem Mund qualmte.  Das Essen war sehr gut und das Restaurant kann man durchaus weiterempfehlen.

Hier ein paar Bilder vom Essen:

Anschließend ging es wieder mit einem Fahrradtaxi zurück zum Hotel. Eigentlich waren wir bereits hinreichend müde, aber das Hotel hat ein altes, kleinen Türmchen, mit umlaufendem Balkon, von dem man einen tollen Blick auf das nächtliche Charlston hat.

Wir haben uns aber nicht sehr lange hier oben aufgehalten und sind dann vollgefuttert und müde ins Bett gefallen.

…hoffentlich, schließlich hatten wir uns selbst eingeladen.

22.06.2022

Der Tag begann erst mal mit dem obligatorischen Frühstück. Crab Cakes getarnt als Egg Benedict und Blaubeerpfannkuchen mit Kaffee, Orangensaft, Quark mit Früchten und Cerealien etc. Was etwas komisch ist, man muss sich zum Frühstück immer zwischen Bacon und Würstchen entscheiden. Also zu allem… Auch zu Süßem wie Crepes und Pancakes. 

Da wir wegen unserem Abendessentermin vor zwei Tagen die Führung durchs Haus nicht machen konnten, haben wir einfach jetzt noch einmal gefragt und diese auch prompt bekommen. Wir wurden durchs Haus geführt, haben alle Räume erklärt bekommen (das mit dem Beerdigungsinstitut und dem „viewing“, also der Aufbahrung der Toten im Frühstücksraum wurde natürlich nicht erwähnt). Dann wurde uns noch angeboten das Dachgeschoss zu besichtigen, in dem die Verwaltung für die sechs Hotels des Unternehmens in Savannah untergebracht ist. Es wurde extra so renoviert, dass die alte Struktur erhalten und sichtbar geblieben ist, lediglich neue Wände wurden eingezogen, um Zimmer abzutrennen. Eigentlich hätte es ein Veranstaltungs- und Aufenthaltsort für Gäste werden sollen. Aber da direkt darunter Zimmer liegen, ging dies nicht und so ist dort eben die Verwaltung eingezogen. Beim Chef wirkte es so, als wären wir gerade in ein Vorstellungsgespräch geplatzt, aber auch er hat uns sein Zimmer gezeigt, alles erklärt (und hier tatsächlich diesmal das mit dem Beerdigungsinstitut erwähnt). Die waren alle seht nett in der Chefetage, auch wenn wir alle unangekündigt mitten in der Arbeit gestört haben. Southern friendliness, das hat man hier, wie in ganz Savannah, sehr deutlich gespürt!

Anschließend ging es erst mal raus aus der Stadt und noch zu ein paar Caches. Einen hatten wir in der Innenstadt angefangen, aber das Ziel lag außerhalb auf einem Friedhof, dem Laurel Grove Cemetery. Wir waren zwar schon mal in Hawaii auf einem Friedhof, aber so im ersten Moment ist das komisch, wenn es keinen Parkplatz vor dem Friedhof gibt…

Sondern man fährt einfach rein und parkt, wo Platz ist. Und am liebsten auf breiten Wegen am Rand… Aber wenn es nicht anders geht auch schon mal im Gras neben der Straße… Vielleicht auch auf dem einen oder anderen Grab, wenn man das nicht als solches erkennt. Aber irgendwie dann doch eine witzige Sache, wenn man sich mal daran gewöhnt hat. Der Cache hat uns ein wenig Kopfzerbrechen bereitet und eigentlich wollten wir schon aufgeben, als dann Katja die zündende Idee für die Lösung hatte und wir somit die letzte Frage noch beantworten konnten, um den Cache als „gefunden“ loggen zu können.

Unterwegs haben wir dann noch eine Letterbox der Größe „Large“ (= Groß) am Rande des Highways besucht (die Box steht da einfach im nirgendwo auf dem Boden… Nicht mal getarnt) und die „Old Sheldon Parish Church of St. Helena„, eine hübsche, alte Ruine besucht.

