Freitag, 01.07.2022

Und wieder haben wir unsere Sachen gepackt, um einen Staat weiterzuziehen. Die netten Damen und Herren des Zimmerservice haben nicht nur das Zimmer aufgeräumt und sauber gehalten, sondern auch unsere Sachen. So wurden z.B. die Ladekabel der Handys sauber aufgerollt, die wir achtlos haben an der Steckdose herunterhängen lassen.

Beim Warten auf unser Gepäck und das Auto, das vom Valet-Service erst mal aus irgendeinem Parkhaus geholt werden muss, haben wir uns im bei Black Fox Coffee eine Latte und ein Hörnchen gegönnt. Also eigentlich einen Milchkaffee und ein Schokocroissant. Der Kaffeeladen hat zwar selbst keine Sitzmöglichkeiten, aber es gab einen direkten Zugang zur Hotellobby und so konnten wir uns dort gemütlich niederlassen mit Blick auf die Straße und auf die Ankunft unseres Autos warten.

Nachdem das Gepäck verstaut war, konnten wir direkt am Hotel nach rechts in den Lincoln-Tunnel abbiegen, um auf die andere Seite des Hudson nach New Jersey zu gelangen. Eigentlich wäre eine Brücke schöner gewesen als ein dunkler, alter Tunnel, aber sich nicht durch die ganzen Einbahnstraßen kämpfen zu müssen, war auch sehr angenehm, selbst wenn das „Sight-Seeing“ etwas leidet im Untergrund. Es war relativ geringer Verkehr, so dass man relativ gut fahren konnte. Es gibt viele Mautstationen rund um New York. Wir hatten aber für diesen Teil der Reise vorsichtshalber das „all-inclusive“-Maut Paket gebucht, denn die Maut von und nach New York City ist echt ruinös. So konnten wir einfach alle Straßen fahren, ohne anzuhalten und ohne einen nachträglichen Schreck zu bekommen, wenn die Abbuchung der Maut vom Autovermieter kommt.

Natürlich führte uns der Weg zuerst einmal wieder zu einem Cache und auch mal wieder auf einen der Drive-Through-Friedhöfe. Es ist immer wieder komisch, wenn man einfach so zwischen den Gräbern durchfährt oder anhält. Hier auf dem Rosedale & Rosehill Cemetery gibt es ein paar außergewöhnliche Grabstätten. Ein Verstorbener hat hier seinen Mercedes als Grabmal in Granit hauen lassen. In Originalgröße und sehr detailgetreu. Da kommt sogar das ein oder andere Tierchen zum Bestaunen vorbei…

Da wir außer dem Kaffee und dem süßen Teilchen noch kein Frühstück hatten, haben wir einen kurzen Umweg genommen und sind in einem Denny’s eingekehrt. Die haben sich von einem Donutladen, über einen Coffeeshop hin zu einem „Family Restaurant“ entwickelt. Zumindest bekommt man hier den ganzen Tag über Frühstück und irgendwie gehört bei uns zu jedem USA-Besuch einmal ein Frühstück bei Denny’s dazu. Das Frühstück ist jetzt kein kulinarisches Highlight und über das Stichwort „Gesund“ wollen wir gar nicht erst nachdenken, aber einmal alle paar Jahre muss es sein. Also gab es einmal einen „Lumber Jack Slam„, bestehend aus Rührei, Schinken, Würstchen, Hash Browns (erinnert am ehesten an ungewürztes Rösti), Toastbrot und Pancakes und noch ein „Classic Benny Breakfast„, sowas ähnliches wie Egg Benedict mit Hash Browns (wie „Classic“ das wirklich ist, können wir auch nicht sagen, zumindest haben wir keine Erinnerung daran, dass es dies bei unserem letzten Besuch schon gegeben hätte). Dazu gab es den  typischen amerikanischen Frühstücksladenkaffee… Filterkaffee und davon so viel man will. Diesmal gar nicht so dünn und erstaunlich trinkbar und für die Hash Browns jede Menge Ketchup, zum Aromatisieren (so alleine sind sie etwas ungewürzt und damit „geschmacksarm“).

Frisch gestärkt ging es weiter. Da wir erst am späten Nachmittag unser nächstes Domizil beziehen konnten, hatten wir noch jede Menge Zeit ein paar Caches unterwegs zu loggen. Dabei haben wir uns auf Straßen ein wenig abseits der Highways bewegt. Hier erlebt man so einiges, wie Stahlbrücken mit nur einem Metallgitter als Boden, durch den man hindurchschauen kann. Sehr vertrauenserweckend. Aber dafür mit netter Begrüßung aus dem Navi.

Bei unserem ersten Stopp direkt hinter der Grenze zu Pennsylvanien in New Hope, zum Suchen einer Dose (wir haben sie nicht gefunden, weil mal wieder jemand darauf saß und sich nicht hat vertreiben lassen), fuhr gerade eine Museumsbahn los. Ein sehr schön renovierter Zug. Da haben wir gerade Glück gehabt, dass wir zum richtigen Zeitpunkt hier waren.

