Donnerstag, 23.06.2022

Kurze Erläuterung für die Männer unter uns: Tara ist die Baumwollplantage aus „Vom Winde verweht“ mit Scarlett O’Hara und Rhett Butler.

Der Tag begann mit einem guten Frühstück, das „à la carte“ im hoteleigener Restautant Circa 1886 serviert wird. Kaffee, frischer Orangensaft, ein Obstteller, drei süße Teilchen und eine warme Speise aus einer kleinen Karte. Omelett für Stefan und Süßkartoffelpancakes für Katja. Zu den Pfannkuchen gehören selbstverständlich zwei Scheiben Speck. Sonst wäre es auch einfach zu vegetarisch.

Anschließend sind wir dann los gefahren in Richtung Boone Hall Plantation. Also um es vorwegzunehmen, der Film „Vom Winde verweht“ wurde hier natürlich nicht gedreht. Eigentlich gab es nicht mal Aufnahmen im Südosten der USA. Tara war eine Filmkulisse, die in den Universal Studios in Los Angeles für den Film gebaut wurde. 

Aber die Eichenallee diente als Vorlage für die Farm Twelve Oaks und Fotos von Boone Hall sind wohl als Hintergrund in der Eröffnungssequenz zu sehen. Es gab aber dennoch richtige Filmaufnahmen hier: Fackeln im Sturm mit Patrick Swayze z.B.

 

Nach einer Fahrt durch die wirklich tolle Eichenallee kam man an einen vollen Parkplatz. Gut, es gab noch einen „Überlauf“-Parkplatz ein wenig weiter durch ein paar Bäume. Der Weg war recht schön gemacht mit einem Steg vom Parkplatz in Richtung Eingang über einen Tümpel. Irgendwann haben wir dann auch das Schild entdeckt, das vor den Alligatoren hier warnt. Vertrauenserweckend… (Wie wir später nachgelesen haben, fressen Alligatoren im Gegensatz zu Krokodilen keine Menschen. Hauptsache die Alligatoren haben alle ein Smartphone und das schon mal bei google nachgelesen und nicht vergessen.)

Tümpel

Auf der Plantage gab es ein paar Veranstaltungen und sehr informative Ausstellungen über das Leben und die Arbeit der Slaven auf den früheren Farmen. Angefangen haben wir mit einer Informationsveranstaltung und Vorführung zum Leben der Gullah, eine Volksgruppe, die auf die befreiten afrikanischen Sklaven zurück geht und eine eigene Sprache bewahrt hat, die ebenfalls Gullah genannt wird.

Anschließend ging es auf eine Traktortour mit Anhänger, die einmal rund um die Plantagen ging. Hierbei hat man einiges über die landwirtschaftlichen Dinge gelernt, da die Plantage auch jetzt noch in Betrieb ist. Die Plantage hat wohl tatsächlich als Baumwollplantage begonnen. Nachdem das Baumwollgeschäft aber wohl nicht so gut lief, wurde umgestellt auf Indigo. Das lief wohl schon besser… Aber dann haben wiederum neue Besitzer umgesattelt von Landwirtschaft auf Ziegel. Es gab bis zum letzten großen Hurrikan wohl auch noch bedeutend viele Pekannuss-Bäume, von denen etwa nur die Hälfte überlebt hat. Die aktuellen Besitzer wollen nicht, dass das Haus und Grund verkauft werden und haben es in eine Stiftung überführt, die sich jetzt um die Ausstellungen und Führungen kümmert und das ganze touristisch vermarktet. 

Zudem werden auf den Feldern der Plantagen Tomaten, Erdbeeren, Blaubeeren, Zuckermais etc. angebaut, zum Teil zum selber pflücken, aber vor allem für Schulklassen, die kommen, mithelfen, damit die Kinder lernen, das Obst und Gemüse nicht im Supermarkt wächst.

Nach einem kleinen Eis (es war schon ganz schön heiß) im Cafe neben dem Schmetterlingshaus gab es noch eine Führung durch das Kolonialhaus. Allerdings nur durch das Erdgeschoß, im oberen Stockwerk wohnen noch die Eigentümer. Hierbei erfährt man einiges über das Leben und die Arbeit von früher, warum die Türen so breit sind (damit die Damen mit den weiten Röcken hindurchpassen), das gerne Parties gegeben wurden und, dass die Kolonialhäuser nicht wie in den Filmen von den Plantagenbesitzer bewohnt wurden, sondern vom Vorarbeiter und dessen Familie. Die Besitzer von solchen Plantagen wollten nicht so weit draußen und einsam auf dem Land leben und hatten ein Haus in der Stadt.

Nachdem wir noch die Ausstellungen in den Hütten der Arbeitssklaven angesehen hatten, haben wir uns langsam auf den Weg gemacht zurück in Richtung Stadt.

