Von Geistern, Hummern und Grundsauen
Die (kurze) Reise von Alkoholix an die Ostküste der USA
Montag, 4. Juli 2022
Nach einer ruhigen Nacht sind wir ausgeruht aufgewacht und haben beschlossen, dass die Eröffnung des Kutztown Folk Festival auch ohne uns stattfinden kann und wir erst zur Parade zum Unabhängigkeitstag auf dem Fest sein brauchen.
Somit hatten wir genug Zeit für ein Frühstück. Das Angebot war fast gleich mit dem in Danbury, nur war hier der Frühstücksbereich wesentlich neuer und stylischer. Es gab auch hier alles, was man so für ein Frühstück benötigt, Würstchen, Kartoffelecken, Omelette, Toast, Bagel, Wurst, Käse, Marmelade, Waffeln zum Selberbacken, Säfte, Müsli… Der auffälligste Unterschied zu Danbury war die Kaffeeauswahl. Es gab die gleichen Warmhaltebehälter aber hier nur in „Wasser“, „Entkoffeiniert“ und „Helle Röstung“. In Danbury gab es einen Behälter mehr mit „Dunkler Röstung“, was unserem Filterkaffee näher kam. Von dem Kaffee bekommt man schon mal keinen Herzinfarkt. Vom Müll schon eher. Genauso wie schon ein paar Tage zuvor, war nichts zum Spülen, sondern Teller, Becher, Besteck etc. alles nur zum Wegwerfen. Wir haben uns gut verpflegt und dann noch eine Waffel zum Abschluss gebacken.
Ebenfalls gleich in den Hotels dieser Marke ist anscheinend, dass es kein Fett für das Waffeleisen gibt, was das Waffelbacken, eigentlich eher das Entnehmen der fertigen Waffel, etwas verkompliziert.
Weg und Parkplatz zum Festivalgelände kannten wir inzwischen ja bereits. Nachdem wir heute etwas früher dran waren, haben wir auch einen Parkplatz näher am Eingang bekommen. Direkt nach Betreten des Geländes haben wir uns einen Stand angeschaut, der tolle Deko aus Holz, vor allem für Halloween angeboten hat. Leider ist es kaum möglich so etwas im Flieger mit nach Hause zu bekommen und verschicken per Post war irgendwie kein Konzept von den Verkäufern. Anscheinend haben die auch nur dort den Verkauf durchgeführt und eigentlich war der Besitzer jemand anderes. Schade (für Katja).
Nur ein paar Meter weiter stand das Filmteam, das wir gestern schon kennengelernt haben, mit Monji El Beji (von Fine R.I.P.), dem „Urpälzer“, den sich das Produktionsteam als Hauptdarsteller für den zweiten „Hiwwe wie Driwwe“-Film ausgesucht hat. Im ersten Teil hat Douglas Madenford die Pfalz besucht, nun sollte umgekehrt ein Pfälzer nach Pennsylvanien reisen.
Aber ganz in der Nähe haben wir Doug Madenford stehen sehen, mit dem wir uns verabredet hatten, eigentlich bei einem Auftritt von Michael Werner. Da dieser Auftritt nicht stattfand, während wir auf dem Fest waren, waren wir froh ihn einfach so durch Zufall getroffen zu haben. Er spricht neben dem PA-Dutch auch sehr gut Deutsch. Er bewachte gerade zwei Klappräder, die die Filmemacher mitgebracht oder organisiert hatten. Diese waren zur Werbung für den Film mit Pfälzer Flaggen versehen und sollten bei dem Umzug zum Independence Day ums Festgelände (2 Runden) mitfahren. Wir haben uns ein wenig unterhalten, aber dann musste sich Doug auf den Umzug vorbereiten und wir sind noch ein wenig über das Gelände geschlendert.
Katja wollte noch ihren persönlichen Pigcasso als Andenken malen lassen und so sind wir erst einmal zu dem Stand mit den Schweinen. Um ein Schwein malen lassen zu können, muss man sich erst mal für eine Bildgröße entscheiden, dann für 3 Farben und zu guter Letzt für ein Schwein. Dann wurde eine Folie über die Leinwand gelegt und diese mit Futter bestrichen, welches das Schwein dann gefressen und dabei die Farbe auf dem Bild verteilt hat. Zum Glück hatten wir das Bild schon sehr früh „in Auftrag“ gegeben, denn die Farbe musste auch noch trocknen und so konnten wir das Bild erst mal noch am Stand liegen lassen.
Während wir den Schweinen zuschauten, begann auch schon der Umzug zum Unabhängigkeitstag, bei dem es zwei Mal rund ums Festgelände ging.
Dabei waren ein paar Gruppen zu Fuß, viele alte Traktoren, ein Schwein von den „Pigcassos“ und natürlich Monji El Beji und Doug Madenfort. Die zwei fuhren auf ihren mickrigen Klapprädern und hatten ein Pfälzer Dubbeglas in der Hand. Leer! Selbst in den alkoholarmen USA geht das gar nicht! Wir haben uns ein Glas geben lassen und sind zu dem Apple Cider Stand gelaufen, um das Glas füllen zu lassen. Nach kurzer Verhandlung haben sie es dann auch gemacht. Rieslingschorle gab es halt nicht. Man durfte ja auch keinen Alkohol offen rumtragen (USA halt). Leider war dann schon der Umzug zu Ende und die zwei kamen bei uns nicht mehr vorbei, so dass wir auf die Suche gehen mussten. In der Nähe der Hauptbühne haben wir sie aufgespürt und konnten unser Getränk übergeben. Sie haben sich das Glas geteilt (gehört sich ja auch bei einem echten Schoppen irgendwie) und das Kamerateam für Hiwwe wie Driwwe konnte noch ein paar Aufnahmen mit Getränk machen.
Danach haben wir dann doch noch die offizielle Eröffnung des Bürgermeisters mit kurzer Ansprache von ihm und anderen Honoratioren der Stadt mitbekommen. Zu Beginn wurde natürlich die US-Amerikanische Nationalhymne gespielt (Live!) und gesungen. Etwas schräg, aber egal. Das ist immer ungewohnt für uns Deutsche, weil zuhause keiner auf die Idee kommt die Nationalhymne vor der Eröffnung von einem Fest zu spielen. Nicht mal auf dem Oktoberfest wird die Bayernhymne gesungen. Gut, beim 1. FCK wird das Palzlied der Anonyme Giddarischde gespielt, aber die gilt nicht als offizielle Hymne, selbst wenn dabei mehr mitsingen können als beim „Pfälzerlied„. Auf jeden Fall haben wir einiges über die Geschichte der Pennsylvanisch-Deitschen erfahren, von dem Geschenk des Landes an Herrn Penn und dem Anwerben von Siedlern und dem Auswandern der Amish und Mennoniten, um ihre Religion frei ausüben zu können. Und natürlich auch über die Geschichte von Kutztown PA („Kutzeschteddel„), vom Erwerb und der Gründung durch Herrn George Kutz (hätte man fast erraten können) bis heute, Größe, Gewerbe, die Universität(!) etc. und die Mennoniten und Amish, die Kutztown und die Gegend wesentlich prägen. Der größte Teil der Ansprache war auf Englisch, manche kurzen Abschnitte oder Zitate aber auch auf PA-Dutch.
Nach dem Anschauen von weiteren Ständen, hatten wir etwas Durst bekommen und haben uns am zweiten Tag an die so richtig amerikanischen Sachen herangetraut. Das erste war eine „red cream soda„. Heißt „cream“, hat aber heutzutage nichts mehr mit Sahne oder irgendwelchen Milchprodukten zu tun. Es ist eine sehr süße Brause mit Vanille- oder wahlweise Kirschgeschmack.
Zwischendurch haben wir noch die für das Festival verantwortliche Dame, die uns bei der misslungen Ticketbeschaffung geholfen hat, besucht. Wenigstens einmal bedanken. Die netten Volunteers am Info-Stand haben sie per Funkgerät gerufen und sie kam dann tatsächlich, um mit uns ein paar Worte zu wechseln. Neben dem Stand stand ein ortsangehöriger Polizist, der sich auch nett mit uns unterhalten hat. Dann kam ein junger Mann an den Stand, der von der Kleidung her wie ein Mennonit aussah, mit einem Funnel-Cake in der Hand. Der Polizist hat kaum Worte mit ihm gewechselt und sich ein Stück abgebrochen. Als wir ihn fragend anschauten, meinte er: „Ich darf das. [kurze Pause] Das ist mein Sohn.“
Wir hatten den Tipp bekommen, dass wir auf ältere Personen in den Ständen achten sollten. Und die Seniorchefs am Stand der Dietrich’s Metzgerei würden noch „Dutch“ sprechen. Nach dem Besuch des Blumenmarktes am hinteren Ende des Festivalgeländes, haben wir auch die Metzgerei gefunden und wenn man jetzt mal von so Leckereien, wie eingelegte Schweineschnauze, Schweinefüße und Lammzunge absieht, gab es durchaus auch Wurst, die uns an zu Hause erinnert hat, wie die Braunschweiger Liverwurst oder Bratwurst. Leider waren alle Bedienungen jung und konnten kein PA-Dutch mehr. Dafür durften wir ein bisschen was probieren, war alles gut!
Auch im Nochberschaft Haus bei den Grundsauen waren die älteren Herrschaften nicht mehr da, es war aber auch ganz schön heiß inzwischen.
Wir haben uns dann was zum späten Mittagessen gesucht. An einem Stand gab es „Deutsche“ Gerichte wie „Fleddermows Groombeer“ und Schnitzel. Wir haben uns für ein Schnitzelsandwich und ein Schweinekottelet entschieden. War ganz okay, bis auf das Brötchen beim Schnitzel, das war wieder so ein weiches, pappiges Burgerbrötchen und damit zu süß für unseren Geschmack. Aber das Schnitzel war auch ohne das Backwerk reichlich viel zum Sattwerden. Dazu gab es einen Becher Eistee, der bei der Hitze gutgetan hat, vor allem gab es für $1 einen „refill“, den wir dann auch gerne in Anspruch genommen haben.
Nebenan auf der Hauptbühne spielten jetzt The Celtic Martins, eine Familie bestehend aus Vater, Mutter, Töchtern, Söhne, bis hin zu den kleinsten Enkeln, Musik. So eine Art „Riverdance“ mit Steppeinlage, aber auch Dudelsack und allesmögliche. Je älter desto besser… Aber auch die Kleinsten standen auf der Bühne und haben schon mitgemacht. Das hat gerade noch schön zu unserem Eis gepasst. Unter dem Dach der großen Hauptbühne war ein wenig Schatten, da ist es nicht ganz so schnell weggeschmolzen.
Auf der Suche nach jemanden, der PA-Dutch spricht sind wir noch ein wenig weiter auf dem Festivalgelände herumgekommen. Wir haben viele Kunsthandwerk-Stände angeschaut und sind dann erst einmal an einem Stand mit Leder-Handtaschen hängen geblieben. Bevor Gerüchte aufkommen, normalerweise interessieren uns Handtaschengeschäfte nicht. Aber Katjas Mutter ist hier und da Mal auf der Suche nach einer neuen. Zum Glück war es in Deutschland erst 5 Stunden später, so dass sie noch auf war. Also haben wir von den Handtaschen erst großflächig in der Auslage Bilder gemacht, mit daheim telefoniert, Handtaschen die interessant schienen noch mal aus der Nähe fotografiert und immer wieder per Messenger nach Deutschland gesendet. Irgendwann hatten wir eine schöne Tasche mit vielen Fächer gefunden, die allen gefallen hat. Zum Glück kann man in den USA immer und überall alles mit Kreditkarte bezahlen, wenn man von den Lobster-Rolls in Maine einmal absieht. Aber dann steht in der Nähe ein Geldautomat. So auch hier auf dem Gelände, montiert in einen Minivan.
Zwischendurch mussten wir noch ein „Birch beer“ („Birkenbier“) probiert. Das ist so eine Limonade aus Birkenrinde und Kräuterextrakt. Schmeckt ein wenig nach Lakritz und ist, wie so ziemlich fast alles in den USA, sehr süß. Die Dame, die das „Bier“ verkauft hat, hat begeistert davon berichtet, wie gerne sie es trinkt und wie gut das wäre… Für uns eher ein Getränk, das wir zurück in Europa sicher nicht vermissen werden.
Auf dem Festival wird alles geboten. Sogar ein echter Flohzirkus! Bei Marty’s Miraculous Flea Circus wird alles gezeigt, was Flöhe so draufhaben, bis hin zum fliegenden Floh in der Kanonenkugel. Am besten war der alte Herr Zirkusdirektor, der die Auftritte mit seinen Flöhen durchgeführt und kommentiert hat, inklusive der üblichen Zirkus-Tuschs zu den artistischen Höhepunkten. Selbstgesungen.
