Donnerstag, 30.06.2022
Heute sollte es in den Central Park gehen. Bei unseren letzten beiden Besuchen in New York ist der Central Park viel zu kurz gekommen. 2002 haben wir einen halben Block entfernt gewohnt, sind aber nicht hingekommen, 2008 waren wir nur einen Tag in New York, als Ausflug von Boston aus. Da war einfach zu wenig Zeit und wir waren gerade mal am Südeingang. Heute war ein halber Tag geplant. Gestartet sind wir an der 81-igsten Straße vor dem Museum of Natural History. Da haben wir 2002 nur einen halben Block entfernt gewohnt. Aber ins Museum hatten wir es damals nicht geschafft und heute ist das Wetter einfach zu gut fürs Museum. Wahrscheinlich müsste man dem auch mal dringend einen Besucht abstatten. Aber die Exponate erwachen ja nur nachts, wenn es geschlossen ist zum Leben. Das wäre für den Besuch spannender und außerdem war die Schlange vor dem Eingang echt ganz schön lange heute am Morgen.
Nach einem Cache auf dem Weg, den wir etwas länger suchen mussten, weil die Dose ein Eichhörnchen angenagt und verschleppt hatte, war unser nächster Punkt auf dem Weg eine Art Burg, der „Belvedere Tower„, der 1869 als Aussichtspunkt auf der höchsten Erhebung errichtet wurde. Da wir wegen des Preises auch heute auf das Frühstück verzichtet haben, hatten wir gedacht, wir trinken unseren Kaffee hier oben. War eigentlich eine gute Idee, gibt auch ein Besucherzentrum, nur gab es hier erstaunlicher Weise nichts zu trinken und nichts zu essen, aber wenigstens einen Cache und eine schöne Aussicht auf den Central Park. Kein Wunder, dass sich Dr. Daniel Draper den Hügel hier als meteorologische Beobachtungsstation ausgesucht hatte.
Im Central Park gibt es viel zu entdecken. Das meiste fällt einem gar nicht so direkt ins Auge. Zum Glück gibt es Caches, die einen auf die eine oder andere versteckte Besonderheit aufmerksam machen. So wie einen Puma („Still Hunt„), der hoch oben auf einem Felsen sitzt, angespannt, bereit sich den nächsten unachtsamen Besucher zu schnappen. Wenn man nicht nach oben schaut, bemerkt man die Katze nicht. Es ist auch unglaublich viel los hier…Jogger, Radfahrer, es ist gar nicht so einfach was zu sehen, wenn man dauernd ausweichen muss… Unser Weg führte uns an ein paar weiteren Skulpturen und Brunnen vorbei, wie der „Alice im Wunderland„-Skulptur mit vielen der Charaktere aus der Geschichte. Wohl eine der am meisten besuchten Skulpturen im Central Park. Entsprechend lange muss man warten, um ein Foto mit möglichst wenig fremden Personen darauf machen zu können.
Am „Conservatory Water„, einem kleinen See im Park, fanden wir dann einen Kiosk einer französischen Bäckereikette, an der wir dann endlich unser Frühstück bekommen haben. Sehr guten Kaffee und Croissants mit einem schönen Blick auf den See, den Park und die Skyline von Manhattan. Auf der gegenüberliegenden Seite des Sees sitzt Hans Christian Anderson, mit der Geschichte vom hässlichen Entlein aufgeschlagen in einem Buch vor sich und genießt ebenfalls den schönen Ausblick.