Die Fahrt ging dann weiter ein bisschen im Zickzack durch Pennsylvania, entlang von Caches mit einer hohen Favoritenwertung (für die nicht Cacher: man kann jeweils einen von 10 gefunden Caches, die einem besonders gut gefallen auf eine Favoritenliste setzen und diese Anzahl der von den Leuten gesetzten Favoriten für einen Cache kann man sich anzeigen lassen und kann dann sehen, ob ein Cache besonders vielen Leuten gut gefällt). 

Unterwegs hat es dann aber auch mal angefangen aus Kübeln zu schütten, da war dann an Cachen nicht mehr zu denken und wir sind ein ganzes Stück weiter in Richtung Lancaster gefahren. Dabei sind wir an „ACME“ vorbeigekommen. Einer Firma, die wir bisher nur aus unserer Kindheit aus dem Fernsehen kannten. ACME war eine fiktive Firma, die einfach alles hergestellt hat (daher auch die Interpretation „A Company Manufacturing Everything“, also eine Firma, die alles herstellt). Uns war nicht bewusst, dass die Amerikaner sowas tatsächlich besitzen… 😉

Allmählich wurde die Besiedlung dünner, es gab mehr Felder und die ersten Farmen, mit ihren charakteristischen Silos, kündeten von unserer Nähe zum nächsten Ziel bei Lancaster, PA. In Charlston hat uns schon mal eine Dame, die aus Pennsylvanien stammte, erzählt, als sie mal Süddeutschland besucht hat, dem Herkunftsgebiet ihrer Vorfahren, war ihr sofort klar, warum diese in Pennsylvania geblieben sind, weil es dort so aussieht wir „zu Hause“. Und das stimmt tatsächlich. Es erinnert tatsächlich ein wenig an daheim. Die Felder ebenso „klein“ wie hier daheim und auch was angebaut wird an Weizen, Mais und Gemüse sieht so aus wie hier. Ebenso die Form der Landschaft ist sich sehr ähnlich. Als dann die ersten Verkehrsschilder auftauchten, die zur Vorsicht vor Kutschen mahnten, wussten wir, wir sind gleich an unserem Ziel.

Wir hatten uns für zwei Nächte auf einer Amish-Farm einquartiert. Die Adresse bekommt man erst nach dem Buchen auf einer zentralen Webseite, die die Vermietung für die Amish-Familien inkl. der Zahlungsabwicklung übernimmt. Damit müssen die Vermieter auf den Farmen nicht direkt den Kontakt zu den modernen Techniken, die sie eigentlich ablehnen (ein paar Dinge wie Strom, Telefon, Gefrierschrank etc. sind vorhanden, aber dann in extra Gebäuden außerhalb der engeren Umgrenzung des Hofs) aufnehmen. Wir wurden unterwegs immer mal wieder gefragt, ob es dort auch Licht geben würde, ja es gibt in den Ferienwohnungen der Amish Strom, Licht, Klima, Elektroherd, Waschmaschine und alles was man sonst so gewohnt ist. Wo wir waren, gab es allerdings kein WLAN. Es waren fast alle Ferienwohnungen ausgebucht als wir gesucht haben… Vermutlich war das fehlende WLAN ein Grund, warum wir hier noch einen Platz bekommen haben. In der Beschreibung stand auch, dass die Familie neben Englisch auch „Dutch“ sprechen würde. Es war jetzt nicht so ganz ersichtlich, ob es sich um Niederländisch = Dutch oder „Pennsylvania Dutch“ handelt. Wir hofften mal auf letzteres. 

Als wir im Greenfield View Guesthome ankamen, wurden wir von Urlaubern aus Florida empfangen, die uns erst mal wegen unserem Florida-Nummernschild auf dem Auto gefragt haben, ob wir aus Süd- oder Nordflorida kommen würden. Zu deren Erstaunen, mussten wir erst mal erklären, dass es sich um einen Mietwagen handelt, den wir in New York bekommen haben und wir gar nicht aus den USA kommen. Anscheinend sind Mietwagen mit Florida-Kennzeichen in anderen Landesteilen sehr ungewöhnlich. Unsere Gastgeber waren leider nicht da wegen einer Familienfeier und die gehen wohl immer sehr lange bis spät in die Nacht. Zum Glück wurden wir von der Dame aus Florida noch darüber aufgeklärt, dass die Restaurants in der Gegend mehrheitlich von Amish geführt werden und die um 18:00 Uhr schließen. Es war erst grade kurz nach 17:00 Uhr… Also schnell das Zimmer beziehen (Tür war offen, es gab auch keinen Schlüssel, sondern ein elektronisches Codeschloss), ein paar Bilder machen und dann schnell einem Blick ins Internet werfen, ob es noch irgendwo etwas zum Essen gibt. Auch zu so später Stunde…. 

