Dienstag, 21.06.2022
Der Tag hat mit einem tollen Frühstück begonnen. Am Vorabend hat man eine Auswahl an Frühstücksgerichten bekommen und konnte sich das Frühstück für den nächsten Morgen zusammenstellen. Frühstücken konnte man wahlweise auf dem Zimmer oder im Frühstücksraum. Was einem nicht auf die Nase gebunden wird ist, dass das Haus früher ein Beerdigungsinstitut war und der Frühstücksraum der Raum für das „viewing“, also der Ort für das Aufbahren der Leiche war. Das Frühstück war trotzdem grandios mit Kartoffel-Pancakes mit Grits für Katja und Frittata mit Bratkartoffeln für Stefan.
Im Frühstücksraum gibt es nur zwei Tische. So dass man eigentlich immer mit weiteren Gästen zusammensitzt, wie eben in einem B+B üblich. So hatten wir erst Amerikaner auf Ferien neben uns und anschließend noch Briten, die einen Kurzausflug (mal für eine Woche von England in die USA…) nach Savannah unternommen haben.
Danach ging es auf Cachetour zu Fuß durch Savannah. Es war schon am Vormittag sehr warm und so ist es richtig angenehm, dass Savannah mit so vielen Grünflächen durchzogen ist, so dass man sich immer mal wieder kurz im Schatten von ein paar Bäumen aufhalten kann. Wir haben angefangen im Forsyth Park mit seinem berühmten Brunnen (das Wahrzeichen von Savannah, das aber gar nicht so einzigartig ist weil mal „aus dem Katalog“ bestellt) und haben uns dann den Caches entlang von Downtown durch die ganze Altstadt bis zur Riverfront am Wasser vorgearbeitet. An der „Waterfront“ zeigt sich dann die komplette, touristische Ausrichtung der Stadt mit Souvenirgeschäften und der Drosselgasse, also der Meile mit den ganzen Bars und Restaurants. Kurz vor unserem Ziel haben wir noch herausgefunden, dass durch die Altstadt auf einem Rundkurs ein kostenloser Bus fährt, den man einfach benutzen kann. Im Bus gibt es sogar kostenlose medizinische Masken, wenn man eine aufziehen möchte. Das ist echt mal Service. Durch die Caches haben wir viele schöne alte Stadtviertel und Häuser besucht und so einiges gelernt. So waren wir z.B. auch bei einer Skulptur der Olympischen Flamme von Savannah. Ja genau, haben wir uns auch erst mal gedacht, in Savannah waren Olympische Spiele? Wann soll das denn gewesen sein? Aber vor Ort war dann klar: Die Segelwettbewerbe von Atlanta 1996 wurden in Savannah ausgetragen und anscheinend bekommen die „Außenstellen“ der Spiele einen eigenen Teil der Flamme ab.
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Irgendwann am Nachmittag taten uns die Füße weh und wir waren durchgeschwitzt und haben uns ins Hotel zurückbegeben. Dort kamen wir nach dem Duschen gerade recht zum Empfang mit Wein und Hors d’œuvre (Tea-Time hatten wir verpasst). Hier setzt sich das merkwürdige Phänomen fort, das uns schon zuvor in den Restaurants aufgefallen war: Es gibt kaum US-Wein. Eigentlich kommt Wein aus Frankreich oder Italien und Riesling aus Deutschland. Dabei gibt es Kalifornischen Wein wiederum auf der ganzen Welt zu kaufen… merkwürdige Sache das…
Nach einem Gläschen Wein sind wir dann zum Abendessen aufgebrochen. „Green Fried Tomatoes“ im Vic’s on the River die zweite für Katja, diesmal mit Ziegenkäse, ganz hervorragend. Ansonsten gab es wieder bestes Seafood mit She-Crab Soup (eine Suppe mit Sahne, Meeresfrüchte- oder Fischfond, Atlantischer Blaukrabbe und Sherry), gebratenen Jakobsmuscheln und einer „Shellfish Mélange“, also Nudeln mit Jakobsmuscheln, Garnelen und Hummer. Dazu ein guter Viognier aus den USA (einen der wenigen einheimischen Weine auf der umfangreichen Weinkarte). Als Nachtisch noch schnell ein Trio vom Pfirsich (schließlich ist Georgia der „Peach State„) und einer Key Lime Pie (kommt eigentlich aus Florida).