Es gibt auch noch weitere schöne Orte, z.B. Brunnen, wie die „Angel of Waters“ und viele Kutschen im Park. Die Kutschen sind mal mehr und mal weniger farbig/kitschig (je nachdem wie man es bezeichnen möchte) und scheinen gerne für eine Tour durch den Park genommen zu werden. In Wien dürfen die Fiaker ab 35°C nicht mehr fahren und es wird eine Temperaturobergrenze von 30°C diskutiert. Scheint in den USA weniger ein Thema zu sein, auf jeden Fall war es schon kräftig warm und die Kutschen sind immer noch gefahren. Langsam müssen wir uns aber schon wieder Richtung Ausgang orientieren, da wir noch eine Verabredung zum Essen haben heute Nachmittag. Richtung Süden führte uns unser Weg noch vorbei an der Skulptur von „Balto„. Im Winter 1924/25 brach in der Stadt Nome eine Diphterie-Epidemie aus und, weil die Stadt durch Schneemassen von der Außenwelt abgeschnitten war, konnte das Antitoxin nur per Hundeschlitten geliefert werden. Der Schlitten mit Balto sollte eigentlich die vorletzte Etappe bewältigen, musste dann aber wegen des Wetters auch die letzte Etappe übernehmen und hat es damit zu einer großen Bekanntheit gebracht.
Am südöstlichen Ende des Central Park angekommen, haben wir den Eingang zur Metro gesucht. Bezeichnung und Eingang liegen ein Stück auseinander. Das ist für Auswärtige, wie uns, nicht gerade hilfreich, wenn man keinen Plan zur Hand hat. Aber nach ein paar Minuten konnten wir den Eingang zur Metro zum Glück noch finden. Sollte noch mal jemand die Station 59St/5th Ave. suchen… Der Eingang liegt etwas versteckt auf der 60th St. East. Auf der 59igten Straße gibt es keinen Eingang.
Wir hatten noch ein wenig Zeit vor unserer Essensverabredung und konnten noch einen Cache suchen gehen. Die Beschreibung des Ortes war recht eindeutig, nur leider saß dort genau ein Herr telefonierend auf der Bank und damit auf dem Cache. Wir haben uns dann daneben gesetzt, bis er aufgestanden ist. Hilft oft als Taktik, wenn man an eine bestimmte Stelle möchte. (Außer in China, da haben die Leute mehr Geduld und sind weniger von den Mitmenschen genervt). Am Treffpunkt für unsere gastronomische Führung durch das (ehem.) Künstlerviertel Greenwich Village gab es noch einen Bubble Tea in der Fay Da Bakery. Bei der Hitze war jede Erfrischung willkommen und vor dem Spaziergang auch notwendig, bei den aktuellen Temperaturen. Freundlicherweise durften wir unseren Tee auch einfach drinnen auf zwei Stühlen trinken und ein bisschen abkühlen dabei.
Wir haben auf unsere Führung gewartet und gemutmaßt, wer von den hier herumstehenden Touristen auch dabei sein würde. Wir hatten wegen Corona noch im Vorfeld überlegt gehabt, ob es vielleicht besser wäre, eine private Führung zu buchen, es aber aus Preisgründen und „ist ja draußen“ wieder verworfen. Als unsere beiden Führer eintrafen, haben sie uns erst mal erzählt, es wäre eine kleine Gruppe und wir wären bereits vollständig. Hä? Sollte heißen wir waren die einzigen Teilnehmer heute. Privatführung zum Normalpreis. Wie angenehm!
Nach ein paar einführenden Worten über die Geschichte von Greenwich Village, von den Ureinwohnern, über die ersten Siedler aus den Niederlanden im 17. Jhd, die englische Eroberung bis zur Stadtplanung im 19 Jhd., die noch weitestgehend die Straßen mit ihren Namen enthalten haben. Auch die maximale Höhe der Häuser ist inzwischen festgelegt, so dass hier nur Häuser mit max. 5-6 Stockwerken stehen und auch in Zukunft keine Wolkenkratzer entstehen sollen. Die Hauspreise sind entsprechend. Selbst schmalste Häuser gehen in die Millionen. Es ist inzwischen wohl mehr ein „Szene“- als ein Künstlerviertel, eben oder wegen der Grund- und Wohnungspreise.