Daneben trat der Zauber-Comedian E.C. Hanna auf, dessen Eltern einen Shop auf dem Gelände hatten. War so eine Mischung aus guter Unterhaltung und Werbung für den Laden. Der war echt gut, leider haben wir den Abschluss der Vorführung nicht gefilmt, das Herbeizaubern einer Ananas aus seinem Strohhut. Die war so groß, dass man die nicht in der Hand, in einem Ärmel oder im Hut abgedeckt verstecken konnte. Wir haben uns gefragt, wann und woher er die Ananas unter seinen, auf einem Brett liegenden Hut gelegt hat.
An vielen Ständen beim Bummeln wurde uns erzählt, dass die Eltern oder Großeltern noch PA-Dutch sprechen bzw. gesprochen haben, leider waren aber nicht viel da mit denen man sich hätte unterhalten können. Irgendwann sind wir an einem Stand vorbeigekommen, der Pulver mit Geschmack zum Anrühren mit Wein zum Einfrieren als Eis im Angebot hatte. Die Dame hinter dem Stand konnte zwar auch kein PA-Dutch, hat uns dann aber erzählt, dass sie mit ihrem Mann lange auf der US-Airbase in „Rommstien“ (Rammstein) gelebt hat und Deutschland total toll fand und am liebsten wären sie da geblieben. Aber anscheinend verliert man als US-Army-Angehöriger den Zugang zur Gesundheitsversorgung, wenn man ausscheidet und im Ausland bleibt. Daher blieb ihnen dann doch nichts anderes übrig als nach Pennsylvania zurückzukehren. Am liebsten wären sie wohl im Real in Kaiserslautern einkaufen gegangen und auf Spielen vom FCK waren sie wohl auch das eine oder andere Mal auf dem Betzenberg. Wir haben uns was von dem Wein-Misch-Pulver mitgenommen, um es zu Hause noch mal zu probieren. Wein haben wir dafür ja noch ein bisschen übrig. Bei einem Stand mit Ziegen sind wir auch noch vorbei gekommen, da gab es auch ganz junge, frischgeborene Zicklein zum Anfassen.
In der Quilt-Halle waren wir auch nochmal, schauen, was es da ggf. alles im bezahlbaren Bereich gegeben hätte, hätte jemand was mitgebracht haben wollen.
Da es recht heiß war, haben wir uns noch einmal zwei Bier gegönnt. Ein Helles, ein Dunkles. Hier sogar als echtes Bier. Es gab auch im Biergarten ein paar „Sondersorten“, die mit Gerstensaft nicht viel gemein haben.
Direkt vor dem Biergarten haben wir das Filmteam und Doug Madenford noch einmal getroffen. Patrick Donmoyer, ein Bekannter von Doug und Michael Werner, aus Pennsylvania tritt dort zu Weihnachten immer als „Belsnickel“ (Belzenickel, Pelznickel) auf. So auch heute auf dem Fest. Bei gefühlten 40°C im Schatten im Pelzoutfit und, selbstverständlich historisch korrekt, auf dem Klapprad. Was man wohl für einen Film nicht alles macht…
Nach dem Abholen unseres Bildes haben wir auf dem Rückweg zum Auto noch eine Zitronenlimonade mitgenommen, diesmal eine, die keine so prägnante Säure hatte und sich damit ganz angenehm trinken ließ. Eigentlich nachhaltig in einem wieder befüllbaren Plastikbecher. Da wir die Limo mit ins Auto genommen haben, ganz praktisch, aber eigentlich unnötig, weil wir uns den nicht wieder befüllen lassen können, schließlich geht es ja morgen wieder zurück nach Deutschland.
Da der Abend noch warm und schön war, haben wir uns noch einen Cache in Nähe herausgesucht. Gestern waren wir ja schon bei einem Schulcache und da gab es noch einen weiteren, an einem anderen alten Schulgebäude („One-Room-School„, also einer „Ein-Raum-Schule“). Die alte Schule lag idyllisch etwas außerhalb im Grünen. Es gab auch davor eine gute Möglichkeit zu parken und so sind wir hin, sind hinten rum gegangen, weil der Cache lag laut Karte am Rand des Grundstücks und wir wollten jetzt nicht direkt durch den Vorgarten und über den gepflegten Rasen laufen. Man weiß ja nicht immer so genau, ob die Besitzer von dem Cache wissen oder nicht. Als wir die Dose gefunden hatten und so am hinteren Eck des Rasens standen, kam ein Auto angefahren und hat auch vor der Schule geparkt. Andere Cacher vielleicht? Dann stieg ein Mann aus, ging zum Schulgebäude, nahm die USA-Flagge von einer der Säulen, rollte diese ein und verstaute sie im Gebäude. Aha. Ende des 4. Juli.
Als wir wieder zurück zum Auto kamen, hat er uns dann gefragt, ob wir den Cache gefunden hätten. Der wäre vom Sohn/der Tochter und sie würden sich drum kümmern und würden immer wieder Mails bekommen, weil die Leute Probleme hätten ihn zu finden. Sie wären nur da, um die Fahne zu sichern, bevor die jemand klaut. Das Schulhaus mit Grundstück hätte ursprünglich dem Vater der Ehefrau, die noch im Auto saß, gehört und er hätte das über 70-jährig noch renoviert und einiges an alten Sachen zusammengekauft und dort gelagert. Wenn wir wollten, dürften wir uns das gerne einmal anschauen. Das lassen wir uns doch nicht entgehen und sind den beiden in das Gebäude gefolgt, das voll stand mit alten und historischen Dingen, Bildern, Stühlen, Schulbänken, Geschirr und auch Büchern, die ihr Vater zusammengetragen hat. Unter den Büchern haben sie uns auch zwei aus dem vorletzten Jahrhundert gezeigt, die noch auf Pennsylfanisch-Deitsch in den USA gedruckt waren. Etwas schwierig die altdeutsche Schrift zu lesen, aber es waren tatsächlich Bücher, die wir lesen und relativ problemlos verstehen konnten. Das Deutsch ist halt auch alt, so würde sich heute keiner mehr ausdrücken, aber das ist bei alten Büchern bei uns hier auch nicht anders.
Sie haben uns noch ein wenig von der Lebensgeschichte von ihrem Vater erzählt, dass er noch mit fast 80 die Leitern hochgestiegen ist zum Renovieren, warum eine Wand nicht ganz bis zur Decke gestrichen wurde, da war er dann wohl doch zu alt und kam nicht mehr ganz bis nach oben u.v.a.m. Unter anderem, dass er auch den alten Bahnhof in Kutztown gekauft und selbst renoviert hat. Nach all den interessanten Geschichten haben wir uns dann verabschiedet und sind noch ein wenig weiter gefahren zum nächsten Cache. Dieser war ein Multi im „Kutztown Park„. Hier steht auch eine Skulptur des wohl berühmtesten Sohnes der Stadt, Keith Haring. Vermutlich hat man schon mal eines seiner comicartigen Bilder oder Wandbilder oder Skulpturen von ihm gesehen. So steht z.B. eine Skulptur am Potsdamer Platz in Berlin. Die Parks würden zum Wandern einladen… Wie aber auch auf den Friedhöfen sieht man niemanden zu Fuß herumlaufen, sondern alle nutzen das Auto, um sich im Park fortzubewegen. Zum Cachen ist das ganz praktisch, weil man schnell von Station zu Station kommt. Die finale Dose war neben einem Baseball-Feld versteckt. Ganz praktisch mit großem Parkplatz. Eigentlich war hier nichts los, aber als wir so nach dem Cache suchten, kam ein Auto mit einem einzelnen Herrn darin angefahren und parkte dort. Der Herr stieg aber nicht aus, sondern blieb einfach in seinem Wagen sitzen. Das war irgendwie komisch. Wir haben schnell geloggt und sind dann weitergefahren.
Auf dem Rückweg zum Hotel gab es noch einen schnelle Tradi an der Straße, für den wir noch mal einen Zwischenstopp eingelegt haben. Wir sind durch das ruhige und beschauliche Kutztown gefahren und sind dann noch in der Nähe vom Bahnhof, von dem uns die Besitzer der alten Schule erzählt hatten, vorbeigekommen. Da sie uns von der Renovierung durch den Vater erzählt hatten, wollten wir uns das Gebäude zumindest einmal anschauen und haben noch einen kleinen Abstecher gemacht. Das Gebäude war wirklich schön renoviert worden. Sogar ein paar alte Eisenbahnwagons standen instandgesetzt dahinter. Da hat ihr alter Vater trotz hohem Alters unheimlich viel Arbeit investiert.
Kurz vor dem Hotel sind wir noch am Pennsylvanisch-Deutschen Kulturzentrum vorbeigekommen. Hier stehen ein paar alte, renovierte Gebäude aus der Gründerzeit und eine Scheune mit den traditionellen „Hex-Signs“. Leider waren wir schon spät, außerdem war Feiertag, so dass man sich nur alles von außen anschauen konnte. Das Kulturzentrum gehört zur Kutztown University und der Direktor/Vorsitzende ist Patrick Donmoyer, der Belzenickel von oben.
Es wurde langsam dunkel und wir sind zurückgekehrt in das Hotel für unsere letzte Nacht. Auf unserer Fahrt durch den Osten der USA haben wir viele Verkaufsstände für Feuerwerk gesehen. Auch war schon die ganze Woche über immer wieder kleineres Feuerwerk in der Nacht zu beobachten. So waren wir gespannt, was wir heute Nacht zu sehen bekommen werden. Wir warteten am Fenster sitzend, dass es los geht. Diesmal hatten wir genug gegessen auf dem Festival, da wir wussten es gibt nichts mehr in der Stadt, das abends nach 19:00 Uhr noch offen hat. Daher waren wir nicht hungrig und konnten auf das Feuerwerk warten. Und das taten wie auch… Und warteten… warteten… Naja irgendwann hat einer mal eines abgebrannt. Offenbar gibt es (zumindest hier) kein großes, offizielles Feuerwerk. Für die privaten wurde sicher viel Geld investiert, weil die paar Raketen, die abgeschossen wurden, hatten schon schöne, große Leuchteffekte, nicht so mickrig, wie die meisten bei uns zu Sylvester. Aber es gab weder eine gemeinsame Zeit an der das Feuerwerk abgebrannt wurde, noch waren es viele. Wir haben lange gewartet und immer nur vereinzelt so kurze 30-60 Sekunden Feuerwerke gesehen. Da hatten wir zum 4. Juli wirklich mehr erwartet. Eine richtig große Party zum Unabhängigkeitstag haben wir aber nicht mitbekommen. Und so sind wir uns dann zum letzten Mal auf unserer Reise ins Bett gegangen.
Sonntag, 03. Juli 2022
Morgens sind wir zu einer ganz normalen Uhrzeit aufgewacht. Dieser Riesenkäfer, der uns letzte Nacht erschreckt hatte, hat zum Glück nicht zu Alpträumen geführt.
Heute ist Sonntag und anscheinend der Sonntag, an dem auch der Tag des Gottesdienstes ist für die Amish. Kirche mit Gottesdienst findet bei den Amish nur jeden zweiten Sonntag statt. Dafür dauert es etwas länger und es gibt was zu essen anschließend, so dass auch unsere Vermieter längere Zeit weg waren. Katja hat sie zwar noch gesehen, aber nur auf dem Weg zu Fuß zur Kirche. Damit hatten wir auch heute keine Chance mehr auf ein Gespräch mit dem Herrn des Hauses, der ja noch das Pennsylvania-Dutch sprechen konnte. Schade. Aber es kamen an unserer Ferienwohnung viele Kutschen vorbeigefahren, mit Kind und Kegel. Also so richtige „Familienkutschen“. Alle natürlich in guter Sonntagskleidung. Wir haben uns ein wenig vor die Tür gestellt und dem Treiben zugesehen. Die Freundlichkeit der vorbeifahrenden Menschen war faszinierend. Alle haben freundlich gewunken (also auch von sich aus, nicht nur wenn wir zuerst gegrüßt haben) und gelacht. Sehr nette und freundlichen Menschen dort in und um Lancaster.
Hier noch eine Vorschau auf einen amerikanischen Film, der 1982 im WDR gezeigt wurde.
PENN’A DU from Georg Brintrup on Vimeo.