Wir wurden fündig in einem Nachbarort, dort sollte es ein „Smorgasbord“ geben. Was auch immer das sein soll… Aber immerhin offen bis 20:00 Uhr. Also ab ins Auto und in den Nachbarort. „Miller’s Smorgasbord“ war leicht zu finden und hatte einen großen (sehr großen) Parkplatz, der auch gut gefüllt war. Ebenso der Vorraum zum Restaurant, in dem viele Menschen auf einen Tisch warteten. Wir haben uns am Empfang angemeldet und uns unter die Wartenden gemischt. Nach ca. einer halben Stunde Wartezeit haben wir dann einen Tisch bekommen. Inzwischen, mit dem Wifi vom Restaurant, konnten wir uns auch etwas mehr über das Restaurant informieren. Die Smorgasbords sind hier in der Gegend anscheinend populär und häufiger zu finden. Es handelt sich um ein Buffet-Restaurant. Die Tradition geht anscheinend, so wie wir das verstanden haben, auf die Tradition von Familientreffen der Amish zurück, bei denen lange und viel zu viel zu Essen aufgetischt wird, bis alle mehr als satt sind. Das Buffet gab es in zwei Kategorien: einmal nur Salat und Suppen und einmal als „Alles“. Da wir Hunger hatten und gespannt waren auf das Angebot, haben wir das Angebot für das komplette Buffet genommen.

Es gab über Vorspeisen, Salate, diverse Suppen, verschiedenes Fleisch, allerlei Beilagen, einfach alles was man sich so wünschen kann und damit viel mehr als man irgendwie hinbekommen kann zu probieren. Das Fleisch war saftig, die Soßen gut, die Beilagen heiß und frisch und es wurde dauernd nachproduziert und aufgefüllt, so dass es weder leer noch die Speisen alt wurden. Es waren auch ein paar Dinge dabei, die ein wenig an die deutsche Abstammung erinnerten, wie Kohlsuppe, Weißkohl mit Speck als Beilage, Kartoffelbrei etc. Also, wenn man so richtig Hunger hat, kann man das durchaus mal empfehlen. Für die Diät oder die schlanke Linie eher gar nicht. Und für $28 (zzgl. Steuern und Trinkgeld und Getränke, $3 für Eistee so viel man will) ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Das Beste kommt immer zum Schluss… So auch hier. Es gibt ein eigenes Dessert-Buffet. Da gibt es die üblichen Nachspeisen, wie irgendwelche Cremes, Puddings und Cheesecakes. Aber am hintersten Ende gab es eine Backstation an der laufend frischer Kuchen gebacken wurden. Der Apfelkuchen war sehr gut, aber das Beste war eine Shoofly-Pie. Wir wussten nicht, was es ist, aber geschmeckt hat es so, als hätte man das übrige Buffet nicht gebraucht. Kalorientechnisch dann sowieso nicht.

SMB

Als wir fertig waren (wir hatten ja nur noch eine Stunde Zeit im Restaurant, wegen der Öffnungszeit bis 20:00 Uhr) begann es langsam zu dämmern. Wir haben vollgestopft beschlossen wir brauchen noch einen kleinen Cache. Es gab einen in der Nähe, der eine von den „Covered Bridges“ (eine überdachte (Holz-)Brücke), die es hier noch geben soll, versprochen hat. Als wir hinkamen, mussten wir feststellen, die Straße war frisch geteert und die alte Brücke war durch eine Moderne, Zweispurige aus Beton ersetzt worden. Egal, die Gegend hier war wirklich schön und der Cache gut zu finden.

Die Dame aus Florida auf der Farm hatte uns schon gesagt, man könnte am Abend „Fireflies“ also Glühwürmchen beobachten. Als wir hier am Cache standen und es langsam immer dunkler wurde, hat man die ersten kleinen grünen Lichter in der Wiese aufblitzen sehen. Auf der Rückfahrt wurden wir auch durch kleine, grüne Lichtblitze am Straßenrand begleitet. Zurück in der Ferienwohnung war das Schauspiel der Glühwürmchen gigantisch. Überall auf den Feldern blinkte und blitzte es! Solche Mengen hatten wir in Europa noch nie gesehen. Und nachdem es die Glühwürmchen seit ein paar Jahren am Eingang zum Olympiapark nicht mehr gibt, hatten wir auch schon lange keine mehr erlebt. Das war richtig schön sich die blinkenden Lichtpunkte über den Feldern von der Wohnung aus anzusehen. Die Videos sind auch ganz passabel geworden, trotz der Dunkelheit. Die grünen Punkte sind die Glühwürmchen, keine Artefakte der Aufnahmen in der Dunkelheit!

Jetzt waren wir gesättigt, hatten den Glühwürmchen eine ganze Zeit zugesehen und zu müde, um noch den Billardtisch zu nutzen, den es auch in unserer Ferienwohnung gab. Sogar ein richtig schöner, guter. Aber morgen ist ja auch noch ein Tag.

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