Dann ging die Tour los und startete an einem mickerig kleinen, alten Falafel-Laden, Mamouns’s Falafel, gegründet 1971 hier in Greenwich Village. Es gab zum Auftakt also ein Falafel-Sandwich mit frischen Salat, gut gewürzten Falafel und einer sehr guten Sesamsoße. Hier sollen schon viele berühmte Musiker, Schauspieler und andere Berühmtheiten ihre Falafel gegessen haben.
Am „Café Wha?„, in dem schon Jimi Hendrix, Bruce Springsteen, Woody Allen, Lenny Bruce, Bill Cosby and Richard Pryor aufgetreten sein sollen, ging es vorbei zur zweiten Essensstation, einem Laden für original New York Bagels, „Bagels on the Square„. Wir haben dabei erfahren, dass es nicht einfach ist Bagels zu machen. Das Kochen in Wasser und das anschließende Backen ist eine Kunst für sich, um die perfekte Konsistenz der Kruste, nicht zu weich und nicht knackig, zu erhalten. Das wichtigste beim New York Bagel ist das Wasser! (oder doch nicht?). Das verwendete Weizenmehl mit hohem Glutenanteil muss mit dem perfekten Wasser angesetzt werden. Perfekt bedeutet in dem Fall die richtige Mineralisierung. Das soll die Konsistenz des Teiges maßgeblich beeinflussen. So sehr, dass es wohl außerhalb New Yorks Bagelläden gibt, die das Wasser für ihren Teig aus New York kommen lassen. Wir hatten einen New York Style Everything-Bagel (also einen „mit allem“ oben drauf, also Sesam, Mohn, Zwiebeln) mit Cream-Cheese. Ganz, ganz wichtig: das Original ist nicht getoastet! Das würde ja den Bagel knackig machen. Gut geschmeckt hat er auf jeden Fall. Ob wir jetzt schmecken würden welches Wasser verwendet, bzw. welches Wasser nicht verwendet wurde im Teig… Keine Ahnung.
Nach zwei herzhaften Stationen stand der erste süße Zwischengang an. In Molly’s Cupcakes, einem schönen, alten Laden, mit historischen, weißen Fliesen an Wänden und der Decke, gab es Cupcakes in allen Variationen, zum Teil fertig, aber eigentlich Teigling und Topping getrennt zum Bestellen, so dass man sich seinen Cupcake nach Lust und Laune zusammenstellen kann. Molly war wohl die Grundschullehrerin des Besitzers und Gründers, die immer, wenn ein Schüler Geburtstag hatte, Cupcakes für die Klasse gebacken hat. Wir haben einen Red Velvet Cupcake mit einem klassischen Vanille-Rahm/Sahne-Topping probiert. Im Gegensatz zu einem Muffin isst man den Cupcake, indem man den Teigboden aus dem Papier pellt, durch leichtes Drehen quer halbiert und den abgetrennten unteren Teil oben auf das Topping setzt und dann erst reinbeißt. Das sieht dann in etwas so aus:
Vorbei an der Kirche „Our Lady of Pompeii“ (Gegründet 1892 von italienischen Jesuiten, gebaut 1923) ging es weiter zu dem „Secret Dish“ der „Secret Food Tour“. „Secret“ ist es, weil in der Beschreibung der Tour die übrigen fünf Stationen aufgezählt sind und diesen Stopp kennt man nicht. Es war das Taco Mahal und es gab… einen indischen Taco. Nein, tatsächlich kein Naan oder sowas, sondern eigentlich ein indisches „Roti„, das wiederum der mexikanischen Tortilla und damit dem Taco äußerst ähnlich ist. Die Mischung zweier Welten hier kommt vom Eigentümer, von dem ein Elternteil aus Indien und eins aus Latein-Amerika stammt. Daher die „Lat-India“-Cuisine, bzw. das Mexikanisch-Indische-Fusion-Food. Oben auf unseren Tacos war ein wenig Salat und Hühnchen (Chicken Tikka Masala). Sehr gut, würzig, und eine fürchterliche Sauerei mit der Soße.