Aber wir wollten ja weiter und wir hatten bereits Karten für das Kutztown Folk Festival besorgt. Es gab dafür einen Ticketshop. Aber das mit dem Kaufen der Karten war nicht so einfach. Man konnte die Karten auswählen (Wochentag oder Wochenende, wir brauchte jeweils eine pro Person), die Kreditkartendaten angeben, absenden und dann passierte: nichts. Keine Bestätigung, kein Download, keine E-Mail. Was wir zunächst natürlich nicht nachgesehen haben: Es gab aber eine Abbuchung auf dem Kreditkartenkonto. Wir haben es beide probiert mit unterschiedlichen Karten. Während unserer Versuche klingelte das Telefon. Am anderen Ende war die Kreditkartenfirma, sie hätten da mehrere merkwürdige Buchungen aus den USA registriert, ob wir das gewesen wären. Äh, ja? Wenigstens haben sie uns nicht wenige Tage vor Abflug noch schnell die Kreditkarten gesperrt und die Ersatzkarten erst nach der Abreise geschickt… Katja hat sich dann per Mail mit der Organisatorin vor Ort in Verbindung gesetzt. Die hat sich dann gekümmert, die Abbuchungen wurden nie wirklich durchgeführt und das Bestellsystem wurde verbessert. Die nächste Bestellung hat dann auch funktioniert. Offensichtlich waren wir auch nicht die einzigen Ausländer, die das Problem mit dem Kartenvorverkauf hatten.
Wo waren wir gerade? Ach ja. Wir wollten möglichst schnell nach Kutztown. Wir haben den Anweisungszettel in der Wohnung befolgt und noch schnell die Betten abgezogen, die Bettwäsche und die gebrauchten Handtücher vor die Waschmaschine gelegt und noch ein paar Bilder von der Farm gemacht. Wir hatten tags zuvor auch gefragt, ob wir uns umsehen dürften und hatten die Erlaubnis dafür ohne Probleme auch gleich bekommen. Die anderen Gäste waren schon am Vortag abgereist, so dass wir aktuell ganz alleine dort waren. Der Gemüseverkaufsstand war leer. Sonntags arbeitet man nicht und man verkauft auch nichts. Später haben wir dann noch erfahren, man lässt sonntags noch nicht einmal von anderen etwas verkaufen.
Wir haben uns also schnell von Lancaster verabschiedet, und um nicht zu viel Zeit zu verlieren, haben wir unterwegs auch nur einen Stopp eingelegt, für einen Cache.
Halt, das stimmt nicht ganz, wir hatten noch einen Stopp für einen Kaffee! Aber originalamerikanisch mussten wir dafür nicht mal parken oder aussteigen, sondern haben uns den Kaffee und die Schoko-Croissants an einem Starbucks-Drive-Thru gekauft. Spart alles Zeit!
Unterwegs gab es auch die schönen, alten „Covered Bridges“, die überdachten Brücken, ganz aus Holz. Wenn die nicht gerade frisch renoviert sind, knarren die auch noch ein wenig beim Drüberfahren. Spannend.
Dank Navi haben wir den Parkplatz vom Kutztown-Folk-Festival leicht finden können. Es war schon ganz gut gefüllt, aber es gab einen Haufen Volunteers, die einem zur nächsten Parklücke geleitet haben, den Verkehr angehalten, damit man gefahrlos über die Straße gehen kann, Karten für das Festival verkauft und vorverkaufte Karte eingescannt und einem die wichtigsten Eckpunkte erklärt haben, damit man sich besser orientieren kann. Einfach immer wieder beeindruckend, wie viele Menschen man in Nordamerika begeistern kann, bei Veranstaltungen zu helfen. Das war uns schon bei unseren früheren Besuchen aufgefallen, was an Helfern aufgeboten werden kann z.B. für die großen Marathons.
Zum Glück war unsere Sonnencreme im Gepäck, das angekommen ist, denn es war sehr warm und wir hatten einen wolkenlosen Himmel. Zunächst haben wir uns versucht ein Bild vom Festival zu machen, also wo gibt es was (wo gibt es was zu Essen und zu Trinken), wo das Kunsthandwerk, die landwirtschaftlichen Geräte und wo könnte man Menschen antreffen, die noch „Dutch“, also das alte Pfälzisch-Deutsch sprechen könnten.
Neben allerlei Kunsthandwerk (und Essen), gab es noch viele Vorführungen, eine z.B. in Square-Dance. Später haben wir erfahren, dass der „Caller“, also der Sänger/Ansager, der die Tanzfiguren vorgibt, sehr gut noch das alte Pennsylvania-Dutch spricht. Lester Miller ist über 85 Jahre alt, was man ihm wirklich nicht anmerkt, und ist einer der Bewahrer der Traditionen beim Festival mit seiner Familie. Die Square-Dance-Truppe war sehr gut, aber wegen des heißen Wetters ganz schon durchgeschwitzt. Am Ende des Tanzes hat der Caller die ganze Gruppe vorgestellt. Es waren alles Töchter und Söhne mit deren Ehepartnern.
Es gab alte Traktoren zu bestaunen mit Vorführungen zum Weizendreschen und Heuballenpressen, Schweine die Bilder malen (Pigcassos 😉) und viele, die ihre Handwerkkunst ausstellen und verkaufen. Ganz wichtig sind hier auch die „Hex Signs“ auf dem Fest, ganz typisch für die deutschen Auswanderer und noch an vielen alten Scheunen zu sehen. Das Wort „Hex“ soll tatsächlich vom deutschen Wort „Hexe“ abstammen.
Und natürlich hat auch die hiesige „Grundsow Lodge“ bzw. „Grundsau Lodsch“ einen eigenen Stand mit kleiner Ausstellung, Verkauf von Merchandising, wie z.B. Bücher auf Pennsilfaanisch Deitsch. Es gab mal bis zu 18 Lodges in den USA, drei sind nicht mehr in Betrieb, dafür gibt es eine neue, Nr. 19, in Bockenheim an der Weinstraße. Das berühmteste Murmeltier gehört gar nicht zu diesen Lodges, sondern ist ein eigener Groundhog Club in Punxsutawney. Bekannt geworden durch den Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ (orig.: „Groundhog Day„). Die Tradition ein Murmeltier am 2. Februar („zwette Hanning„), also dem sog. Grundsaudaag („Groundhog Day“), aus seinem Bau zu holen, um es zu fragen, ob es seinen Schatten sieht, also wie lange der Winter noch dauert, wurde auch von den Pfälzer Einwanderern nach Pennsylvanien gebracht. Eigentlich war der Dachs das Tier, welches zu Lichtmess (2. Februar) aus seinem Bau kriecht und wenn er seinen Schatten sieht, sich für weitere sechs Wochen in einen Bau zurückzieht, weil es noch weiterhin kalt bleibt. Nur gab es keine Dachse in den USA, deswegen hat man das Tier gewechselt. Man hat eines gesucht, das in einem Erdbau lebt und so ist man hier zum Murmeltier für die Wettervorhersage gekommen. Statistisch ist die Genauigkeit dieser Vorhersage wohl so bei 37%. 33% wäre der statistische Zufallswert für eine korrekte Vorhersage… Das lassen wir jetzt einfach mal so stehen, wenn uns jemand aus dem Winterschlaf reißen würde, wäre die Vorhersage sicher auch nicht besser. Leider waren hier in der Lodge aber grade alle unterwegs, die noch das alte Dutch gesprochen hätten.
Und dann gab es, wie es sich für ein ordentliches „deutsches“ Fest gehört, was zu essen und zu trinken. Da wir in den USA waren, gab es verteilt auf dem Gelände viele alkoholfreie Sachen zu kaufen, wie Apple-Cider z.B., ein „Apfelmost“, was hier eher ein recht dicker, konzentrierter naturtrüber Apfelsaft war. Vom Zuckergehalt betrachtet, vermutlich eine komplette Mahlzeit, aber geschmacklich suchtgefährdend.
Es gab natürlich auch Bier, also auch echtes, so mit Alkohol. Das war auch sehr gut, durfte aber nur im Biergarten (so hieß das dort) getrunken werden. Es gab auch so komische Dinge wie „Birkenbier„. Wir sind aber dann doch lieber beim traditionellen Gerstensaft geblieben. Dazu ein Hotdog mit Sauerkraut bzw. ein Brodwarst Sandwich. Es war eine grobe Bratwurst, die unserer groben Pfälzer Bratwurst gar nicht so unähnlich war, außer die Form und Länge. Die Wurst hier war als Schnecke aufgerollt und anstatt einer einzelnen Wurst wurden Stücke von der großen Schnecke abgeschnitten. Das Brötchen war halt amerikanisch eher was in Richtung Brioche. Also weich, süßlich. Das Sauerkraut war auch eher leicht süßlich und mit Zwiebeln und Paprika versetzt. Es schmeckt schon anders als bei uns. Kann man aber durchaus auch mal essen.
Als Nachspeise haben wir uns die schon mal bekannte Shoofly Pie gegönnt, mit einer selbstgemachten Zitronenlimonade, die es überall auf dem Gelände gab. Also die ist für Leute mit säureempfindlichen Magen oder Gaumen nicht zu empfehlen. Trotz einem Haufen Zucker brennt die Säure der Zitronen schon noch ordentlich. Schmeckt aber trotzdem gut und ist sehr erfrischend.
Sehr interessant war die Quilt-Ausstellung mit Prämierung und Verkauf. Alles Handarbeit und nicht billig. Die prämierten Quilts werden am Ende sogar versteigert. Zwischen den Decken waren junge Helfer, die die Quilts ausgebreitet haben zum Anschauen, um sie dann anschließend wieder ordentlich zusammenzulegen und zurückzuhängen. Hier waren die Quilts der Amish deutlich zu erkennen, da sie Schilder trugen mit der Aufschrift: „no sale on Sunday“ (also, am Sonntag nicht zu verkaufen).
Wir haben noch ein paar weitere Stationen besucht, zunächst einen Stand eines Weingutes. Gegen einen kleinen Betrag durfte man hier die Weine verkosten. Es war zumindest mal ein Weingut aus der Gegend, weniger als 30min mit dem Auto entfernt. Allerdings haben wir, außer bei den die Rooftop Reds in New York City, keine Weinreben gesehen auf unserer Reise. Die Weine waren okay, aber nicht so gut, dass man eine Flasche hätte mitnehmen müssen. Die haben übrigens auch merkwürdige Weine im Verkauf, wie Weine mit Limo und Blaubeerwein. Es war ja warm und deswegen haben wir uns wenigstens eine „Sangria“ mitgenommen. In Anführungszeichen, weil Alkohol in der Öffentlichkeit darf man ja nicht trinken, es war eine Art Trauben-Frucht-Saft mit einem Stück Orange drin.
Schräg gegenüber hat ein Stand-up-Comedian versucht sein Publikum zu begeistern. Der hat auf Pennsilfaanisch-Deitsch seine Witze gemacht, d.h. wir haben ihn inhaltlich sehr gut verstanden. Womit wir allerdings unsere Probleme haben, ist diese Nord-Amerika-Stand-up-Comedy an sich. Irgendwie ist diese Art der Unterhaltung ein amerikanisches Phänomen. Ob wir die Art des Vortrags einfach nicht verstehen oder ob Europäer dies einfach nicht anspricht? Keine Ahnung. Man muss wohl in den USA geboren sein, um das gut zu finden. Aber die Sprache einmal länger am Stück zu hören war hochinteressant. Nach kurzem Einhören versteht man es tatsächlich sehr gut.
Dann gab es noch eine Art „Kasperle Theater“ mit Handpuppen für die Kinder. Das war auf English, aber in einer sehr unkomplizierten Form. Es ist toll zu sehen, was man alles auf die Beine stellen kann mit entsprechend vielen Helfern. Bei uns werden lokale Veranstaltungen der Reihe nach abgesagt, weil sich keiner mehr engagieren will, in den Staaten scheint das zum Glück noch kein Problem zu sein.
Als nächstes ging es in die Schule. Auf dem Gelände war eine Art Schulgebäude mit Tafel, Schultischen und -bänken aufgebaut, in dem es diverse Vorträge zur Sprache und Geschichte gab.
