Samstag, 02.07.2022

Morgens, nach dem Aufstehen hatten wir wieder ein Blick über die Felder, auf denen unsere Vermieter gerade mit der Feldarbeit beschäftigt waren. Dabei konnte man dann auch sehen, warum die Felder, insgesamt so ca. 7 ha, in kleine Teile bzw. Streifen aufgeteilt waren. Im Gegensatz zu den Riesenfeldern, die man aus der Mitte der USA aus dem Fernsehen kennt, werden hier die Felder von den Amish nicht mit großen Maschinen bestellt. Also eher gar keine Maschinen oder Traktoren.

GFV-Guesthome-Blick


So war der Hausherr gerade dabei ein Feld zu bearbeiten, mittels einer Spritze, die von zwei Pferden gezogen wurde. Und seine Frau hat gerade Maiskolben vom Feld geholt mit der Schubkarre, um diese auf einem kleinen Stand zur Selbstbedienung vor dem Hof zu verkaufen. Es gab aktuell Broccoli, Weißkohl, Tomaten, Zuckermais, Eier, Zwiebeln, Zucchini und Gurken. Hätten wir selber kochen wollen, wäre viel frisches Gemüse direkt vor der Haustür zu haben gewesen. Wir haben uns aber nicht mal einen Kaffee gekocht, um nichts schmutzig zu machen.

Bevor wir aufgebrochen sind, haben wir noch schnell unsere Vermieterin getroffen. Wirklich sehr nett und sehr freundlich. Sie hatte leider nur wenig Zeit, da sie auch Huskys gezüchtet haben und jemand einen kleinen Husky abholen wollte, sollte dieser noch schnell gebadet werden. Daher konnten wir uns nur kurz unterhalten. Sie konnte Pennsylvanian Dutch nicht mehr so gut, wie ihre Eltern oder Großeltern. Ihr Mann war leider nicht da, hätte es aber wohl noch besser gekonnt. Aber wir haben erfahren, dass die Bibel, die in der Kirche verwendet wird, immer noch auf „Hoch“-Deutsch geschrieben ist. Wobei hier das „hoch“ in Hochdeutsch bzw. Highgerman, eine andere Bedeutung, hat als bei uns und somit nicht dem entspricht, was wir als Sprache erwarten würden. Hoch kommt hier von der Höhe. Also Richtung Süden/Schweiz geht den Berg hoch, das Niederdeutsche ist dann eher so Richtung Nord und Ostsee, also unten, zu finden. Bei uns bezeichnet Hochdeutsch eine künstliche Sprache, die erst mit dem Buchdruck und mit der Notwendigkeit eingeführt wurde, ein Buch nicht in 2000 Dialekten drucken zu können, sondern eine Sprache zu schaffen, die alle irgendwie verstehen können.

Unser erster Weg führte uns auf den Markt in Lancaster. Zum einen lieben wir Märkte, zum anderen gibt es dort meist was zu essen, so dass wir irgendwo eine Chance auf ein kleines Frühstück witterten. Es war unheimlich viel los, aber wir hatten Glück und haben einen der letzten freien Parkplätze in der Nähe der Innenstadt ergattern können. Es war Samstag und entsprechend war ganz schon was los. Sowohl vor der Markthalle, vor der eine Band spielte, ein Pärchen kirchliche Lieder gesungen hat und viele Leute auf den Bänken saßen, um dem Treiben zuzuschauen als auch in der Markthalle selbst.

 

Es gab fast alles zu kaufen, Gemüse, Backwaren, Fleisch und Wurst (Bratwurst versteht sich!), Blumen und auch Kaffee.

Stefan hat versucht bei „mean cup“ zwei Milchkaffee zu bekommen, hat aber auf Englisch so vor sich hin genuschelt, dass es am Ende nur zwei normale, schwarze Filterkaffees waren, die er bekommen hat. Aber die waren kräftig und nicht bitter, ganz im Gegensatz zu den Diner-Kaffees, die man zum Frühstück bekommt und die oft dünn und bitter sind. Zum Frühstück selbst gab es noch eine weiche Brezel ohne Lauge und aus einem weicheren Teig, nicht so knackig, wie man Brezeln in Deutschlang gewöhnt ist und ein Würstchen im Teigmantel.

Nach der Besichtigung der Markthalle und dem kleinen Frühstück haben wir noch Lancaster ein wenig besichtigt und ein paar Caches gesucht. Es gibt ganz in der Nähe der Markthalle einen kleinen Park, den „Steinman Park“ der den Steinman Brüdern gewidmet wurde „zur Freude der Einwohner von Lancaster County“. Sehr hübsch, in einem ruhigen Hinterhof mit Wasserfall am anderen Ende. Die Innenstadt von Lancaster ist nicht besonders groß und nachdem wir die Caches um die Markthalle herum gesucht und gefunden hatten (das waren so in etwa genau drei…) sind wir wieder zurück zum Auto, um uns noch die Umgebung ein wenig näher anzusehen.