Und dann sind wir kurz vor Charlston abgebogen, um in einer Shopping Mall noch ein wenig was zum Anziehen für Katja zu kaufen, die bis jetzt mit einer Jeans einem T-Shirt und einem Polohemd auskommen musste, weil die Reisetasche immer noch nicht gefunden wurde von United. Die Auswahl haben wir zusammen mit Hilfe von Familie und Freunden zu Hause per Messenger erledigt. Die Damen im Bekleidungsladen waren sehr nett und hilfreich. Die erste hat uns nahe des Eingangs abgefangen und nach unseren Erklärungen was wir suchen in die 2. Ebene geleitet und uns an die dort zuständige Kollegin vermittelt, die uns mit der Auswahl von Shirts und Hosen unterstützt und beraten hat. Alle dort sehr nett. Eine der Damen unten dann in der Unterwäscheabteilung war etwas verpeilt, hat sich aber auch mit der Suche nach den passenden Sachen sehr viel Mühe gegeben. 

Mit vielen neuen Tüten im Gepäck sind wir nun in unser Hotel in Charlston, dem Wentworth Mansion, eingelaufen, in dem gerade die Hors d’oeuvres und Wein serviert wurde. Wir wurden kurz in die Räumlichkeiten des Hotels eingeführt und gleich mit zwei Gläsern Wein bedacht. Australischer Wein, versteht sich… Irgendwie gibt es in den USA immer noch keinen Wein, auch nicht in Charleston. Das ist irgendwie komisch, in Deutschland bekommt man Wein aus Kalifornien, Italien und Frankreich, in Brasilien hatten sie uns in einem Restaurant gleich 3 mal gefragt, ob wir wirklich brasilianischen und nicht doch lieber argentinischen Wein haben wollten. Der eigene Wein scheint irgendwie immer unbeliebt zu sein. 

Wenn man das alles nicht will, gibt es nicht nur 24h Kaffee und Tee, sondern auch Portwein, Sherry und Brandy zur Selbstbedienung. Also auch 24h, wenn man nachts mal aufwacht und nicht mehr schlafen kann, weil einen die Geister nicht in Ruhe lassen. Scherz, in dem Hotel spukt es (angeblich) nicht. 

Wir durften ein sehr schönes und geräumiges Zimmer beziehen, das sogar einen Kamin hatte. Hätten wir bestimmt auch mal benutzt, wenn es nicht noch immer so brutal warm gewesen wäre…

Da es nun schon gegen Abend war und wir ein bisschen Hunger und Durst hatten, haben wir uns eine Weinbar ausgesucht, die ein paar „Brotzeitbretter“ and viele offene Weine angeboten hat. Die war ca. 1/4 Stunde zu Fuß vom Hotel entfernt gelegen und so haben wir uns die Straßen ein wenig angeschaut und sind durch das warme Charlston zur Weinbar Bin152 geschlendert. Dort angekommen war es sehr leer. Es kamen immer nur kurz Pärchen vorbei, haben ein Glas Wein getrunken und sind wieder gegangen. Okay es war Abendessenzeit und richtiges Abendessen gab es nicht. Aber alle dort waren sehr nett und wir haben uns erst mal ein Gläschen Schaumwein gegönnt als Aperitif. Der war natürlich aus Frankreich (s.o.). Dabei haben wir die Karte studiert und in der Riesenweinauswahl aus mehreren Dutzend Weinen (Frankreich, Spanien, Deutschland, Italien, Südafrika, Australien…) tatsächlich ein paar wenige (also so eher 4-5) US-Weine gefunden. Auch die Schinken und Käse kamen vornehmlich aus Frankreich und Italien (und auch aus Deutschland). Aber es gab immerhin vier Wurst-/Schinkenspezialitäten und zwei Käse aus den USA. Auf die haben wir uns dann konzentriert. Coppa, Salami, ein Entenschinken und Lindale (Käse). Dazu wurde ausreichend viel Baguette serviert und so konnten wir noch ein paar mehr Weine probieren. Als Menge gab es zur Auswahl „regular“ (normal; 5 Oz = 148 ml) und „small“ (klein; 3 Oz = 89 ml), also nichts, was einen Pälzer vor große Herausforderungen stellen würde, außer die Schlucke nicht zu groß werden zu lassen.