Nachdem wir uns bisher mehr auf belebteren Straßen aufgehalten hatten, führte nun die Tour durch die ruhige Wohngegend von Greenwich Village. Hier ist es tatsächlich sehr ruhig, grün und es ist erstaunlich wenig Verkehr. Man könnte denken mit den alten, nur wenige Stockwerke hohen Häusern, ein paar grünen Hinterhöfen und der Ruhe, man wäre in irgendeinem Vorort unterwegs und nicht mitten in Manhattan, einer Insel mit ca. 1.6 Mio. Einwohnern und einer Einwohnerdichte von knapp 27.500 Einwohnern pro km2 (Vergleich München: ca. 1.5 Mio Einwohner bei 4.700 Einwohner pro km2 und da wirkt es schon voll…). Hier könnte man leben, wenn man das notwendige Kleingeld hat, um sich ein Haus im zweistelligen Millionenbereich leisten zu können. Das muss nicht mal groß sein… Wir haben uns das kleinste Haus angeschaut, das hat so ca. 2,5m Breite, kostet aber auch im hohen einstelligen Millionenbereich. Ein Haus auf dem Weg war aus Holz. Das wird zwar auch immer mal wieder verkauft, ist aber nicht so beliebt. Die Angst, dass einfach jemand eine Zigarette achtlos wegwerfen könnte und man dann kein Haus mehr hat, ist wohl viel zu groß.
Abschließend sind wir dann auch noch an dem „Friend’s„-Haus vorbeigekommen. Gut, dass wir einen Führer dabeihatten. Wir kennen die Serie nicht und hätten das Haus nicht bemerkt. Ich hoffe unsere Guides haben uns das verziehen. Wir haben mal Fotos gemacht, war auch wichtig für einen Cache dort vor Ort.
Der letzte herzhafte Stopp war dann in einer Pizzeria, mit original New Yorker Pizza von „Two Boots“ (Two Boots kommt von den Filmemachern, die das Geschäft gegründet haben und sie wollten damit auf die Stiefelform der „Heimatländer“ Italien und Louisiana aufmerksam machen). Was wir gelernt habe: der New Yorker kauft seine Pizza nach der Arbeit auf den Weg nach Hause. Korrekter auf dem Weg zur Metro. Es sind immer nur Stücke von einer großen, runden Pizza, die dann zusammengeklappt (wichtig!) und noch im Gehen gegessen werden. Wichtig ist, vor der U-Bahnstation mit dem Essen fertig zu sein, weil wer will schon eine Pizza in der U-Bahn essen? Unser Stück war einfach nur knusprig-dünn mit einer weißen Grundsoße und verschiedenen farbigen Soßen/Pestos (vegetarisch) in Streifenform verfeinert. Die Farben sind an die Fahne der LGBT-Bewegung angelehnt und der Name der Pizza, „The Duchess„, soll an die berühmteste lesbische Bar erinnern, die in den 70 Jahren an dieser Stelle existiert hat und die dann vom damaligen Bürgermeister geschlossen wurde.
In New York gab es wohl in den 60iger Jahren immer wieder in den einschlägigen Schwulen- und Lesben-Lokalen Razzien, auch mit Anklagen wegen „ungebührlichem Verhalten“. Auf unserem weiteren Weg sind wir in der Christopher Street an der Bar „Stonewall“ vorbeigekommen. Hier gab es in der Nacht vom 27. auf den 28. Juni 1969 eine Razzia (Schwulenbars waren zwar bereits legal, aber der Bürgermeisterkandidat schwächelte in den Umfragen und meinte er müsse mal aufräumen). In der Nacht sollen sich besonders viele Schwule und Lesben in der Bar aufgehalten haben, weil am Tag zuvor die Schauspielerin Judy Garland beerdigt wurde. Dabei kam es zu einem Aufstand und die Polizei wurde vertrieben. Es kam zu einer breiten Solidarisierung mit 5-tägigen Unruhen. Dieser Aufstand in NYC wird als Wendepunkt der LGBT-Bewegung angesehen zur Stärkung der Rechte und Gleichbehandlung. Die Paraden zum „Christopher Street Day“ sollen daran erinnern.
