Mittwoch, 29.06.2022

Das Frühstück im Hotel war sehr teuer und nicht in unserem Tarif als solchem enthalten, wir hatten nur ein Guthaben, das wir lieber an der Bar einlösen wollten. Daher haben wir uns dazu entschlossen uns gleich auf den Weg zu machen und lieber einen Kaffee unterwegs zu trinken. Bei unserem letzten Besuch in New York, das ist jetzt schon 16 Jahre her, musste man sich für den ÖPNV noch Karten kaufen. Entweder für eine Fahrt, einen Tag oder eine Woche. Aber auch die Metro geht mit der Zeit. Inzwischen kann man mittels RFID-Touchpad an den Zugängen seine Kreditkarte, Smartphone oder Smartwatch mit Apple- und/oder Google-Pay scannen und die Fahrt wird automatisch abgebucht mit OMNY. Fährt man öfters, also mehr als 12 mal, dann zahlt man nur die ersten 12 Fahrten in der Woche und der Rest der Woche (gerechnet wird Mo-So) ist dann kostenlos. Funktioniert in der Bahn genauso wie in den Bussen, echt genial und einfach. Eine Fahrt kostet immer den gleichen Preis, ob eine Station oder einmal quer durch ganz New York. Keine Zonen, keine Waben, keine Streifen oder Sonstiges was man als Auswärtiger nie verstehen wird.

Man benötigt in den USA keine Maske mehr. Nirgendwo außer in Bussen. Aber in der Metro tragen etwas mehr als die Hälfte aller Passagiere eine Maske. Wir gehörten erst mal zur kleineren Hälfte. Da wir, seit wir in den USA waren, kaum mehr Maske getragen haben, wir waren bisher ja eigentlich nur im Auto unterwegs, hatten wir unsere natürlich im Hotel vergessen. Komisch wie man sich so an die Maske gewöhnt hat, dass es unangenehm ist, ohne sie in der Metro zu sitzen.

So sind wir ganz in den Süden von Manhattan gefahren, da wir hier bei unseren vorherigen Besuchen noch nicht länger waren. Wir waren schon mal hier, um die Fähre nach Staten Island zu nehmen… Aber da haben wir das Drumherum aus Zeitgründen nicht beachtet. Am Ausgang der Station war auch gleich ein Kaffeeladen. Wie inzwischen fast überall üblich, gab es ein großes Pad zum Scannen der Kreditkarte beim Bezahlen, mit Auswahl der Trinkgeldoptionen (18/20/22% bzw. Betragseingabe). Da wir bei dem Bezahl-Anbieter anscheinend schon mal unsere Emailadresse eingegeben hatten, kam die Rechnung, die aussieht wie ein Kassenzettel, für den Kaffee umgehend und ohne Rückfrage als Email an. Da sind wir Deutschen immer noch ganz schön rückständig. Zum einen kann man oft nur mit Bargeld bezahlen und zum anderen muss der Verkäufer einen Zettel ausdrucken, der dann wahlweise verschlampt oder schwarz wird oder die Farbe verliert und nicht mehr lesbar ist. Mal ganz abgesehen davon, dass durch die Bezahlerei mit Bargeld in Deutschland, die gleichen Leute, die das Essen machen auch meist noch mit dem siffigen Geld hantieren müssen.

Der Battery Park war an diesem Mittwoch(!) unheimlich voll. Die Leute standen Schlange, um auf eines der Hafenrundfahrtschiffe (mit Fotovorbeifahrt an der Freiheitsstatue) zu gelangen. Dafür waren im halben Park Barrieren aufgebaut, in denen sich die Leute anstellten und wir mussten ein paar Umwege laufen, um überhaupt an den nördlichen Bereich zu kommen. Von einem Cache befand sich eine Station auch hinter dieser Absperrung und wir mussten die Antwort ein wenig raten, hat aber funktioniert. 

 