Wir haben uns natürlich für die Schulstunde über „Dutch“ entschieden. Der Vortragende, ein älterer Herr, der auch sehr gut als Professor durchgegangen wäre, hat einiges über die Geschichte der lokalen Sprache erzählt und woher so der eine oder andere Begriff kommt. Eigentlich dreht sich alles um den Erhalt der Sprache „Pennsilfaanisch Dutch„, also ein Pennsylvanisches Deutsch. Gesprochen wird es eigentlich nur noch von den Amish und den Mennoniten. Die meisten haben uns erzählt, dass die Großeltern dies noch sehr gut konnten, aber im zweiten Weltkrieg hat man versucht seine deutsche Abstammung zu verbergen und darauf geachtet, dass die Kinder nur Englisch sprechen. Dadurch ist der Dialekt fast ausgestorben und wird nur noch von sehr wenigen Personen am Leben gehalten. Interessant war auch die Herkunft des Namens. „Dutch“ bedeutet eigentlich im englischen Sprachgebrauch „niederländisch“. Jetzt könnte man noch meinen „Dutch“ wäre aus „Deutsch“ entstanden wegen der phonetischen Ähnlichkeit. Ist aber gar nicht so. Wir haben hier gelernt, dass das Wort „Dutch“ für die Leute und die Sprache vor wenigen Jahrhunderten durch die Briten geprägt wurde und sich tatsächlich von den Niederländern ableitet. Aus Sicht der Briten auf ihrer Insel gab es auf der anderen Seite des Kanals Frankreich. Mit denen hatte man immer Streit und Krieg. Und dann gab es die Niederlande und den Rest (Deutschland gab es damals noch nicht, sondern lauter so kleine Staaten, wie Bayern/Pfalz, Hannover, Preußen, Sachsen, das heilige römische Reich etc.. Da waren die Niederlande groß dagegen). Damit sind wir Deutschen aus der Sicht der Briten eben keine French, sondern Dutch. Der Vortragende, Keith Brintzenhoff, hat dann noch versucht den Anwesenden etwas Deutsch beizubringen, zumindest so einfache Dinge wie Ja und Nee und ein paar weitere Wörter. War spannend und witzig.
Nach all der Anstrengung in der Schule, brauchten wir wieder Nahrung. Diesmal hat es uns zu einem Whisky-Stand hingezogen, zum Stand der Eight Oaks Distillery. Dort gab es Cocktails mit deren lokalem Whisky. Also mit Alkohol, sah aber aus wie Limo oder Eistee. Erstaunlicher Weise durfte man hier die Getränke mitnehmen. Also haben wir uns zwei Mischungen ausgesucht und diese zum nächsten Stand mitgenommen. Hier gab es den „Funnel Cake„, eine hier wohl gerne gegessene Gebäckspezialität. Es handelt sich dabei um ein Schmalzgebäck (in vorliegenden Fall: Erdnussöl), bei dem der dünnflüssige Teig in einem dünnen Strahl in heißes Öl gegossen wird. Im süddeutschen Raum mit Österreich und Südtirol auch als „Strauben“ bekannt. Süß, aber eine gute Nachspeise am späteren Nachmittag und hat gut zu den Cocktails gepasst.
Nun hatten wir tatsächlich Alkohol offen(! also nicht mit Papiertüte außen rum) auf dem Tisch stehen. Auf dem Fest war ein Polizist mit Segway unterwegs und hat dort seine Runden gedreht. Der wirkte sehr nett und hat sich mit vielen Leuten unterhalten (natürlich in Schrittgeschwindigkeit und ohne abzusteigen). Wir hatten das Gefühl, er hat beim Vorbeifahren immer auf unsere Becher geschaut… Wir haben mal freundlich gegrüßt, da wir nicht wussten wie streng hier die Vorschriften ausgelegt werden. Außerdem mussten wir ja auch noch mit dem Auto zum Hotel fahren.
Eigentlich wollten wir noch Michael Werner live sehen. Uns wurde gesagt, er würde heute gegen Abend noch mal auftreten. Ihm wurde es wohl auch so gesagt, zumindest haben wir ihn an der Hauptbühne des Festivals getroffen, weil ihm wohl auch gesagt wurde, er soll noch mal mit auf die Bühne zum Singen, was aber gar nicht stimmte. Zumindest konnten wir uns ein wenig unterhalten. Dabei war auch noch das Filmteam von „Hiwwe wie Driwwe zwää„, die durch die Gegend gefahren sind für Interviews und auch auf dem Festival ihre Aufnahmen für den neuen Film machen. Das Gespräch war noch mal ganz nett, weil wir auch ein paar Dinge gelernt haben, wie z.B. dass die Amish den Sonntag nutzen, um das Kutztown Folk Festival zu besuchen. Da man am Sonntag nicht arbeiten darf (außer man hat Tiere auf seiner Farm versteht sich), bietet sich dieser Tag an, um sich was anzuschauen oder einfach nur mal was zu unternehmen. Amish und Mennoniten sind auf Grund ihrer Kleidung auf dem Fest leicht zu erkennen.
Nebenan auf der Hauptbühne gab es noch Musik und auch ein wenig Comedy. Letztere durch „Dr. Witzelsucht„, alias Keith Brintzenhoff, den Herrn Lehrer aus der Schule von vorhin, hier waren die (Flach-)Witze meist auf Englisch („How do they put the holes in Swiss cheese?“ „They are using whole milk“). Dabei war für die Musikeinlagen auf der Bühne auch ein 9-jähriger Junge, der überhaupt keine Scheu hatte, vor Publikum aufzutreten und bei den Witzen mitzumischen. Nur Michael Werner hat nicht mehr gespielt. Angeblich soll er gleich morgens (viel zu früh) spielen, wenn das Fest offiziell vom Bürgermeister eröffnet wird.
Inzwischen stand die Sonne schon tief und wir mussten ja noch im Hotel einchecken und uns ggf. nach was zum Abendessen suchen. Daher haben wir das Fest für heute verlassen. Morgen ist ja auch noch ein Tag. Im Auto war inzwischen alles gekocht. Zum Glück hatten wir nichts dabei was schmelzen konnte. Aber unser Wasser und die Cola-Dosen hatte auch so 40-50°C erreicht inzwischen. Da wir erst einen kleinen Cache auf dem Herweg gesucht und gefunden hatten, haben wir auf dem Weg zurück noch eine Dose an einem alten, sehr kleinen Schulhaus gesucht und gefunden. Wir brauchten ja noch eine Dose zum Ablegen von „Duck Iron Chef“, den wir noch bei uns hatten. In Deutschland und Europa war er schon, daher wollten wir ihn nicht mit zurück nach Hause nehmen, sondern hierlassen. Die Dosen hier in Kutztown sind jetzt nicht die mit hoher Besucherfrequenz, aber diese hier schien sicher und in der Nähe des Festivalgeländes haben wir gehofft, es kommen vielleicht noch ein paar Cacher vorbei (zwei Wochen nach uns hat ihn übrigens jemand mit nach Florida genommen).
Nach dem idyllischen Schulhaus etwas außerhalb der Stadt sind wir ins Hampton Inn & Suites Kutztown und haben dort eingecheckt. Wir waren in Danbury schon einmal in einem Hotel dieser Marke. Das war ganz okay, wenn auch etwas einfach gehalten. So hatten wir schon eine Vorstellung, wurden aber positiv überrascht, da die Einrichtung und Ausstattung hier schon etwas besser war als auf dem Weg von New York nach Portland. Beim Einchecken haben wir unsere Zimmerkarte in dem üblichen kleinen Papier-Umschlag bekommen, auf den die Zimmernummer geschrieben wurde. 332. Also auf in die 3. Etage und den Gang runter. 328, 329, 330, 331. Und dann standen wir da am Ende des Universums, äh Ende des Ganges und fragten uns, in welcher Dimension dieses Hotel noch ein Zimmer 332 zu bieten hat. Eigentlich bleibt nur der Rückweg zur Rezeption und nach der richtigen Zimmernummer zu fragen. Auf dem Weg zurück haben wir unsere Zimmerkarte einfach an allen Türen ausprobiert (vielleicht ein Zahlendreher? 323 war es auch nicht, 233 und 232 konnte es auch nicht geben) und wurden dann bei Zimmer 322 fündig. Erst mal alles fotografiert und die warmen Getränke in den Kühlschrank verstaut.
Nachdem wir unser Zimmer bezogen haben, ging es um die Frage, wo bekommen wir noch was zu Essen. Vom Hotel bekamen wir einen Flyer mit ihren Tipps für Essen zum Bestellen und Essen zum Hinsetzen. Es kam aber auch gleich der Hinweis, dass die Restaurants bis auf einen Diner am „Flughafen“ spätestens um 19:00 Uhr schließen. In der Beziehung sind die Nachkommen der Auswanderer deutscher als bei uns zu Hause. Dort gibt es warme Küche wenigstens bis 20:30 oder 21:00 Uhr. Also blieb uns nichts anderes übrig als bei Domios (die waren unweit des Hotels) zwei Pizzen, eine Buffalo Chicken und eine Philadelphia Steak und einen Ceasar-Salat zu ordern. Teller und Besteck bekommt man vom Hotel. Mit kalten Getränken aus der Shop-Ecke der Rezeption konnten wir so den Abend ausklingen lassen.
Wir sind gespannt auf morgen, da ist schließlich 4th of July, der berühmte Independence Day, an dem die USA ihre Unabhängigkeit feiert und die Außerirdischen angreifen. Wir waren am 4. Juli noch nie in den USA und waren gespannt was passieren wird. Schon die ganze Reise lang haben wir überall Feuerwerksverkaufsstände gesehen. Die Amerikaner feiern ja gerne und mal sehen, was sie zu ihrem wichtigsten Feiertag so alles veranstalten werden.
Samstag, 02.07.2022
Morgens, nach dem Aufstehen hatten wir wieder ein Blick über die Felder, auf denen unsere Vermieter gerade mit der Feldarbeit beschäftigt waren. Dabei konnte man dann auch sehen, warum die Felder, insgesamt so ca. 7 ha, in kleine Teile bzw. Streifen aufgeteilt waren. Im Gegensatz zu den Riesenfeldern, die man aus der Mitte der USA aus dem Fernsehen kennt, werden hier die Felder von den Amish nicht mit großen Maschinen bestellt. Also eher gar keine Maschinen oder Traktoren.
So war der Hausherr gerade dabei ein Feld zu bearbeiten, mittels einer Spritze, die von zwei Pferden gezogen wurde. Und seine Frau hat gerade Maiskolben vom Feld geholt mit der Schubkarre, um diese auf einem kleinen Stand zur Selbstbedienung vor dem Hof zu verkaufen. Es gab aktuell Broccoli, Weißkohl, Tomaten, Zuckermais, Eier, Zwiebeln, Zucchini und Gurken. Hätten wir selber kochen wollen, wäre viel frisches Gemüse direkt vor der Haustür zu haben gewesen. Wir haben uns aber nicht mal einen Kaffee gekocht, um nichts schmutzig zu machen.
Bevor wir aufgebrochen sind, haben wir noch schnell unsere Vermieterin getroffen. Wirklich sehr nett und sehr freundlich. Sie hatte leider nur wenig Zeit, da sie auch Huskys gezüchtet haben und jemand einen kleinen Husky abholen wollte, sollte dieser noch schnell gebadet werden. Daher konnten wir uns nur kurz unterhalten. Sie konnte Pennsylvanian Dutch nicht mehr so gut, wie ihre Eltern oder Großeltern. Ihr Mann war leider nicht da, hätte es aber wohl noch besser gekonnt. Aber wir haben erfahren, dass die Bibel, die in der Kirche verwendet wird, immer noch auf „Hoch“-Deutsch geschrieben ist. Wobei hier das „hoch“ in Hochdeutsch bzw. Highgerman, eine andere Bedeutung, hat als bei uns und somit nicht dem entspricht, was wir als Sprache erwarten würden. Hoch kommt hier von der Höhe. Also Richtung Süden/Schweiz geht den Berg hoch, das Niederdeutsche ist dann eher so Richtung Nord und Ostsee, also unten, zu finden. Bei uns bezeichnet Hochdeutsch eine künstliche Sprache, die erst mit dem Buchdruck und mit der Notwendigkeit eingeführt wurde, ein Buch nicht in 2000 Dialekten drucken zu können, sondern eine Sprache zu schaffen, die alle irgendwie verstehen können.
Unser erster Weg führte uns auf den Markt in Lancaster. Zum einen lieben wir Märkte, zum anderen gibt es dort meist was zu essen, so dass wir irgendwo eine Chance auf ein kleines Frühstück witterten. Es war unheimlich viel los, aber wir hatten Glück und haben einen der letzten freien Parkplätze in der Nähe der Innenstadt ergattern können. Es war Samstag und entsprechend war ganz schon was los. Sowohl vor der Markthalle, vor der eine Band spielte, ein Pärchen kirchliche Lieder gesungen hat und viele Leute auf den Bänken saßen, um dem Treiben zuzuschauen als auch in der Markthalle selbst.
Es gab fast alles zu kaufen, Gemüse, Backwaren, Fleisch und Wurst (Bratwurst versteht sich!), Blumen und auch Kaffee.