Letzter Stopp der Tour war wieder ein „Nachtisch“. Diesmal Cookies bei Chip City, traditionell vor Ort gebacken in verschiedenen wöchentlich wechselnden Geschmacksrichtungen. Wir haben uns für zwei Sorten entschieden: Banane, Hafer, Nüsse und „Cannoli“ (Pistazie). Wir waren aber inzwischen so gut gesättigt, dass wir uns halbe Kekse für den nächsten Tag, an dem es wieder weiter zum nächsten Ort geht, aufgehoben haben.
Da uns gestern schon klar war, dass wir am Nachmittag schon genug zu essen bekommen würde, haben wir uns für den Abend kein Restaurant herausgesucht. Wir hatten ja immer noch das Problem, dass wir mit „Weinentzug“ an der Ostküste zu kämpfen hatten. Wir bekamen viel europäischen Wein angeboten und maximal Wein von der Westküste der USA (Kalifornien, Oregon, Washington, auch der Reihenfolge der verfügbaren Weine in der Auswahl), aber keine Weine von der Ostküste. Aber wir wussten noch, dass wir Weine aus dem Staat New York getrunken haben bei unserem Besuch 2002. Wir hatten schon vor der Reise nach Weingütern entlang des Weges gesucht gehabt, auch ein paar aufgeschrieben, aber wir sind leider nicht mal in die Nähe von einem gekommen. Außer in New York selbst. Erstaunlicherweise gibt es ein Weingut in Brooklyn. Mitten in New York City! Als es gestern um die Frage ging, was machen wir denn am Abend ohne viel Essen, haben wir noch mal nach dem Weingut gesucht und uns Eintrittskarten für heute gekauft.
Vom Endpunkt der Food-Tour konnten wir direkt mit der Metro nach Brooklyn in die Nähe des Weingutes fahren.
Es lagen dann noch ca. 1km Fußweg vor uns durch Brooklyn. Nicht so die Hochglanzgegend wie Manhattan und wenig Leute auf der Straße. Das „Weingut“ findet man in den Brooklyn Navy Yards, auf einem alten Industriegelände. Da Boden in New York unbezahlbar ist und echte Erde, außer im Central Park, kaum zu finden ist, haben die findigen Gründer von den „Rooftop Reds“ das Dach eines alten Fabrikgebäudes auf 1375m2 als Weinberg angelegt. Mit 42 großen Plastikwannen, in denen die Weinreben stehen.
In der Beschreibung zum Kartenkauf steht, dass es verboten ist den Aufzug zu benutzen und man die 4 Etagen zum Dach über die Treppe erklimmen muss. Wer den Fahrstuhl benutzt, wird direkt hinausgeworfen, stand da. Nach der ganzen Lauferei war das schon eine deutliche mentale Herausforderung. Aber als wir das Gebäude gefunden hatten, hatten wir ein unheimliches Glück. Direkt vor uns stand eine Gruppe junger Frauen/Schülerinnen, die auch hochwollten und einer der Besitzer wollte gerade das Gebäude verlassen und hat uns dann alle mit dem Lastenaufzug (so einer, der hinten und vorne offen ist, jetzt war auch klar, warum man den nicht alleine benutzen darf) nach oben gefahren, so dass wir nur noch die letzte Etage aufs Dach zu Fuß laufen mussten. Das war sehr nett und sehr entspannend.