Wir sind dann dem Canyon of Heroes auf dem Broadway gefolgt. Dort sind lauter Bronze-Schriftbänder auf dem Gehweg eingefügt mit historischen Daten von Besuchen oder Taten großer Persönlichkeiten. Wobei Heroes sich leider nicht nur auf friedliche Gegebenheiten begrenzt, sondern auch mal „Kriegshelden“ einschließt. Dabei kommt man auch direkt zur Wallstreet mit der berühmten Skulptur des „Charging Bulls“ bei der Aktienbörse New York Stock Exchange. Belagert von vielen Touristen. Wir sind dann der Wallstreet ein wenig gefolgt, einer kleinen Seitenstraße, die den Broadway kreuzt. Beim Lesen einer Tafel haben wir gelernt, dass der Name von der alten Stadtmauer herrührt, die hier vor ein paar hundert Jahren einmal gestanden hat. Eigentlich war es nur ein Zufall, dass wir die Wallstreet gelaufen sind. Einen Block weiter gab es eine Metrostation. Wenn man sich Manhattan einmal auf der Karte auf dem GPS oder bei google anschaut, denkt man immer, auch da kann man mal schnell noch hinlaufen. Wenn man dann die Routenfunktion anschaltet, kommen mal schnell für „die paar Blocks“ Fußwegzeiten von deutlich mehr als einer Stunde zusammen. Um überhaupt was zu sehen von der Stadt, muss man die U-Bahn verwenden. Selbst wenn man bei der Fahrt leider recht wenig mitbekommt, außer die manchmal alten, architektonisch wertvollen Stationen. 

Aber wir wollten ja unbedingt noch zu den Geisterjägern vor der Mittagspause. Das Hauptquartier aus dem berühmten Film „Ghostbusters“ von 1984 liegt auf der Ecke Varick Street/North Moore Street und ist eigentlich eine immer noch aktive Feuerwache (Hook & Ladder Company 8 Firehouse), die als Filmkulisse gedient hat. Angeblich steht in der Feuerwache auch noch ein Model des Ecto-1, dem Auto der Ghostbusters, das man sehen kann, wenn das Tor offen ist. Leider war es nicht offen, so dass wir das nicht bestätigen können. Jedenfalls gibt es auch hier viele Touristen, die kommen, um mal einen Geist aus nächster Nähe zu sehen. Es war sonnig und heiß, vermutlich nichts für Geister, zumindest hat sich uns keiner gezeigt. 

Langsam wurde es heiß und Mittag. Soll heißen wir bekamen langsam Hunger und da wir eine Reservierung zum Abendessen hatten, wollten wir nicht zu spät Mittagessen gehen. Als Anlaufpunkt hatten wir uns die New York Oyster Bar in der Grand Central Station ausgesucht. Um dort hinzugelangen (Fußweg war laut Google mehr als 1,5h) haben wir ein paar Caches später wieder die Metro bemüht. Auf dem Weg sind wir noch schnell in eine Apotheke eingefallen, haben uns Masken und Desinfektionstücher gekauft, so dass wir mit etwas besserem Gefühl in der Metro fahren konnten. Das Grand Central Terminal, wie der Bahnhof eigentlich korrekt heißt, hat eine interessante Geschichte, wurde 1913 eröffnet und ist ein wunderschönes (zumindest finden wir das) Jugendstilgebäude. In der zentralen Halle ist die gewölbte Decke mit einem Sternenhimmel bemalt und mit 2599 Sternen, 60 davon sind mit einer Lampe versehen, so dass in der Decke nachts die Sterne leuchten. Mittags sieht man davon leider etwas wenig. Aber beeindruckend ist die Decke, die erst in den 90iger-Jahren bei Renovierungsarbeiten wiederentdeckt wurde, allemal. Selbst wenn die Sternzeichen spiegelverkehrt aufgemalt sind… Ausrede der Familie Vanderbilt als Auftraggeber war angeblich, dass es die Sicht von Gott auf den Sternenhimmel darstellen soll. Die Decke war durch Zigarettenrauch so schwarz, dass man das Gemälde viele Jahrzehnte nicht mehr sehen konnte. An einer Ecke der Decke wurde eine Stelle im Originalschwarz von vor der Renovierung belassen, um den Unterschied zu demonstrieren.

Natürlich darf hier ein Cache nicht fehlen. Das Geniale an diesem Cache: Er führt direkt zur New York Oyster Bar. Vor dem Restaurant gibt es noch die „The Whispering Gallery“. Angeblich soll man sich hier in gegenüberliegende Ecken des Raumes stellen und wenn man gegen die Wand redet, so soll man das auf der anderen Seite verstehen können. Diese musste man für den Cache suchen. Dabei fragt man sich, ob man die Beschreibung korrekt verstanden hat und diese findet und vor allem: Macht man sich zum Affen, wenn man das hier so in dem Trubel ausprobiert? Man kann diese beiden Fragen ganz eindeutig mit ja und nein beantworten.  Zu finden ist die Stelle im Gang ganz einfach. Es ist da, wo vier Leute in den vier Ecken mit dem Gesicht zur Wand stehen und viele Leute darauf warten an die Reihe zu kommen, um auch mal in der Ecke zu stehen. Damit macht man sich auch nicht zum Affen und es funktioniert tatsächlich, trotz der Lautstärke und dem Trubel außen herum. 