Stefan hat versucht bei „mean cup“ zwei Milchkaffee zu bekommen, hat aber auf Englisch so vor sich hin genuschelt, dass es am Ende nur zwei normale, schwarze Filterkaffees waren, die er bekommen hat. Aber die waren kräftig und nicht bitter, ganz im Gegensatz zu den Diner-Kaffees, die man zum Frühstück bekommt und die oft dünn und bitter sind. Zum Frühstück selbst gab es noch eine weiche Brezel ohne Lauge und aus einem weicheren Teig, nicht so knackig, wie man Brezeln in Deutschlang gewöhnt ist und ein Würstchen im Teigmantel.
Nach der Besichtigung der Markthalle und dem kleinen Frühstück haben wir noch Lancaster ein wenig besichtigt und ein paar Caches gesucht. Es gibt ganz in der Nähe der Markthalle einen kleinen Park, den „Steinman Park“ der den Steinman Brüdern gewidmet wurde „zur Freude der Einwohner von Lancaster County“. Sehr hübsch, in einem ruhigen Hinterhof mit Wasserfall am anderen Ende. Die Innenstadt von Lancaster ist nicht besonders groß und nachdem wir die Caches um die Markthalle herum gesucht und gefunden hatten (das waren so in etwa genau drei…) sind wir wieder zurück zum Auto, um uns noch die Umgebung ein wenig näher anzusehen.
Dabei sind wir erst mal zu einem Einkaufszentrum „Shops at Belmont“ gefahren, da waren ein paar Cache mit vielen Favoritenpunkten. Erst haben wir eine Dose schnell gefunden. Dann kam ein Cache, für den eine Statue mit einem Pferd gefunden werden musste, die irgendwo auf dem großen Gelände mit vielen Geschäften aufgestellt war. Durch kreuz- und quer fahren auf dem Gelände zwischen den vielen Parkplätzen haben wir die Statue gefunden, von der aus man die Dose anpeilen konnte. Natürlich haben wir die Dose nicht gefunden. Also den Besitzer des Caches anschreiben und auf Antwort warten. Währenddessen haben wir uns an einem anderen Cache versucht. Alle Antworten gesucht, gerechnet und (man wird es vielleicht gerade erraten…) die Dose nicht gefunden. Verflixt, die Dose gehört dem gleichen Cacher, dem wir grad wegen der anderen Dose angeschrieben hatten. Langsam wird es peinlich. Inzwischen hatte der sich aber zu Dose eins gemeldet und uns geschrieben, wo wir suchen mussten. Also ins Auto zurück zum ersten Suchort und tatsächlich, wir waren dem Zaun beim ersten Versuch nicht weit genug gefolgt, aber jetzt konnten wir die Dose in den Händen halten. Also wieder zurück zu Dose Nr. 2. Wenn wir jetzt wussten wie er seine Dosen versteckt, hätten wir vielleicht eine Chance. Aber auch beim zweiten Mal wollte sich uns die Dose mit dem Logbuch nicht zeigen. Also wieder den Caches angeschrieben, ob er auch hier noch einen Tipp für uns hat.
Jetzt sind wir erst mal in den Supermarkt „Whole Foods Market“ gegangen, an dessen Seite wir den Cache vermuteten. Hier gab es Wasser mit Kohlensäure zu kaufen! Von einer Eigenmarke, Wasser aus Italien. Als gäbe es in den USA kein Wasser. Oder keine Kohlensäure. Supermärkte im Ausland sind aber immer wieder spannend. Wir haben uns paar Knabbereien für unterwegs, Wasser, Kalamansi und Yuzu Sprudelwasser (Dose, Herkunft egal) und Macaron-Eis (Preis egal… billig ist anders, aber wir wollten wissen, wie es schmeckt, außerdem war es immer noch heiß draußen).
Nachdem wir unser Eis gegessen hatten, hat sich auch der Owner von dem Cache hier gemeldet und uns einen Tipp gegeben. Wir hatten den Gulli, in dem die Dose an einer Schnur hing, schon gefühlte 20x untersucht und nichts gesehen. Muss einfach viel zu heiß sein heute. Aber so konnten wir den Cache hier zum Glück doch noch loggen.
Einen Cache weiter hatten wir dann mehr Glück, die Dose war raffiniert in einem Zaun vor einem Comic-Laden versteckt, aber hier hatten wir den richtigen Richer und konnten das Logbuch relativ schnell finden. Inzwischen zogen auch dunkle Wolken auf und die Sonne war nicht brannte nicht mehr so intensiv vom Himmel und wir haben uns noch eine schöne Installation in der Nähe namens „Silent Symphony“ angeschaut. Beim nächsten Cache wurde es schon wieder schwieriger, weil man anscheinend hier gerne am Samstag sein Auto putzt… Wir mussten zunächst noch ein paar Zahlen vor Ort an einem jüdischen Friedhof namens „Cemetery Shaarai Shomayim“ ermitteln, um die Koordinate berechnen zu können. Aber die Dose lag direkt vor den Autoputzern. So sind wir erst mal ein Stück weiter gefahren und haben zum Schauen, was wir noch machen können, am Straßenrand angehalten. Und dann kam ein Regenguss, kurz und kräftig. Wir sind noch mal umgekehrt und zurückgefahren und siehe da, der Regen hatte die Autoputzer vertrieben und wir konnten und schnell ins Logbuch eintragen.
Unsere nächste Station führte uns (mal wieder) auf einen Friedhof, dem Woodward Hill Cemetery. Friedhöfe in den USA sind richtig gut zum Cachen. Wenig Leute und man kann mit dem Auto überall hinfahren und parken. Hier wurden wir zum Grab von James Buchanan geführt. Buchanan war von 1857 bis 1861 der 15. Präsident der Vereinigten Staaten. Bei der anschließenden Suche nach der Dose konnten wir viele Murmeltiere (die auf PA-Dutch „Grundsauen“ genannt werden) beobachten, die auf dem Friedhof ihren Bau hatten. Die meisten sind bei unserem Anblick sofort in ihren Höhlen verschwunden, aber so ein zwei Stück waren mutiger und sind sitzen geblieben, so dass wir eine Chance hatten sie zu sehen und zu fotografieren. Schließlich muss der Blogtitel ja auch irgendwie noch stimmen und zu seinem Recht kommen.
Unser letzter Besuch galt noch einem Park mit einem ganz kleinen, sehr alten Friedhof, dem Kurtz Family Cemetery, Earl Township, Lancaster County. Hier wurden wohl im 18. Jhd. ein paar von den Einwanderern oder deren direkten Nachkommen beerdigt. Nicht nur die Namen waren deutsch, sondern auch Teile der Grabsteine sind noch richtig auf Deutsch (deitsch) beschriftet. Hier hatten wir die Möglichkeit auch endlich ein Bild von einer Kutsche auf der Straße zu machen. Begegnet sind wir ein paar wenigen, aber man hat nicht immer die Gelegenheit das Smartphone schnell genug zu greifen. Wir mussten uns beeilen was zu essen zu finden, denn unser Navi meldete uns plötzlich eine Warnung vom Wetterdienst vor schweren Gewittern mit Sturm und Hagel. Da wollten wir im trockenen sitzen bevor wir im Auto vor der Wirtschaft sitzen und nicht aussteigen können.
Zum Essen haben wir uns diesmal nicht für ein Amish-geführtes Restaurant entschieden, sondern für eine Brauereigaststätte, die Spring House Brewery, die bis 11 Uhr nachts offen hat und nicht nur bis 18 Uhr.
Angeboten wurden diverse Biere, um genau zu sein 20 Stück. Wer fährt darf nichts trinken. Obwohl offiziell eigentlich 0,8‰ in den USA gelten sollen, sollen die Cops bei Alkoholisierung, wenn auch nur gering, nicht begeistert reagieren und das wollten wir doch lieber vermeiden. So hat Katja sich eine Probierauswahl von 5 verschiedenen Bieren bestellt und Stefan bekam eine Dose Cider mit nur sehr geringem Alkoholgehalt. Was auch immer mit „fruited“, „pastry“ oder „pumpkin“ gemeint sein soll. Diese Biere, die nach Heidelbeere oder sonstigem schmecken sind für uns schon merkwürdig. Es ist aus den Beschreibungen auch nie herauszulesen, ob der Geschmack durch Brauprozess und Gärung von allein entsteht oder ob mit Aromen oder Früchten gearbeitet/nachgeholfen wird. Die fünf Probierbiere waren: Moving Accordingly, Sticke It To the Man, Simultaneity, Sprenger Red Rose und Heat Finds a Way. Also ganz glasklar, was man geschmacklich zu erwarten hat. Oder auch nicht. Also wenigstens die Dose Cider hat erwartungsgemäß nach Apfel geschmeckt. Un die ganze Zeit lief ein Fernseher an der Wand mit so Kick-Box-Cage-Kämpfen.
Essen war sozusagen „Amerikanisch Klassisch“. Als Vorspeise haben wir uns für einen Ceasar Salad entschieden, den bekommen die Restaurants in Europa nur sehr selten so gut hin und für „Boneless Wings“ (entbeinte Hühnerflügel) mit Teriyaki-Sauce, auch sehr gut. Leider war der Abstand beim Servieren zwischen Vorspeise und Hauptgericht keine 5 Minuten, so dass wir irgendwie alles zusammen und durcheinander gegessen haben. Hauptgerichte waren ein „Old Trusty Burger“ und, so ganz voll krass klassisch: Steak and Frites. Perfekt gegrillt wie immer in den USA.
Auf dem Rückweg haben wir noch bei einem Cache in der Nähe einer Bücherei Halt gemacht und sind schnell die Dose suchen gegangen. Die Sonne war schon untergegangen und es begann wieder dunkel zu werden und die ersten Glühwürmchen waren zu sehen. Ihr grünes blinken hat uns auch diese Nacht nach Hause zu unserer Ferienwohnung begleitet. Wir kannten das Schauspiel über den Felder rund um das Haus schon von letzter Nacht, aber diese Masse an grünen, blinkenden Punkten ist jedes Mal wieder beeindruckend.
Da es inzwischen schon spät geworden war, haben wir uns noch ein wenig zum Lesen ins Bett zurückgezogen. Allerdings waren wir da nicht alleine. Ein großer, länglicher Käfer (ca. 4 cm lang, halber Zentimeter breit) hat uns beim Lesen erschreckt. Wir waren dann wieder hellwach und der Käfer, den Stefan von seinem Arm geschüttelt hat, ist erst mal unter der Fußbodenleiste verschwunden. Weil wir an den Käfer nicht herankamen, haben wir zunächst unsere Sachen weggeräumt und under Taschen hochgestellt und dann sind wir mit einem Glas bewaffnet auf der Lauer gelegen. Das Vieh hat sich immer mal kurz blicken lassen und war dann wieder für Minuten unter der Holzleiste am Boden verschwunden. Nach einiger Zeit war es und möglich den Käfer einzufangen und der Wohnung zu verweisen. Erst danach konnten in Ruhe das Licht ausmachen und uns schlafen legen.
Freitag, 01.07.2022
Und wieder haben wir unsere Sachen gepackt, um einen Staat weiterzuziehen. Die netten Damen und Herren des Zimmerservice haben nicht nur das Zimmer aufgeräumt und sauber gehalten, sondern auch unsere Sachen. So wurden z.B. die Ladekabel der Handys sauber aufgerollt, die wir achtlos haben an der Steckdose herunterhängen lassen.
Beim Warten auf unser Gepäck und das Auto, das vom Valet-Service erst mal aus irgendeinem Parkhaus geholt werden muss, haben wir uns im bei Black Fox Coffee eine Latte und ein Hörnchen gegönnt. Also eigentlich einen Milchkaffee und ein Schokocroissant. Der Kaffeeladen hat zwar selbst keine Sitzmöglichkeiten, aber es gab einen direkten Zugang zur Hotellobby und so konnten wir uns dort gemütlich niederlassen mit Blick auf die Straße und auf die Ankunft unseres Autos warten.
Nachdem das Gepäck verstaut war, konnten wir direkt am Hotel nach rechts in den Lincoln-Tunnel abbiegen, um auf die andere Seite des Hudson nach New Jersey zu gelangen. Eigentlich wäre eine Brücke schöner gewesen als ein dunkler, alter Tunnel, aber sich nicht durch die ganzen Einbahnstraßen kämpfen zu müssen, war auch sehr angenehm, selbst wenn das „Sight-Seeing“ etwas leidet im Untergrund. Es war relativ geringer Verkehr, so dass man relativ gut fahren konnte. Es gibt viele Mautstationen rund um New York. Wir hatten aber für diesen Teil der Reise vorsichtshalber das „all-inclusive“-Maut Paket gebucht, denn die Maut von und nach New York City ist echt ruinös. So konnten wir einfach alle Straßen fahren, ohne anzuhalten und ohne einen nachträglichen Schreck zu bekommen, wenn die Abbuchung der Maut vom Autovermieter kommt.