Während wir gegessen und gewartet haben, sind immer mal wieder Leute reingekommen, um ein Glas zu trinken. Es wurde nach der normalen Essenzeit etwas mehr. Vermutlich der Absacker nach dem Essen, bei dem man ja bekanntlich zahlen und gehen muss, wenn man aufgegessen hat. Dabei haben wir ein Gespräch mitgehört, bei dem jemand von einem guten Restaurant erzählt hat, das er gerne besucht und weiterempfehlen kann. Wir haben mal gleich im Internet nachgeschaut und konnten noch einen Tisch draußen reservieren. Mal schauen, was das morgige Essen so bringt.

Essen und Wein waren sehr gut und man kann ganz in Ruhe sitzen bleiben, ohne dass einem die Rechnung auf den Tisch gelegt wird, beim Kauen des letzten Bissens. Das scheint auch mit voller Absicht so zu sein, dass den Gästen eine „Quality Time“ dort geboten wird. Wen es durch Zufall mal nach Charleston verschlägt und Lust auf einen guten Tropfen und eine Brotzeit hat, wir können Bin 152 empfehlen. 

Für den Rückweg haben wir die in Charlston verfügbaren Fahrradrickshaws ausprobiert. Diese kann man sich vom Restaurant rufen lassen, die kommen normal in ca. 5 min dort hin und fahren einen zum Hotel zurück. Preis für die ersten 10 min pro Person $7, danach wird es dann moderat teurer (die Fahrer lassen immer das Navi und die Stoppuhr auf dem Smartphone laufen). Und die sind klimaneutral nur durch Muskelkraft angetrieben. Ein eBike würde sicher gute Dienste leisten, gibt es aber nicht. Scheint ein Job für sportliche Studenten zu sein. Fährt sich aber ganz gemütlich, man sieht was, ist im freien ohne Klimaanlage, ein wenig komisches Gefühl, dass man jemanden sich körperlich so anstrengen lässt, aber eine witzige Idee und für Charleston eine perfekte Möglichkeit der Fortbewegung. 

Auf Brandy etc. haben wir verzichtet und sind lieber, nach einer weiteren Handwäsche, direkt ins Bett gefallen.

Dienstag, 21.06.2022 

Arme Ritter mit Grits und Speck
Frittata mit Bratwurst

Der Tag hat mit einem tollen Frühstück begonnen. Am Vorabend hat man eine Auswahl an Frühstücksgerichten bekommen und konnte sich das Frühstück für den nächsten Morgen zusammenstellen. Frühstücken konnte man wahlweise auf dem Zimmer oder im Frühstücksraum. Was einem nicht auf die Nase gebunden wird ist, dass das Haus früher ein Beerdigungsinstitut war und der Frühstücksraum der Raum für das „viewing“, also der Ort für das Aufbahren der Leiche war. Das Frühstück war trotzdem grandios mit Kartoffel-Pancakes mit Grits für Katja und Frittata mit Bratkartoffeln für Stefan.

Frühstückraum (Vormals für die Aufbahrungen)

Im Frühstücksraum gibt es nur zwei Tische. So dass man eigentlich immer mit weiteren Gästen zusammensitzt, wie eben in einem B+B üblich. So hatten wir erst Amerikaner auf Ferien neben uns und anschließend noch Briten, die einen Kurzausflug (mal für eine Woche von England in die USA…) nach Savannah unternommen haben. 