Allerdings mit ein paar kleinen Umwegen über ein paar Caches. Nette Strände haben wir gesehen… Stellen an denen Schwimmen gehen $1040 Strafe kostet (wer kommt eigentlich auf solch schräge Beträge?!?).

Aber ein Cache war etwas Besonderes, weil es sich um eine relativ große Dose in einer öffentlichen Bücherei handeln sollte. Also sind wir hin, in die Bücherei hinein und die Dame am Eingang wusste zum Glück Bescheid, hat aber keinen Tipp herausgerückt. Wir haben uns ein wenig unterhalten, wo wir herkommen, was wir hier machen und wo wir schon waren in den USA und wo wir noch hinwollen. Da hat sich herausgestellt, dass die Dame aus Pennsylvanien stammt und die Chefin der Bücherei auch. Dann hat sie uns erst mal suchen lassen. Nachdem wir die Dose entdeckt und geloggt hatten, kamen wir wieder zurück zum Eingang und inzwischen hatte die Damen vom Tresen wohl der Chefin Bescheid gesagt, weil die wartete inzwischen schon auf uns. Eine Frau Schweitzer. Typischer amerikanischer Name… Deutsche Vorfahren, leider konnte sie kein PA-Dutch mehr sprechen. Die Großeltern wollten wohl wegen dem zweiten Weltkrieg schon, dass der Sohn nur Englisch spricht, um nicht als deutscher aufzufallen. Nur wenn sie wohl über ihn gesprochen haben, haben sie es in Deutsch gemacht, damit er es nicht versteht. Die Chefin war wohl auch schon mal in Deutschland, um sich anzusehen, wo ihre Vorfahren herkamen. Sie meinte, wie sie so durch Rheintal Richtung Süden gefahren ist, war ihr klar, warum sich ihre Vorfahren gerade in Pennsylvania angesiedelt haben, denn das würde ja genau so aussehen wie in der alten Heimat. Wir sind gespannt. Aber das war, v.a. für Katja, ein richtiger Gänsehautmoment.

Über Sullivan’s Island und Fort Moultrie mussten wir langsam mussten wieder zurück ins Hotel, wir hatten ja noch eine Reservierung zum Essen.

Erst mal unter die Dusche (da es hier eine große Dusche gab die an beiden Enden unterschiedliche Duschköpfe hatte, konnten wir ganz schnell parallel Duschen. Das hat uns ein wenig Zeit gespart und so konnten wir noch schnell ein Glas Wein und ein paar Hors d’oeuvres (Lachscreme auf Gurke, Antipasti-Spieß und eine Art Frikadellenbällchen) zu uns nehmen. Da es recht voll war, sind wir ausgewichen auf die Bibliothek in der es wenigstens ruhig war und wir in Ruhe eine Zusammenstellung der Geschichte des Hauses und dessen Bewohner lesen konnten. 

Mit einem Fahrrad-Taxi ging es dann zu „Zero Gorge„, unserem kulinarischen Höhepunkt für diesen Tag.

Wir waren extra etwas zu früh, um an der Bar noch einen Cocktail trinken zu können. Die Cocktails waren vorzüglich und es hat auch gut zeitlich gepasst, dass wir fast fertig waren, als uns jemand abgeholt hat, weil unser Tisch bereit war, schön im Freien auf der Veranda. Wir haben uns für das Menü entschieden (im Ganzen versteht sich) und für die angebotene Weinbegleitung. Es gab Bewertungen im Internet, bei denen Gäste geschrieben hatten, dass die im Restaurant beleidigt gewesen waren, weil man keine teure Flasche Wein bestellt hätte… können wir zum Glück nicht nachvollziehen, die Wein- oder besser Getränkebegleitung war wohl ausreichend. Zu erwähnen, dass die Weine nicht aus den USA stammten, erübrigt sich wohl inzwischen. 

Angefangen hat das Essen mit einem Gruß aus der Küche. Und als erstes Getränk gab es ein Craft-Beer. Selbstverständlich ganz stilecht aus der Dose eingeschenkt. Zwischendrin gab es auch mal was Spannendes zu essen, wie ein Baiser mit flüssigem Stickstoff. Leider wussten wir ja nicht vorher was wir bekommen und was passiert… Sonst hätten wir bessere Videos davon, wie es uns aus dem Mund qualmte.  Das Essen war sehr gut und das Restaurant kann man durchaus weiterempfehlen.

Hier ein paar Bilder vom Essen:

Anschließend ging es wieder mit einem Fahrradtaxi zurück zum Hotel. Eigentlich waren wir bereits hinreichend müde, aber das Hotel hat ein altes, kleinen Türmchen, mit umlaufendem Balkon, von dem man einen tollen Blick auf das nächtliche Charlston hat.

Wir haben uns aber nicht sehr lange hier oben aufgehalten und sind dann vollgefuttert und müde ins Bett gefallen.

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