Natürlich führte uns der Weg zuerst einmal wieder zu einem Cache und auch mal wieder auf einen der Drive-Through-Friedhöfe. Es ist immer wieder komisch, wenn man einfach so zwischen den Gräbern durchfährt oder anhält. Hier auf dem Rosedale & Rosehill Cemetery gibt es ein paar außergewöhnliche Grabstätten. Ein Verstorbener hat hier seinen Mercedes als Grabmal in Granit hauen lassen. In Originalgröße und sehr detailgetreu. Da kommt sogar das ein oder andere Tierchen zum Bestaunen vorbei…
Da wir außer dem Kaffee und dem süßen Teilchen noch kein Frühstück hatten, haben wir einen kurzen Umweg genommen und sind in einem Denny’s eingekehrt. Die haben sich von einem Donutladen, über einen Coffeeshop hin zu einem „Family Restaurant“ entwickelt. Zumindest bekommt man hier den ganzen Tag über Frühstück und irgendwie gehört bei uns zu jedem USA-Besuch einmal ein Frühstück bei Denny’s dazu. Das Frühstück ist jetzt kein kulinarisches Highlight und über das Stichwort „Gesund“ wollen wir gar nicht erst nachdenken, aber einmal alle paar Jahre muss es sein. Also gab es einmal einen „Lumber Jack Slam„, bestehend aus Rührei, Schinken, Würstchen, Hash Browns (erinnert am ehesten an ungewürztes Rösti), Toastbrot und Pancakes und noch ein „Classic Benny Breakfast„, sowas ähnliches wie Egg Benedict mit Hash Browns (wie „Classic“ das wirklich ist, können wir auch nicht sagen, zumindest haben wir keine Erinnerung daran, dass es dies bei unserem letzten Besuch schon gegeben hätte). Dazu gab es den typischen amerikanischen Frühstücksladenkaffee… Filterkaffee und davon so viel man will. Diesmal gar nicht so dünn und erstaunlich trinkbar und für die Hash Browns jede Menge Ketchup, zum Aromatisieren (so alleine sind sie etwas ungewürzt und damit „geschmacksarm“).
Frisch gestärkt ging es weiter. Da wir erst am späten Nachmittag unser nächstes Domizil beziehen konnten, hatten wir noch jede Menge Zeit ein paar Caches unterwegs zu loggen. Dabei haben wir uns auf Straßen ein wenig abseits der Highways bewegt. Hier erlebt man so einiges, wie Stahlbrücken mit nur einem Metallgitter als Boden, durch den man hindurchschauen kann. Sehr vertrauenserweckend. Aber dafür mit netter Begrüßung aus dem Navi.
Bei unserem ersten Stopp direkt hinter der Grenze zu Pennsylvanien in New Hope, zum Suchen einer Dose (wir haben sie nicht gefunden, weil mal wieder jemand darauf saß und sich nicht hat vertreiben lassen), fuhr gerade eine Museumsbahn los. Ein sehr schön renovierter Zug. Da haben wir gerade Glück gehabt, dass wir zum richtigen Zeitpunkt hier waren.
Die Fahrt ging dann weiter ein bisschen im Zickzack durch Pennsylvania, entlang von Caches mit einer hohen Favoritenwertung (für die nicht Cacher: man kann jeweils einen von 10 gefunden Caches, die einem besonders gut gefallen auf eine Favoritenliste setzen und diese Anzahl der von den Leuten gesetzten Favoriten für einen Cache kann man sich anzeigen lassen und kann dann sehen, ob ein Cache besonders vielen Leuten gut gefällt).
Unterwegs hat es dann aber auch mal angefangen aus Kübeln zu schütten, da war dann an Cachen nicht mehr zu denken und wir sind ein ganzes Stück weiter in Richtung Lancaster gefahren. Dabei sind wir an „ACME“ vorbeigekommen. Einer Firma, die wir bisher nur aus unserer Kindheit aus dem Fernsehen kannten. ACME war eine fiktive Firma, die einfach alles hergestellt hat (daher auch die Interpretation „A Company Manufacturing Everything“, also eine Firma, die alles herstellt). Uns war nicht bewusst, dass die Amerikaner sowas tatsächlich besitzen… 😉
Allmählich wurde die Besiedlung dünner, es gab mehr Felder und die ersten Farmen, mit ihren charakteristischen Silos, kündeten von unserer Nähe zum nächsten Ziel bei Lancaster, PA. In Charlston hat uns schon mal eine Dame, die aus Pennsylvanien stammte, erzählt, als sie mal Süddeutschland besucht hat, dem Herkunftsgebiet ihrer Vorfahren, war ihr sofort klar, warum diese in Pennsylvania geblieben sind, weil es dort so aussieht wir „zu Hause“. Und das stimmt tatsächlich. Es erinnert tatsächlich ein wenig an daheim. Die Felder ebenso „klein“ wie hier daheim und auch was angebaut wird an Weizen, Mais und Gemüse sieht so aus wie hier. Ebenso die Form der Landschaft ist sich sehr ähnlich. Als dann die ersten Verkehrsschilder auftauchten, die zur Vorsicht vor Kutschen mahnten, wussten wir, wir sind gleich an unserem Ziel.
Wir hatten uns für zwei Nächte auf einer Amish-Farm einquartiert. Die Adresse bekommt man erst nach dem Buchen auf einer zentralen Webseite, die die Vermietung für die Amish-Familien inkl. der Zahlungsabwicklung übernimmt. Damit müssen die Vermieter auf den Farmen nicht direkt den Kontakt zu den modernen Techniken, die sie eigentlich ablehnen (ein paar Dinge wie Strom, Telefon, Gefrierschrank etc. sind vorhanden, aber dann in extra Gebäuden außerhalb der engeren Umgrenzung des Hofs) aufnehmen. Wir wurden unterwegs immer mal wieder gefragt, ob es dort auch Licht geben würde, ja es gibt in den Ferienwohnungen der Amish Strom, Licht, Klima, Elektroherd, Waschmaschine und alles was man sonst so gewohnt ist. Wo wir waren, gab es allerdings kein WLAN. Es waren fast alle Ferienwohnungen ausgebucht als wir gesucht haben… Vermutlich war das fehlende WLAN ein Grund, warum wir hier noch einen Platz bekommen haben. In der Beschreibung stand auch, dass die Familie neben Englisch auch „Dutch“ sprechen würde. Es war jetzt nicht so ganz ersichtlich, ob es sich um Niederländisch = Dutch oder „Pennsylvania Dutch“ handelt. Wir hofften mal auf letzteres.
Als wir im Greenfield View Guesthome ankamen, wurden wir von Urlaubern aus Florida empfangen, die uns erst mal wegen unserem Florida-Nummernschild auf dem Auto gefragt haben, ob wir aus Süd- oder Nordflorida kommen würden. Zu deren Erstaunen, mussten wir erst mal erklären, dass es sich um einen Mietwagen handelt, den wir in New York bekommen haben und wir gar nicht aus den USA kommen. Anscheinend sind Mietwagen mit Florida-Kennzeichen in anderen Landesteilen sehr ungewöhnlich. Unsere Gastgeber waren leider nicht da wegen einer Familienfeier und die gehen wohl immer sehr lange bis spät in die Nacht. Zum Glück wurden wir von der Dame aus Florida noch darüber aufgeklärt, dass die Restaurants in der Gegend mehrheitlich von Amish geführt werden und die um 18:00 Uhr schließen. Es war erst grade kurz nach 17:00 Uhr… Also schnell das Zimmer beziehen (Tür war offen, es gab auch keinen Schlüssel, sondern ein elektronisches Codeschloss), ein paar Bilder machen und dann schnell einem Blick ins Internet werfen, ob es noch irgendwo etwas zum Essen gibt. Auch zu so später Stunde….
Wir wurden fündig in einem Nachbarort, dort sollte es ein „Smorgasbord“ geben. Was auch immer das sein soll… Aber immerhin offen bis 20:00 Uhr. Also ab ins Auto und in den Nachbarort. „Miller’s Smorgasbord“ war leicht zu finden und hatte einen großen (sehr großen) Parkplatz, der auch gut gefüllt war. Ebenso der Vorraum zum Restaurant, in dem viele Menschen auf einen Tisch warteten. Wir haben uns am Empfang angemeldet und uns unter die Wartenden gemischt. Nach ca. einer halben Stunde Wartezeit haben wir dann einen Tisch bekommen. Inzwischen, mit dem Wifi vom Restaurant, konnten wir uns auch etwas mehr über das Restaurant informieren. Die Smorgasbords sind hier in der Gegend anscheinend populär und häufiger zu finden. Es handelt sich um ein Buffet-Restaurant. Die Tradition geht anscheinend, so wie wir das verstanden haben, auf die Tradition von Familientreffen der Amish zurück, bei denen lange und viel zu viel zu Essen aufgetischt wird, bis alle mehr als satt sind. Das Buffet gab es in zwei Kategorien: einmal nur Salat und Suppen und einmal als „Alles“. Da wir Hunger hatten und gespannt waren auf das Angebot, haben wir das Angebot für das komplette Buffet genommen.
Es gab über Vorspeisen, Salate, diverse Suppen, verschiedenes Fleisch, allerlei Beilagen, einfach alles was man sich so wünschen kann und damit viel mehr als man irgendwie hinbekommen kann zu probieren. Das Fleisch war saftig, die Soßen gut, die Beilagen heiß und frisch und es wurde dauernd nachproduziert und aufgefüllt, so dass es weder leer noch die Speisen alt wurden. Es waren auch ein paar Dinge dabei, die ein wenig an die deutsche Abstammung erinnerten, wie Kohlsuppe, Weißkohl mit Speck als Beilage, Kartoffelbrei etc. Also, wenn man so richtig Hunger hat, kann man das durchaus mal empfehlen. Für die Diät oder die schlanke Linie eher gar nicht. Und für $28 (zzgl. Steuern und Trinkgeld und Getränke, $3 für Eistee so viel man will) ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Das Beste kommt immer zum Schluss… So auch hier. Es gibt ein eigenes Dessert-Buffet. Da gibt es die üblichen Nachspeisen, wie irgendwelche Cremes, Puddings und Cheesecakes. Aber am hintersten Ende gab es eine Backstation an der laufend frischer Kuchen gebacken wurden. Der Apfelkuchen war sehr gut, aber das Beste war eine Shoofly-Pie. Wir wussten nicht, was es ist, aber geschmeckt hat es so, als hätte man das übrige Buffet nicht gebraucht. Kalorientechnisch dann sowieso nicht.
Als wir fertig waren (wir hatten ja nur noch eine Stunde Zeit im Restaurant, wegen der Öffnungszeit bis 20:00 Uhr) begann es langsam zu dämmern. Wir haben vollgestopft beschlossen wir brauchen noch einen kleinen Cache. Es gab einen in der Nähe, der eine von den „Covered Bridges“ (eine überdachte (Holz-)Brücke), die es hier noch geben soll, versprochen hat. Als wir hinkamen, mussten wir feststellen, die Straße war frisch geteert und die alte Brücke war durch eine Moderne, Zweispurige aus Beton ersetzt worden. Egal, die Gegend hier war wirklich schön und der Cache gut zu finden.
Die Dame aus Florida auf der Farm hatte uns schon gesagt, man könnte am Abend „Fireflies“ also Glühwürmchen beobachten. Als wir hier am Cache standen und es langsam immer dunkler wurde, hat man die ersten kleinen grünen Lichter in der Wiese aufblitzen sehen. Auf der Rückfahrt wurden wir auch durch kleine, grüne Lichtblitze am Straßenrand begleitet. Zurück in der Ferienwohnung war das Schauspiel der Glühwürmchen gigantisch. Überall auf den Feldern blinkte und blitzte es! Solche Mengen hatten wir in Europa noch nie gesehen. Und nachdem es die Glühwürmchen seit ein paar Jahren am Eingang zum Olympiapark nicht mehr gibt, hatten wir auch schon lange keine mehr erlebt. Das war richtig schön sich die blinkenden Lichtpunkte über den Feldern von der Wohnung aus anzusehen. Die Videos sind auch ganz passabel geworden, trotz der Dunkelheit. Die grünen Punkte sind die Glühwürmchen, keine Artefakte der Aufnahmen in der Dunkelheit!
Jetzt waren wir gesättigt, hatten den Glühwürmchen eine ganze Zeit zugesehen und zu müde, um noch den Billardtisch zu nutzen, den es auch in unserer Ferienwohnung gab. Sogar ein richtig schöner, guter. Aber morgen ist ja auch noch ein Tag.