Eine der Grünflächen in der Stadt

Danach ging es auf Cachetour zu Fuß durch Savannah. Es war schon am Vormittag sehr warm und so ist es richtig angenehm, dass Savannah mit so vielen Grünflächen durchzogen ist, so dass man sich immer mal wieder kurz im Schatten von ein paar Bäumen aufhalten kann. Wir haben angefangen im Forsyth Park mit seinem berühmten Brunnen (das Wahrzeichen von Savannah, das aber gar nicht so einzigartig ist weil mal „aus dem Katalog“ bestellt) und haben uns dann den Caches entlang von Downtown durch die ganze Altstadt bis zur Riverfront am Wasser vorgearbeitet. An der „Waterfront“ zeigt sich dann die komplette, touristische Ausrichtung der Stadt mit Souvenirgeschäften und der Drosselgasse, also der Meile mit den ganzen Bars und Restaurants. Kurz vor unserem Ziel haben wir noch herausgefunden, dass durch die Altstadt auf einem Rundkurs ein kostenloser Bus fährt, den man einfach benutzen kann. Im Bus gibt es sogar kostenlose medizinische Masken, wenn man eine aufziehen möchte. Das ist echt mal Service. Durch die Caches haben wir viele schöne alte Stadtviertel und Häuser besucht und so einiges gelernt. So waren wir z.B. auch bei einer Skulptur der Olympischen Flamme von Savannah. Ja genau, haben wir uns auch erst mal gedacht, in Savannah waren Olympische Spiele? Wann soll das denn gewesen sein? Aber vor Ort war dann klar: Die Segelwettbewerbe von Atlanta 1996 wurden in Savannah ausgetragen und anscheinend bekommen die „Außenstellen“ der Spiele einen eigenen Teil der Flamme ab.

BAsilica of St. John the Baptist
Basilica of St. John the Baptist
Innenansicht
Innenansicht of St. John the Baptist

 

Forsyth Park
Fountain at Forsyth Park
Beliebt für Hochzeitsfotos und Heiratsanträge
Was macht der denn da? Das ist doch mein Baum!
Es gibt gutes Wetter.
Die Affen klettern nach oben
In den USA wird aber auch vor allem gewarnt
so schlimm war es eigentlich gar nicht
Schaufelraddampfer auf dem Savannah River
 
 
Mahnmal zum 2. Weltkrieg
Straße am Fluß
 
 
Hafengebäude, jetzt als Restaurant oder Souvenirgeschäft genutzt
Skulptur zur Olympischen Flamme von 1996
 
 
Florence Martus, die inoffizielle Grüßerin für alle Schiffe

Weinauswahl weiß und prickelnd
und ein paar Rotweine

Irgendwann am Nachmittag taten uns die Füße weh und wir waren durchgeschwitzt und haben uns ins Hotel zurückbegeben. Dort kamen wir nach dem Duschen gerade recht zum Empfang mit Wein und Hors d’œuvre (Tea-Time hatten wir verpasst). Hier setzt sich das merkwürdige Phänomen fort, das uns schon zuvor in den Restaurants aufgefallen war: Es gibt kaum US-Wein. Eigentlich kommt Wein aus Frankreich oder Italien und Riesling aus Deutschland. Dabei gibt es Kalifornischen Wein wiederum auf der ganzen Welt zu kaufen… merkwürdige Sache das…

Softdrinks kann man sich zur jeder Zeit kostenlos nehmen
Und noch schnell die Bestellung für das Frühstück abgeben
Brunnen auf dem Weg zum Restaurant vor der Savannah Cotton Exchange

Nach einem Gläschen Wein sind wir dann zum Abendessen aufgebrochen. „Green Fried Tomatoes“ im Vic’s on the River die zweite für Katja, diesmal mit Ziegenkäse, ganz hervorragend. Ansonsten gab es wieder bestes Seafood mit She-Crab Soup (eine Suppe mit Sahne, Meeresfrüchte- oder Fischfond, Atlantischer Blaukrabbe und Sherry), gebratenen Jakobsmuscheln und einer „Shellfish Mélange“, also Nudeln mit Jakobsmuscheln, Garnelen und Hummer. Dazu ein guter Viognier aus den USA (einen der wenigen einheimischen Weine auf der umfangreichen Weinkarte). Als Nachtisch noch schnell ein Trio vom Pfirsich (schließlich ist Georgia der „Peach State„) und einer Key Lime Pie (kommt eigentlich aus Florida). 