Dabei sind wir erst mal zu einem Einkaufszentrum „Shops at Belmont“ gefahren, da waren ein paar Cache mit vielen Favoritenpunkten. Erst haben wir eine Dose schnell gefunden. Dann kam ein Cache, für den eine Statue mit einem Pferd gefunden werden musste, die irgendwo auf dem großen Gelände mit vielen Geschäften aufgestellt war. Durch kreuz- und quer fahren auf dem Gelände zwischen den vielen Parkplätzen haben wir die Statue gefunden, von der aus man die Dose anpeilen konnte. Natürlich haben wir die Dose nicht gefunden. Also den Besitzer des Caches anschreiben und auf Antwort warten. Währenddessen haben wir uns an einem anderen Cache versucht. Alle Antworten gesucht, gerechnet und (man wird es vielleicht gerade erraten…) die Dose nicht gefunden. Verflixt, die Dose gehört dem gleichen Cacher, dem wir grad wegen der anderen Dose angeschrieben hatten. Langsam wird es peinlich. Inzwischen hatte der sich aber zu Dose eins gemeldet und uns geschrieben, wo wir suchen mussten. Also ins Auto zurück zum ersten Suchort und tatsächlich, wir waren dem Zaun beim ersten Versuch nicht weit genug gefolgt, aber jetzt konnten wir die Dose in den Händen halten. Also wieder zurück zu Dose Nr. 2. Wenn wir jetzt wussten wie er seine Dosen versteckt, hätten wir vielleicht eine Chance. Aber auch beim zweiten Mal wollte sich uns die Dose mit dem Logbuch nicht zeigen. Also wieder den Caches angeschrieben, ob er auch hier noch einen Tipp für uns hat.

Jetzt sind wir erst mal in den Supermarkt „Whole Foods Market“ gegangen, an dessen Seite wir den Cache vermuteten. Hier gab es Wasser mit Kohlensäure zu kaufen! Von einer Eigenmarke, Wasser aus Italien. Als gäbe es in den USA kein Wasser. Oder keine Kohlensäure. Supermärkte im Ausland sind aber immer wieder spannend. Wir haben uns paar Knabbereien für unterwegs, Wasser, Kalamansi und Yuzu Sprudelwasser (Dose, Herkunft egal) und Macaron-Eis (Preis egal… billig ist anders, aber wir wollten wissen, wie es schmeckt, außerdem war es immer noch heiß draußen).

Nachdem wir unser Eis gegessen hatten, hat sich auch der Owner von dem Cache hier gemeldet und uns einen Tipp gegeben. Wir hatten den Gulli, in dem die Dose an einer Schnur hing, schon gefühlte 20x untersucht und nichts gesehen. Muss einfach viel zu heiß sein heute. Aber so konnten wir den Cache hier zum Glück doch noch loggen.

Einen Cache weiter hatten wir dann mehr Glück, die Dose war raffiniert in einem Zaun vor einem Comic-Laden versteckt, aber hier hatten wir den richtigen Richer und konnten das Logbuch relativ schnell finden. Inzwischen zogen auch dunkle Wolken auf und die Sonne war nicht brannte nicht mehr so intensiv vom Himmel und wir haben uns noch eine schöne Installation in der Nähe namens „Silent Symphony“ angeschaut. Beim nächsten Cache wurde es schon wieder schwieriger, weil man anscheinend hier gerne am Samstag sein Auto putzt… Wir mussten zunächst noch ein paar Zahlen vor Ort an einem jüdischen Friedhof namens „Cemetery Shaarai Shomayim“ ermitteln, um die Koordinate berechnen zu können. Aber die Dose lag direkt vor den Autoputzern. So sind wir erst mal ein Stück weiter gefahren und haben zum Schauen, was wir noch machen können, am Straßenrand angehalten. Und dann kam ein Regenguss, kurz und kräftig. Wir sind noch mal umgekehrt und zurückgefahren und siehe da, der Regen hatte die Autoputzer vertrieben und wir konnten und schnell ins Logbuch eintragen.

Unsere nächste Station führte uns (mal wieder) auf einen Friedhof, dem Woodward Hill Cemetery. Friedhöfe in den USA sind richtig gut zum Cachen. Wenig Leute und man kann mit dem Auto überall hinfahren und parken. Hier wurden wir zum Grab von James Buchanan geführt. Buchanan war von 1857 bis 1861 der 15. Präsident der Vereinigten Staaten. Bei der anschließenden Suche nach der Dose konnten wir viele Murmeltiere (die auf PA-Dutch „Grundsauen“ genannt werden) beobachten, die auf dem Friedhof ihren Bau hatten. Die meisten sind bei unserem Anblick sofort in ihren Höhlen verschwunden, aber so ein zwei Stück waren mutiger und sind sitzen geblieben, so dass wir eine Chance hatten sie zu sehen und zu fotografieren. Schließlich muss der Blogtitel ja auch irgendwie noch stimmen und zu seinem Recht kommen.