Schon mal angekommen, haben wir uns in die Oyster Bar begeben und die Speisekarte gewälzt. Die Spezialität sind natürlich Austern, in mind. 20 verschiedenen Sorten, frisch geöffnet. Da uns Austern nicht schmecken, haben wir uns für eine Suppe und zwei kleine Gerichte entschieden. Soll ja nicht so viel sein, wir wollen ja noch Essen gehen heute Abend. Die Weinkarte ist sehr umfangreich, USA-Weine muss man aber auch hier auf der Karte suchen. Die drei deutschen Rieslinge fallen einfacher ins Auge. Wir haben doch einen Chardonnay und einen Pinot entdeckt. Bei der Suppe haben wir uns für eine New England und eine Manhattan Clam Chowder entschieden, um mal den Unterschied herauszufinden. New England ist die Weiße auf Basis einer Mehlschwitze und die Manhattan-Variante ist die Rote auf Tomatenbasis. Bei den Hauptgerichten soll es eine Portion frittierte Jakobsmuscheln mit Pommes und ein Softshell Crab Sandwich sein. Bei dem Sandwich hat uns die Bedienung gefragt, ob wir wüssten, was wir da bestellt hätten. Nachdem wir das bejaht hatten, hat sie die Bestellung in der Küche aufgegeben. Wie wir das Essen serviert bekommen haben, war auch klar warum sie fragt. Zur Art des Anrichtens hat die Dame hinter dem Tresen uns dann erzählt, es hätte schon Leute gegeben, die schreiend davongerannt wären. Keine Ahnung warum, es schmeckt doch einfach so gut. Wie es in den USA so ist, waren auch die kleinen Gerichte gut genug, um lange satt zu machen. Daher haben wir dann auf den Nachtisch verzichtet und lieber nur noch einen Eistee getrunken. Bei der Wärme draußen kann Flüssigkeit nicht schaden. 

Nach dem Essen sind wir noch ein wenig durch New York spaziert, haben ein paar Caches gesucht, u.a. im schönen kleinen Bryant Park, und haben dem Times Square im Vorbeigehen einen Besuch abgestattet. Das Suchen der Caches in New York gerade in oder neben Parks ist gar nicht so einfach, da bei dem schönen, heißen Wetter Unmengen an Menschen unterwegs sind und jedes Café und jeden Kiosk nutzen, um draußen zu sitzen. Am späten Nachmittag sind wir dann zurück ins Hotel, um uns für das Abendessen frisch zu machen. Zurück im Hotel bekommt man zum Glück immer, wenn man die Lobby betritt, eine Flasche Wasser angeboten. Das ist bei dem Wetter wirklich eine nette Geste. Auf dem Zimmer fanden wir dann im Schrank eine Schachtel mit der frisch gewaschenen Wäsche vor. Das hat wenigstens einmal so funktioniert wie erhofft. 

Der Weg zum Momofuku Ko mit der Metro war kein Problem. Google hat uns auch schön in die Nähe des Restaurants geführt. Nur die Hausnummer 8 vom Restaurant haben wir erst mal nicht gefunden. Es gab 6 und 10, aber dazwischen war ein karger, nicht sehr attraktiver Hinterhof. Wir haben in Shanghai schon mal ein Restaurant über einen hässlicheren Hinterhof betreten. Es sah wenig einladend aus, es gab keine Schilder, aber irgendwann haben wir uns getraut, mal reinzulaufen. Und tatsächlich war hinten rechts ein unscheinbarer Eingang, der in einen total überfüllten Raum mündete. Das Restaurant ist mit 12 Plätzen ausgeschrieben…

Die Frage nach dem „Ko“ hat uns dann durch ein paar Gänge in einen ruhigen, abgedunkelten Nebenraum geführt, an dem wir am Tresen unsere Plätze einnehmen durften. Sehr schön gestaltet, an einer Seite die Kühlschränke mit Fisch und Dry-Aged-Fleisch und der Tresen hat die Kochinsel in der Mitte auf drei Seiten umschlossen, so dass man den Köchen bei der Zubereitung zuschauen konnte. Außerdem wurden so die Speisen von den Köchen selbst serviert und erklärt.

Ein sehr gutes Essen in vielen kleinen Gängen mit einer sehr passenden Getränkebegleitung.

Zum Abschied gab es noch ein Bild mit Koch, und Tee und Nougat zum mit nach Hause nehmen. 

Zurück im Hotel haben wir noch einen Drink an der Bar genommen, einmal einen Manhattan in Manhattan, das musste schon sein. Etwas zu alkoholisch… Da hat einer gereicht, um uns fertig zu machen und ins Bett zu schicken.

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