Zu Hause hatten wir Karten für eine Geistertour durchs nächtliche Savannah gebucht. Wir hatten erst noch die Sorge, dass uns zwei Stunden fürs Essen nicht reichen könnten und wir dann schnell weitermüssten. Unser letzter Besuch in den Staaten war schon so lange her, dass wir keine Vorstellung mehr davon hatten, wie schnell man Essen servieren kann. Man muss sich schon sehr ranhalten, um mit der Vorspeise fertig zu sein, bis das Hauptgericht serviert wird. Während des Essens haben wir schon angefangen zu überlegen, was wir noch machen könnten, um die Zeit bis zur Führung totzuschlagen. Aber zum Glück wurde es mit dem Hauptgang ruhiger und der Nachtisch kam dann in einem angenehm kleinen Abstand, so dass wir mit dem Bezahlen gut in der Zeit lagen, um zum Treffpunkt zu schlendern.
Ein kleiner Exkurs zum Bezahlen in Nordamerika (Kanada ist da sehr ähnlich):
Wer noch nicht in Nordamerika war, für den ist das mit dem Essen und den Rechnungen wahrscheinlich ein wenig „ungewohnt“. Während man bei uns noch gemütlich ein Glas Wein oder ein Bier nach dem Essen bestellen kann und dreimal nach der Rechnung fragt und ungeduldig wird, wenn diese nach 10 min immer noch nicht gekommen ist, bekommt man nach dem Hauptgericht die Frage nach einem Dessert gestellt. Beantwortet man diese mit nein, kommt die Rechnung sofort auf den Tisch. Isst man noch eine Nachspeise, kommt die Rechnung automatisch, wenn man mit dieser fertig ist. Noch was zu trinken bestellen ist nicht. Dafür haben alle Restaurants eine Bar. Wenn man noch was trinken möchte, kann man sich an die Bar begeben. Dort kann man dann sitzen bleiben, solange man will (und was trinkt). Aufgefallen ist uns neu, dass viele Rechnungen am Ende eine Auflistung haben, wie viel Trinkgeld 18, 20 und 22% des Rechnungsbetrags ausmachen. Sehr kommod, da muss man nicht mehr selbst rechnen.
Und wieder zurück in die Stadt… Für unsere Ghosttour durch Savannah mit Genteel and Bard’s haben wir uns am Oglethorpe Square getroffen, auf dem früher die Hinrichtungen stattgefunden haben. Sehr praktisch: dieser Veranstalter teilt Empfangsgeräte und Ohrstöpsel aus, so dass man in eigener Geschwindigkeit und mit Abstand in der Gruppe unterwegs sein kann, wenn man das möchte, weil man nicht immer direkt dem Guide auf den Füßen stehen muss, um etwas zu verstehen. Unser Führer (der schon 6 Mal umziehen musste, weil es in seinen Wohnungen paranormale Phänomene gab) hat uns durch Savannah geführt und viel über die Stadt und ihre Toten erzählt. So steht ein großer Teil der Innenstadt auf einem alten Friedhof. Außerdem gab es in den Häusern auch Tote, Morde, Eingemauerte etc., die jetzt durch die Häuser spuken (so wie bei uns im Hotel z.B…). So war es wohl üblich Tickets bei Operationen (am beliebtesten waren wohl Amputationen) an Schaulustige zu verkaufen. Dass es noch keine Narkotika gab zu der Zeit will man lieber nicht wissen… Die Tour war sehr unterhaltsam und spannend. Gesehen haben wir aber leider keine Geister.
Und so sind wir dann müde und geschafft ins Bett gefallen und haben alle Geister bei uns im Zimmer zur Verzweiflung gebracht, weil wir zu müde waren, um sie zu bemerken.