Für die Eintrittskarte (15 $), die an einen Tag, aber nicht an eine Uhrzeit gebunden ist, bekommt man eine Tüte Kartoffelchips und einen halben Liter Wasser im Tetrapack (still versteht sich, es gibt Wasser mit Kohlensäure aus den USA, meist bekommt man aber in den Restaurants Perrier oder San Pellegrino serviert). Man konnte sich dann einen freien Tisch zwischen den Reben aussuchen. Die Dame, die uns am Eingang in Empfang genommen und alles Wissenswerte zum Aufenthalt erklärt hat, hat uns auf Nachfrage ihren Lieblingstisch verraten. Einen Tisch bei dem man einen schönen Blick auf die Skylines von Manhattan und Brooklyn hat. Wir haben uns niedergelassen und erst mal die auf dem Tisch bereitliegenden Karten studiert. Es gibt von Ort Kleinigkeiten zu Essen, Oliven, Schinken, Käse, Hummus etc. Aber wer mehr Hunger hat, kann sich auch von einem nahe gelegenen Pizzalieferdienst eine Pizza an den Tisch liefern lassen. Auf der Speisekare auf dem Tisch waren QR-Code und die Anweisungen, was man in die Lieferadresse einzutragen hat, vermerkt. Wir habe auch ein paar Tische gesehen, die das Angebot angenommen hatten. Wir waren jedoch so satt, dass die Tüte Chips eine willkommene Knabberei zum Wein war und wir nichts weiter benötigt haben.
Auch ja, der Wein… Da die 42 Bottiche auf dem Dach nicht genug Wein, und den auch nur in rot, produzieren, gibt es eine ganze Auswahl an Weinen von deren „eigentlichem“ Weingut am Keuka Lake im Fingerlakes Gebiet (der ist ca. 50 km südlich von Lake Ontario im Staat New York). Wir sind erst mal mit einem rosé Sekt, einem 2021 ROOFTOP REDS SPARKLING ROSÉ, in den Abend gestartet. Dieser wird nicht in einem Sektglas, sondern in einer Art Wasserglas serviert. Wirkt ein wenig seltsam und ob so ein breites Glas ohne Moussierpunkt den Geschmack richtig zur Geltung bringt, sei mal dahingestellt. Der Sekt war nicht schlecht, aber da die aufsteigende Kohlensäure einen wesentlichen Einfluss auf den Geschmack hat, schwer zu vergleichen, wenn man nicht die üblichen, hohen, schlanken Gläser bekommt.
Weil wir bisher keinen Wein der Rooftop Reds probieren konnten, haben wir das Angebot der „Flights“ in der Weinkarte genutzt. Da wir unbedingt auch einen hiesigen Wein probieren wollten, haben wir uns zunächst einmal die Weinprobe „FROM BROOKLYN, WITH LOVE“ bestellt. Diese Weine sollten die Trauben von dem Dach in Brooklyn enthalten und waren aus den Jahren 2017, 2018 und 2019. Hier gab es statt der ca. 60ml pro Probe nur 30ml. Viel kommt vermutlich nicht zusammen von den paar Reben hier. Auch wenn man die Weinprobe einmal hochrechnet, kommt man ausgehend vom Glaspreis, auf einen Preis von ca. $600 für die Flasche. Nimmt man die Flaschenpreise aus der Weinkarte, liegt man bei $1000 für den 2017er, $150 für den 2018er und $500 für den 2019er. Der 2017 war richtig gut, der 2018er naja und der 2019 ging. Also die Preise haben sie anscheinend an den Geschmack gekoppelt (hochgerechnet vom Flight auf die Flaschen, wäre man bei einem Durchschnittspreis von $550. Damit ist der Wine-Flight gar nicht so viel teurer als die Flaschenpreise). Die Reifezeit und das Wetter, das ist vermutlich auch nicht immer gut in NYC, spielen sicher eine große Rolle. Was leider nicht ganz so klar beschrieben ist, inwieweit die Weine ggf. mit Weinen vom Keuka Lake verschnitten sind, um Geschmack und Masse zu erhalten. Das ist ein bisschen schade, da könnte man ggf. noch ein wenig besser den Geschmack einschätzen, wenn man die Mengenverhältnisse kennen würde.