Unser letzter Besuch galt noch einem Park mit einem ganz kleinen, sehr alten Friedhof, dem Kurtz Family Cemetery, Earl Township, Lancaster County. Hier wurden wohl im 18. Jhd. ein paar von den Einwanderern oder deren direkten Nachkommen beerdigt. Nicht nur die Namen waren deutsch, sondern auch Teile der Grabsteine sind noch richtig auf Deutsch (deitsch) beschriftet. Hier hatten wir die Möglichkeit auch endlich ein Bild von einer Kutsche auf der Straße zu machen. Begegnet sind wir ein paar wenigen, aber man hat nicht immer die Gelegenheit das Smartphone schnell genug zu greifen. Wir mussten uns beeilen was zu essen zu finden, denn unser Navi meldete uns plötzlich eine Warnung vom Wetterdienst vor schweren Gewittern mit Sturm und Hagel. Da wollten wir im trockenen sitzen bevor wir im Auto vor der Wirtschaft sitzen und nicht aussteigen können.

PA-Unwetterwarnung

Zum Essen haben wir uns diesmal nicht für ein Amish-geführtes Restaurant entschieden, sondern für eine Brauereigaststätte, die Spring House Brewery, die bis 11 Uhr nachts offen hat und nicht nur bis 18 Uhr.

Angeboten wurden diverse Biere, um genau zu sein 20 Stück. Wer fährt darf nichts trinken. Obwohl offiziell eigentlich 0,8‰ in den USA gelten sollen, sollen die Cops bei Alkoholisierung, wenn auch nur gering, nicht begeistert reagieren und das wollten wir doch lieber vermeiden. So hat Katja sich eine Probierauswahl von 5 verschiedenen Bieren bestellt und Stefan bekam eine Dose Cider mit nur sehr geringem Alkoholgehalt. Was auch immer mit „fruited“, „pastry“ oder „pumpkin“ gemeint sein soll. Diese Biere, die nach Heidelbeere oder sonstigem schmecken sind für uns schon merkwürdig. Es ist aus den Beschreibungen auch nie herauszulesen, ob der Geschmack durch Brauprozess und Gärung von allein entsteht oder ob mit Aromen oder Früchten gearbeitet/nachgeholfen wird. Die fünf Probierbiere waren: Moving Accordingly, Sticke It To the Man, Simultaneity, Sprenger Red Rose und Heat Finds a Way. Also ganz glasklar, was man geschmacklich zu erwarten hat. Oder auch nicht. Also wenigstens die Dose Cider hat erwartungsgemäß nach Apfel geschmeckt. Un die ganze Zeit lief ein Fernseher an der Wand mit so Kick-Box-Cage-Kämpfen.

Essen war sozusagen „Amerikanisch Klassisch“. Als Vorspeise haben wir uns für einen Ceasar Salad entschieden, den bekommen die Restaurants in Europa nur sehr selten so gut hin und für „Boneless Wings“ (entbeinte Hühnerflügel) mit Teriyaki-Sauce, auch sehr gut. Leider war der Abstand beim Servieren zwischen Vorspeise und Hauptgericht keine 5 Minuten, so dass wir irgendwie alles zusammen und durcheinander gegessen haben. Hauptgerichte waren ein „Old Trusty Burger“ und, so ganz voll krass klassisch: Steak and Frites. Perfekt gegrillt wie immer in den USA.

Auf dem Rückweg haben wir noch bei einem Cache in der Nähe einer Bücherei Halt gemacht und sind schnell die Dose suchen gegangen. Die Sonne war schon untergegangen und es begann wieder dunkel zu werden und die ersten Glühwürmchen waren zu sehen. Ihr grünes blinken hat uns auch diese Nacht nach Hause zu unserer Ferienwohnung begleitet. Wir kannten das Schauspiel über den Felder rund um das Haus schon von letzter Nacht, aber diese Masse an grünen, blinkenden Punkten ist jedes Mal wieder beeindruckend.

Da es inzwischen schon spät geworden war, haben wir uns noch ein wenig zum Lesen ins Bett zurückgezogen. Allerdings waren wir da nicht alleine. Ein großer, länglicher Käfer (ca. 4 cm lang, halber Zentimeter breit) hat uns beim Lesen erschreckt. Wir waren dann wieder hellwach und der Käfer, den Stefan von seinem Arm geschüttelt hat, ist erst mal unter der Fußbodenleiste verschwunden. Weil wir an den Käfer nicht herankamen, haben wir zunächst unsere Sachen weggeräumt und under Taschen hochgestellt und dann sind wir mit einem Glas bewaffnet auf der Lauer gelegen. Das Vieh hat sich immer mal kurz blicken lassen und war dann wieder für Minuten unter der Holzleiste am Boden verschwunden. Nach einiger Zeit war es und möglich den Käfer einzufangen und der Wohnung zu verweisen. Erst danach konnten in Ruhe das Licht ausmachen und uns schlafen legen.

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