 

 

Cocktail als Aperitif
Savannah Peach
Unser Wein zum Essen
Green Fried Tomatoes
She Crab Soup
Jakobsmuscheln mit Risotto
Atlantic Shellfish Mélange
Trilogie vom Pfirsich
Key Lime Pie

Blick auf den Fluss

Zu Hause hatten wir Karten für eine Geistertour durchs nächtliche Savannah gebucht. Wir hatten erst noch die Sorge, dass uns zwei Stunden fürs Essen nicht reichen könnten und wir dann schnell weitermüssten. Unser letzter Besuch in den Staaten war schon so lange her, dass wir keine Vorstellung mehr davon hatten, wie schnell man Essen servieren kann. Man muss sich schon sehr ranhalten, um mit der Vorspeise fertig zu sein, bis das Hauptgericht serviert wird. Während des Essens haben wir schon angefangen zu überlegen, was wir noch machen könnten, um die Zeit bis zur Führung totzuschlagen. Aber zum Glück wurde es mit dem Hauptgang ruhiger und der Nachtisch kam dann in einem angenehm kleinen Abstand, so dass wir mit dem Bezahlen gut in der Zeit lagen, um zum Treffpunkt zu schlendern.

Ein kleiner Exkurs zum Bezahlen in Nordamerika (Kanada ist da sehr ähnlich):
Wer noch nicht in Nordamerika war, für den ist das mit dem Essen und den Rechnungen wahrscheinlich ein wenig „ungewohnt“. Während man bei uns noch gemütlich ein Glas Wein oder ein Bier nach dem Essen bestellen kann und dreimal nach der Rechnung fragt und ungeduldig wird, wenn diese nach 10 min immer noch nicht gekommen ist, bekommt man nach dem Hauptgericht die Frage nach einem Dessert gestellt. Beantwortet man diese mit nein, kommt die Rechnung sofort auf den Tisch. Isst man noch eine Nachspeise, kommt die Rechnung automatisch, wenn man mit dieser fertig ist. Noch was zu trinken bestellen ist nicht. Dafür haben alle Restaurants eine Bar. Wenn man noch was trinken möchte, kann man sich an die Bar begeben. Dort kann man dann sitzen bleiben, solange man will (und was trinkt). Aufgefallen ist uns neu, dass viele Rechnungen am Ende eine Auflistung haben, wie viel Trinkgeld 18, 20 und 22% des Rechnungsbetrags ausmachen. Sehr kommod, da muss man nicht mehr selbst rechnen.

Am Treffpunkt in der Stadt

Und wieder zurück in die Stadt… Für unsere Ghosttour durch Savannah mit Genteel and Bard’s haben wir uns am Oglethorpe Square getroffen, auf dem früher die Hinrichtungen stattgefunden haben. Sehr praktisch: dieser Veranstalter teilt Empfangsgeräte und Ohrstöpsel aus, so dass man in eigener Geschwindigkeit und mit Abstand in der Gruppe unterwegs sein kann, wenn man das möchte, weil man nicht immer direkt dem Guide auf den Füßen stehen muss, um etwas zu verstehen. Unser Führer (der schon 6 Mal umziehen musste, weil es in seinen Wohnungen paranormale Phänomene gab) hat uns durch Savannah geführt und viel über die Stadt und ihre Toten erzählt. So steht ein großer Teil der Innenstadt auf einem alten Friedhof. Außerdem gab es in den Häusern auch Tote, Morde, Eingemauerte etc., die jetzt durch die Häuser spuken (so wie bei uns im Hotel z.B…). So war es wohl üblich Tickets bei Operationen (am beliebtesten waren wohl Amputationen) an Schaulustige zu verkaufen. Dass es noch keine Narkotika gab zu der Zeit will man lieber nicht wissen… Die Tour war sehr unterhaltsam und spannend. Gesehen haben wir aber leider keine Geister. 

Los geht’s
Ein Spukhaus… So mit eingemauerten Leichen und allem was dazugehört
Die Kirche von heute Mittag in der Nacht
Noch ein Spukhaus
Hier konnte man gegen Geld Operationen beiwohnen.
Viele gingen auch gut. Narkose gab es auch noch nicht…
Wer möchte….
Impressionen auf dem Weg. Viele schöne Häuser.
Friedhof bei Nacht

Und so sind wir dann müde und geschafft ins Bett gefallen und haben alle Geister bei uns im Zimmer zur Verzweiflung gebracht, weil wir zu müde waren, um sie zu bemerken.