Donnerstag, 30.06.2022
Heute sollte es in den Central Park gehen. Bei unseren letzten beiden Besuchen in New York ist der Central Park viel zu kurz gekommen. 2002 haben wir einen halben Block entfernt gewohnt, sind aber nicht hingekommen, 2008 waren wir nur einen Tag in New York, als Ausflug von Boston aus. Da war einfach zu wenig Zeit und wir waren gerade mal am Südeingang. Heute war ein halber Tag geplant. Gestartet sind wir an der 81-igsten Straße vor dem Museum of Natural History. Da haben wir 2002 nur einen halben Block entfernt gewohnt. Aber ins Museum hatten wir es damals nicht geschafft und heute ist das Wetter einfach zu gut fürs Museum. Wahrscheinlich müsste man dem auch mal dringend einen Besucht abstatten. Aber die Exponate erwachen ja nur nachts, wenn es geschlossen ist zum Leben. Das wäre für den Besuch spannender und außerdem war die Schlange vor dem Eingang echt ganz schön lange heute am Morgen.
Nach einem Cache auf dem Weg, den wir etwas länger suchen mussten, weil die Dose ein Eichhörnchen angenagt und verschleppt hatte, war unser nächster Punkt auf dem Weg eine Art Burg, der „Belvedere Tower„, der 1869 als Aussichtspunkt auf der höchsten Erhebung errichtet wurde. Da wir wegen des Preises auch heute auf das Frühstück verzichtet haben, hatten wir gedacht, wir trinken unseren Kaffee hier oben. War eigentlich eine gute Idee, gibt auch ein Besucherzentrum, nur gab es hier erstaunlicher Weise nichts zu trinken und nichts zu essen, aber wenigstens einen Cache und eine schöne Aussicht auf den Central Park. Kein Wunder, dass sich Dr. Daniel Draper den Hügel hier als meteorologische Beobachtungsstation ausgesucht hatte.
Im Central Park gibt es viel zu entdecken. Das meiste fällt einem gar nicht so direkt ins Auge. Zum Glück gibt es Caches, die einen auf die eine oder andere versteckte Besonderheit aufmerksam machen. So wie einen Puma („Still Hunt„), der hoch oben auf einem Felsen sitzt, angespannt, bereit sich den nächsten unachtsamen Besucher zu schnappen. Wenn man nicht nach oben schaut, bemerkt man die Katze nicht. Es ist auch unglaublich viel los hier…Jogger, Radfahrer, es ist gar nicht so einfach was zu sehen, wenn man dauernd ausweichen muss… Unser Weg führte uns an ein paar weiteren Skulpturen und Brunnen vorbei, wie der „Alice im Wunderland„-Skulptur mit vielen der Charaktere aus der Geschichte. Wohl eine der am meisten besuchten Skulpturen im Central Park. Entsprechend lange muss man warten, um ein Foto mit möglichst wenig fremden Personen darauf machen zu können.
Am „Conservatory Water„, einem kleinen See im Park, fanden wir dann einen Kiosk einer französischen Bäckereikette, an der wir dann endlich unser Frühstück bekommen haben. Sehr guten Kaffee und Croissants mit einem schönen Blick auf den See, den Park und die Skyline von Manhattan. Auf der gegenüberliegenden Seite des Sees sitzt Hans Christian Anderson, mit der Geschichte vom hässlichen Entlein aufgeschlagen in einem Buch vor sich und genießt ebenfalls den schönen Ausblick.
Es gibt auch noch weitere schöne Orte, z.B. Brunnen, wie die „Angel of Waters“ und viele Kutschen im Park. Die Kutschen sind mal mehr und mal weniger farbig/kitschig (je nachdem wie man es bezeichnen möchte) und scheinen gerne für eine Tour durch den Park genommen zu werden. In Wien dürfen die Fiaker ab 35°C nicht mehr fahren und es wird eine Temperaturobergrenze von 30°C diskutiert. Scheint in den USA weniger ein Thema zu sein, auf jeden Fall war es schon kräftig warm und die Kutschen sind immer noch gefahren. Langsam müssen wir uns aber schon wieder Richtung Ausgang orientieren, da wir noch eine Verabredung zum Essen haben heute Nachmittag. Richtung Süden führte uns unser Weg noch vorbei an der Skulptur von „Balto„. Im Winter 1924/25 brach in der Stadt Nome eine Diphterie-Epidemie aus und, weil die Stadt durch Schneemassen von der Außenwelt abgeschnitten war, konnte das Antitoxin nur per Hundeschlitten geliefert werden. Der Schlitten mit Balto sollte eigentlich die vorletzte Etappe bewältigen, musste dann aber wegen des Wetters auch die letzte Etappe übernehmen und hat es damit zu einer großen Bekanntheit gebracht.
Am südöstlichen Ende des Central Park angekommen, haben wir den Eingang zur Metro gesucht. Bezeichnung und Eingang liegen ein Stück auseinander. Das ist für Auswärtige, wie uns, nicht gerade hilfreich, wenn man keinen Plan zur Hand hat. Aber nach ein paar Minuten konnten wir den Eingang zur Metro zum Glück noch finden. Sollte noch mal jemand die Station 59St/5th Ave. suchen… Der Eingang liegt etwas versteckt auf der 60th St. East. Auf der 59igten Straße gibt es keinen Eingang.
Wir hatten noch ein wenig Zeit vor unserer Essensverabredung und konnten noch einen Cache suchen gehen. Die Beschreibung des Ortes war recht eindeutig, nur leider saß dort genau ein Herr telefonierend auf der Bank und damit auf dem Cache. Wir haben uns dann daneben gesetzt, bis er aufgestanden ist. Hilft oft als Taktik, wenn man an eine bestimmte Stelle möchte. (Außer in China, da haben die Leute mehr Geduld und sind weniger von den Mitmenschen genervt). Am Treffpunkt für unsere gastronomische Führung durch das (ehem.) Künstlerviertel Greenwich Village gab es noch einen Bubble Tea in der Fay Da Bakery. Bei der Hitze war jede Erfrischung willkommen und vor dem Spaziergang auch notwendig, bei den aktuellen Temperaturen. Freundlicherweise durften wir unseren Tee auch einfach drinnen auf zwei Stühlen trinken und ein bisschen abkühlen dabei.
Wir haben auf unsere Führung gewartet und gemutmaßt, wer von den hier herumstehenden Touristen auch dabei sein würde. Wir hatten wegen Corona noch im Vorfeld überlegt gehabt, ob es vielleicht besser wäre, eine private Führung zu buchen, es aber aus Preisgründen und „ist ja draußen“ wieder verworfen. Als unsere beiden Führer eintrafen, haben sie uns erst mal erzählt, es wäre eine kleine Gruppe und wir wären bereits vollständig. Hä? Sollte heißen wir waren die einzigen Teilnehmer heute. Privatführung zum Normalpreis. Wie angenehm!
Nach ein paar einführenden Worten über die Geschichte von Greenwich Village, von den Ureinwohnern, über die ersten Siedler aus den Niederlanden im 17. Jhd, die englische Eroberung bis zur Stadtplanung im 19 Jhd., die noch weitestgehend die Straßen mit ihren Namen enthalten haben. Auch die maximale Höhe der Häuser ist inzwischen festgelegt, so dass hier nur Häuser mit max. 5-6 Stockwerken stehen und auch in Zukunft keine Wolkenkratzer entstehen sollen. Die Hauspreise sind entsprechend. Selbst schmalste Häuser gehen in die Millionen. Es ist inzwischen wohl mehr ein „Szene“- als ein Künstlerviertel, eben oder wegen der Grund- und Wohnungspreise.
Dann ging die Tour los und startete an einem mickerig kleinen, alten Falafel-Laden, Mamouns’s Falafel, gegründet 1971 hier in Greenwich Village. Es gab zum Auftakt also ein Falafel-Sandwich mit frischen Salat, gut gewürzten Falafel und einer sehr guten Sesamsoße. Hier sollen schon viele berühmte Musiker, Schauspieler und andere Berühmtheiten ihre Falafel gegessen haben.
Am „Café Wha?„, in dem schon Jimi Hendrix, Bruce Springsteen, Woody Allen, Lenny Bruce, Bill Cosby and Richard Pryor aufgetreten sein sollen, ging es vorbei zur zweiten Essensstation, einem Laden für original New York Bagels, „Bagels on the Square„. Wir haben dabei erfahren, dass es nicht einfach ist Bagels zu machen. Das Kochen in Wasser und das anschließende Backen ist eine Kunst für sich, um die perfekte Konsistenz der Kruste, nicht zu weich und nicht knackig, zu erhalten. Das wichtigste beim New York Bagel ist das Wasser! (oder doch nicht?). Das verwendete Weizenmehl mit hohem Glutenanteil muss mit dem perfekten Wasser angesetzt werden. Perfekt bedeutet in dem Fall die richtige Mineralisierung. Das soll die Konsistenz des Teiges maßgeblich beeinflussen. So sehr, dass es wohl außerhalb New Yorks Bagelläden gibt, die das Wasser für ihren Teig aus New York kommen lassen. Wir hatten einen New York Style Everything-Bagel (also einen „mit allem“ oben drauf, also Sesam, Mohn, Zwiebeln) mit Cream-Cheese. Ganz, ganz wichtig: das Original ist nicht getoastet! Das würde ja den Bagel knackig machen. Gut geschmeckt hat er auf jeden Fall. Ob wir jetzt schmecken würden welches Wasser verwendet, bzw. welches Wasser nicht verwendet wurde im Teig… Keine Ahnung.
Nach zwei herzhaften Stationen stand der erste süße Zwischengang an. In Molly’s Cupcakes, einem schönen, alten Laden, mit historischen, weißen Fliesen an Wänden und der Decke, gab es Cupcakes in allen Variationen, zum Teil fertig, aber eigentlich Teigling und Topping getrennt zum Bestellen, so dass man sich seinen Cupcake nach Lust und Laune zusammenstellen kann. Molly war wohl die Grundschullehrerin des Besitzers und Gründers, die immer, wenn ein Schüler Geburtstag hatte, Cupcakes für die Klasse gebacken hat. Wir haben einen Red Velvet Cupcake mit einem klassischen Vanille-Rahm/Sahne-Topping probiert. Im Gegensatz zu einem Muffin isst man den Cupcake, indem man den Teigboden aus dem Papier pellt, durch leichtes Drehen quer halbiert und den abgetrennten unteren Teil oben auf das Topping setzt und dann erst reinbeißt. Das sieht dann in etwas so aus:
Vorbei an der Kirche „Our Lady of Pompeii“ (Gegründet 1892 von italienischen Jesuiten, gebaut 1923) ging es weiter zu dem „Secret Dish“ der „Secret Food Tour“. „Secret“ ist es, weil in der Beschreibung der Tour die übrigen fünf Stationen aufgezählt sind und diesen Stopp kennt man nicht. Es war das Taco Mahal und es gab… einen indischen Taco. Nein, tatsächlich kein Naan oder sowas, sondern eigentlich ein indisches „Roti„, das wiederum der mexikanischen Tortilla und damit dem Taco äußerst ähnlich ist. Die Mischung zweier Welten hier kommt vom Eigentümer, von dem ein Elternteil aus Indien und eins aus Latein-Amerika stammt. Daher die „Lat-India“-Cuisine, bzw. das Mexikanisch-Indische-Fusion-Food. Oben auf unseren Tacos war ein wenig Salat und Hühnchen (Chicken Tikka Masala). Sehr gut, würzig, und eine fürchterliche Sauerei mit der Soße.
Nachdem wir uns bisher mehr auf belebteren Straßen aufgehalten hatten, führte nun die Tour durch die ruhige Wohngegend von Greenwich Village. Hier ist es tatsächlich sehr ruhig, grün und es ist erstaunlich wenig Verkehr. Man könnte denken mit den alten, nur wenige Stockwerke hohen Häusern, ein paar grünen Hinterhöfen und der Ruhe, man wäre in irgendeinem Vorort unterwegs und nicht mitten in Manhattan, einer Insel mit ca. 1.6 Mio. Einwohnern und einer Einwohnerdichte von knapp 27.500 Einwohnern pro km2 (Vergleich München: ca. 1.5 Mio Einwohner bei 4.700 Einwohner pro km2 und da wirkt es schon voll…). Hier könnte man leben, wenn man das notwendige Kleingeld hat, um sich ein Haus im zweistelligen Millionenbereich leisten zu können. Das muss nicht mal groß sein… Wir haben uns das kleinste Haus angeschaut, das hat so ca. 2,5m Breite, kostet aber auch im hohen einstelligen Millionenbereich. Ein Haus auf dem Weg war aus Holz. Das wird zwar auch immer mal wieder verkauft, ist aber nicht so beliebt. Die Angst, dass einfach jemand eine Zigarette achtlos wegwerfen könnte und man dann kein Haus mehr hat, ist wohl viel zu groß.