Für die zweite Weinprobe haben wir uns für eine Auswahl aromabetonter Rebsorten „ON THE NOSE…“ entschieden, bestehend aus einem Traminette, einem Gewürztraminer (genauso geschrieben!) und einem „June Bug White“ (hier fehlt ein „e“ in ‚Jun Bug‘ bei den Flights auf der Karte…). Der „Junikäfer (?) Weißwein“ ist eine Cuvée aus Traminette, Riesling, Chardonnay und Grünem Veltliner. Alle Weine waren solide und gut gemacht und haben hier gut geschmeckt. Vermutlich ist es wie bei vielen dieser Weine, man kann sie nur vor Ort im richtigen Ambiente gut trinken. Zu Hause würden diese vermutlich nicht mehr so gut schmecken.
Langsam ging die Sonne unter über der Skyline von New York, gut zu beobachten vom Dach dieses „Weinbergs“. Auch die Temperaturen wurden am Abend angenehmer, nachdem wir den Tag über wieder ganz schön geschwitzt hatten. Mit der hereinbrechenden Dunkelheit wurden wir auch zunehmend müde und haben uns auf den Heimweg begeben. Die vier Treppen die alte Treppe runter, war besser als diese hochlaufen zu müssen. Es ist aber ein Treppenhaus in einem Industriegebäude und man sollte vermutlich nicht zu viel getrunken haben, um unfallfrei auf der Straßenebene anzukommen. Auf dem Weg Richtung Straße war noch ein kurzer Umweg über einen angrenzenden Supermarktplatz angesagt. Hier lag noch eine Cachedose, die wir nicht auslassen wollten. Bis jetzt hatten wir nur Caches in Manhattan gesucht, ein Cache in Brooklyn durfte dann nicht fehlen.
Kurz vor dem Verlassen der Rooftop Reds hatten wir noch einen Bus gefunden, der zu einer anderen U-Bahnstation gefahren ist. Die war zwar weiter weg als die Station, an der wir angekommen sind, aber diese Verbindung hatte zwei Vorteile: erstens wir mussten nicht 1km durchs dunkle Brooklyn laufen, da die Bushaltestelle direkt an der Straße vor dem Fabrikgelände lag und zum zweiten fuhr die Metro von dieser Station aus direkt zur Station beim Hotel und wir mussten unterwegs nicht noch mal umsteigen. Das war sehr angenehm.
Im Hotel wollten wir den letzten Abend vor unserem Aufbruch nach Pennsylvanien bei einem Cocktail ausklingen lassen, aber die Bar war brechend voll. Wir haben uns aber zwei Plätze an der Bar im Restaurant Zou Zou’s ergattert. Die Cocktails waren hier andere als in der eigentlichen Bar, aber sehr gut und man hat gut und sehr laut gesessen, da das Restaurant auch bis auf den letzten Platz gefüllt war und der Geräuschpegel entsprechend hoch.
Nach dem Cocktail ging es dann aufs Zimmer, um noch die Geräte alle zu laden (vor allem das Tablet mit der Navigation) und schon mal die Sachen zusammen zu räumen, damit es dann morgen früh ohne große Verzögerungen weiter gehen kann, in Richtung unseres nächsten und damit vorletzten Stopps in den USA. Und um festzustellen, dass das Housekeeping nicht nur das Zimmer sauber gemacht hat, sondern komplett aufgeräumt. „Komplett“ umfasste auch unsere ganzen Ladekabel, die nicht mehr lose an den Steckdosen herumhingen, sondern sauber aufgerollt wurden.