Abschließend sind wir dann auch noch an dem „Friend’s„-Haus vorbeigekommen. Gut, dass wir einen Führer dabeihatten. Wir kennen die Serie nicht und hätten das Haus nicht bemerkt. Ich hoffe unsere Guides haben uns das verziehen. Wir haben mal Fotos gemacht, war auch wichtig für einen Cache dort vor Ort.
Der letzte herzhafte Stopp war dann in einer Pizzeria, mit original New Yorker Pizza von „Two Boots“ (Two Boots kommt von den Filmemachern, die das Geschäft gegründet haben und sie wollten damit auf die Stiefelform der „Heimatländer“ Italien und Louisiana aufmerksam machen). Was wir gelernt habe: der New Yorker kauft seine Pizza nach der Arbeit auf den Weg nach Hause. Korrekter auf dem Weg zur Metro. Es sind immer nur Stücke von einer großen, runden Pizza, die dann zusammengeklappt (wichtig!) und noch im Gehen gegessen werden. Wichtig ist, vor der U-Bahnstation mit dem Essen fertig zu sein, weil wer will schon eine Pizza in der U-Bahn essen? Unser Stück war einfach nur knusprig-dünn mit einer weißen Grundsoße und verschiedenen farbigen Soßen/Pestos (vegetarisch) in Streifenform verfeinert. Die Farben sind an die Fahne der LGBT-Bewegung angelehnt und der Name der Pizza, „The Duchess„, soll an die berühmteste lesbische Bar erinnern, die in den 70 Jahren an dieser Stelle existiert hat und die dann vom damaligen Bürgermeister geschlossen wurde.
In New York gab es wohl in den 60iger Jahren immer wieder in den einschlägigen Schwulen- und Lesben-Lokalen Razzien, auch mit Anklagen wegen „ungebührlichem Verhalten“. Auf unserem weiteren Weg sind wir in der Christopher Street an der Bar „Stonewall“ vorbeigekommen. Hier gab es in der Nacht vom 27. auf den 28. Juni 1969 eine Razzia (Schwulenbars waren zwar bereits legal, aber der Bürgermeisterkandidat schwächelte in den Umfragen und meinte er müsse mal aufräumen). In der Nacht sollen sich besonders viele Schwule und Lesben in der Bar aufgehalten haben, weil am Tag zuvor die Schauspielerin Judy Garland beerdigt wurde. Dabei kam es zu einem Aufstand und die Polizei wurde vertrieben. Es kam zu einer breiten Solidarisierung mit 5-tägigen Unruhen. Dieser Aufstand in NYC wird als Wendepunkt der LGBT-Bewegung angesehen zur Stärkung der Rechte und Gleichbehandlung. Die Paraden zum „Christopher Street Day“ sollen daran erinnern.
Letzter Stopp der Tour war wieder ein „Nachtisch“. Diesmal Cookies bei Chip City, traditionell vor Ort gebacken in verschiedenen wöchentlich wechselnden Geschmacksrichtungen. Wir haben uns für zwei Sorten entschieden: Banane, Hafer, Nüsse und „Cannoli“ (Pistazie). Wir waren aber inzwischen so gut gesättigt, dass wir uns halbe Kekse für den nächsten Tag, an dem es wieder weiter zum nächsten Ort geht, aufgehoben haben.
Da uns gestern schon klar war, dass wir am Nachmittag schon genug zu essen bekommen würde, haben wir uns für den Abend kein Restaurant herausgesucht. Wir hatten ja immer noch das Problem, dass wir mit „Weinentzug“ an der Ostküste zu kämpfen hatten. Wir bekamen viel europäischen Wein angeboten und maximal Wein von der Westküste der USA (Kalifornien, Oregon, Washington, auch der Reihenfolge der verfügbaren Weine in der Auswahl), aber keine Weine von der Ostküste. Aber wir wussten noch, dass wir Weine aus dem Staat New York getrunken haben bei unserem Besuch 2002. Wir hatten schon vor der Reise nach Weingütern entlang des Weges gesucht gehabt, auch ein paar aufgeschrieben, aber wir sind leider nicht mal in die Nähe von einem gekommen. Außer in New York selbst. Erstaunlicherweise gibt es ein Weingut in Brooklyn. Mitten in New York City! Als es gestern um die Frage ging, was machen wir denn am Abend ohne viel Essen, haben wir noch mal nach dem Weingut gesucht und uns Eintrittskarten für heute gekauft.
Vom Endpunkt der Food-Tour konnten wir direkt mit der Metro nach Brooklyn in die Nähe des Weingutes fahren.
Es lagen dann noch ca. 1km Fußweg vor uns durch Brooklyn. Nicht so die Hochglanzgegend wie Manhattan und wenig Leute auf der Straße. Das „Weingut“ findet man in den Brooklyn Navy Yards, auf einem alten Industriegelände. Da Boden in New York unbezahlbar ist und echte Erde, außer im Central Park, kaum zu finden ist, haben die findigen Gründer von den „Rooftop Reds“ das Dach eines alten Fabrikgebäudes auf 1375m2 als Weinberg angelegt. Mit 42 großen Plastikwannen, in denen die Weinreben stehen.
In der Beschreibung zum Kartenkauf steht, dass es verboten ist den Aufzug zu benutzen und man die 4 Etagen zum Dach über die Treppe erklimmen muss. Wer den Fahrstuhl benutzt, wird direkt hinausgeworfen, stand da. Nach der ganzen Lauferei war das schon eine deutliche mentale Herausforderung. Aber als wir das Gebäude gefunden hatten, hatten wir ein unheimliches Glück. Direkt vor uns stand eine Gruppe junger Frauen/Schülerinnen, die auch hochwollten und einer der Besitzer wollte gerade das Gebäude verlassen und hat uns dann alle mit dem Lastenaufzug (so einer, der hinten und vorne offen ist, jetzt war auch klar, warum man den nicht alleine benutzen darf) nach oben gefahren, so dass wir nur noch die letzte Etage aufs Dach zu Fuß laufen mussten. Das war sehr nett und sehr entspannend.
Für die Eintrittskarte (15 $), die an einen Tag, aber nicht an eine Uhrzeit gebunden ist, bekommt man eine Tüte Kartoffelchips und einen halben Liter Wasser im Tetrapack (still versteht sich, es gibt Wasser mit Kohlensäure aus den USA, meist bekommt man aber in den Restaurants Perrier oder San Pellegrino serviert). Man konnte sich dann einen freien Tisch zwischen den Reben aussuchen. Die Dame, die uns am Eingang in Empfang genommen und alles Wissenswerte zum Aufenthalt erklärt hat, hat uns auf Nachfrage ihren Lieblingstisch verraten. Einen Tisch bei dem man einen schönen Blick auf die Skylines von Manhattan und Brooklyn hat. Wir haben uns niedergelassen und erst mal die auf dem Tisch bereitliegenden Karten studiert. Es gibt von Ort Kleinigkeiten zu Essen, Oliven, Schinken, Käse, Hummus etc. Aber wer mehr Hunger hat, kann sich auch von einem nahe gelegenen Pizzalieferdienst eine Pizza an den Tisch liefern lassen. Auf der Speisekare auf dem Tisch waren QR-Code und die Anweisungen, was man in die Lieferadresse einzutragen hat, vermerkt. Wir habe auch ein paar Tische gesehen, die das Angebot angenommen hatten. Wir waren jedoch so satt, dass die Tüte Chips eine willkommene Knabberei zum Wein war und wir nichts weiter benötigt haben.
Auch ja, der Wein… Da die 42 Bottiche auf dem Dach nicht genug Wein, und den auch nur in rot, produzieren, gibt es eine ganze Auswahl an Weinen von deren „eigentlichem“ Weingut am Keuka Lake im Fingerlakes Gebiet (der ist ca. 50 km südlich von Lake Ontario im Staat New York). Wir sind erst mal mit einem rosé Sekt, einem 2021 ROOFTOP REDS SPARKLING ROSÉ, in den Abend gestartet. Dieser wird nicht in einem Sektglas, sondern in einer Art Wasserglas serviert. Wirkt ein wenig seltsam und ob so ein breites Glas ohne Moussierpunkt den Geschmack richtig zur Geltung bringt, sei mal dahingestellt. Der Sekt war nicht schlecht, aber da die aufsteigende Kohlensäure einen wesentlichen Einfluss auf den Geschmack hat, schwer zu vergleichen, wenn man nicht die üblichen, hohen, schlanken Gläser bekommt.
Weil wir bisher keinen Wein der Rooftop Reds probieren konnten, haben wir das Angebot der „Flights“ in der Weinkarte genutzt. Da wir unbedingt auch einen hiesigen Wein probieren wollten, haben wir uns zunächst einmal die Weinprobe „FROM BROOKLYN, WITH LOVE“ bestellt. Diese Weine sollten die Trauben von dem Dach in Brooklyn enthalten und waren aus den Jahren 2017, 2018 und 2019. Hier gab es statt der ca. 60ml pro Probe nur 30ml. Viel kommt vermutlich nicht zusammen von den paar Reben hier. Auch wenn man die Weinprobe einmal hochrechnet, kommt man ausgehend vom Glaspreis, auf einen Preis von ca. $600 für die Flasche. Nimmt man die Flaschenpreise aus der Weinkarte, liegt man bei $1000 für den 2017er, $150 für den 2018er und $500 für den 2019er. Der 2017 war richtig gut, der 2018er naja und der 2019 ging. Also die Preise haben sie anscheinend an den Geschmack gekoppelt (hochgerechnet vom Flight auf die Flaschen, wäre man bei einem Durchschnittspreis von $550. Damit ist der Wine-Flight gar nicht so viel teurer als die Flaschenpreise). Die Reifezeit und das Wetter, das ist vermutlich auch nicht immer gut in NYC, spielen sicher eine große Rolle. Was leider nicht ganz so klar beschrieben ist, inwieweit die Weine ggf. mit Weinen vom Keuka Lake verschnitten sind, um Geschmack und Masse zu erhalten. Das ist ein bisschen schade, da könnte man ggf. noch ein wenig besser den Geschmack einschätzen, wenn man die Mengenverhältnisse kennen würde.
Für die zweite Weinprobe haben wir uns für eine Auswahl aromabetonter Rebsorten „ON THE NOSE…“ entschieden, bestehend aus einem Traminette, einem Gewürztraminer (genauso geschrieben!) und einem „June Bug White“ (hier fehlt ein „e“ in ‚Jun Bug‘ bei den Flights auf der Karte…). Der „Junikäfer (?) Weißwein“ ist eine Cuvée aus Traminette, Riesling, Chardonnay und Grünem Veltliner. Alle Weine waren solide und gut gemacht und haben hier gut geschmeckt. Vermutlich ist es wie bei vielen dieser Weine, man kann sie nur vor Ort im richtigen Ambiente gut trinken. Zu Hause würden diese vermutlich nicht mehr so gut schmecken.
Langsam ging die Sonne unter über der Skyline von New York, gut zu beobachten vom Dach dieses „Weinbergs“. Auch die Temperaturen wurden am Abend angenehmer, nachdem wir den Tag über wieder ganz schön geschwitzt hatten. Mit der hereinbrechenden Dunkelheit wurden wir auch zunehmend müde und haben uns auf den Heimweg begeben. Die vier Treppen die alte Treppe runter, war besser als diese hochlaufen zu müssen. Es ist aber ein Treppenhaus in einem Industriegebäude und man sollte vermutlich nicht zu viel getrunken haben, um unfallfrei auf der Straßenebene anzukommen. Auf dem Weg Richtung Straße war noch ein kurzer Umweg über einen angrenzenden Supermarktplatz angesagt. Hier lag noch eine Cachedose, die wir nicht auslassen wollten. Bis jetzt hatten wir nur Caches in Manhattan gesucht, ein Cache in Brooklyn durfte dann nicht fehlen.
Kurz vor dem Verlassen der Rooftop Reds hatten wir noch einen Bus gefunden, der zu einer anderen U-Bahnstation gefahren ist. Die war zwar weiter weg als die Station, an der wir angekommen sind, aber diese Verbindung hatte zwei Vorteile: erstens wir mussten nicht 1km durchs dunkle Brooklyn laufen, da die Bushaltestelle direkt an der Straße vor dem Fabrikgelände lag und zum zweiten fuhr die Metro von dieser Station aus direkt zur Station beim Hotel und wir mussten unterwegs nicht noch mal umsteigen. Das war sehr angenehm.
Im Hotel wollten wir den letzten Abend vor unserem Aufbruch nach Pennsylvanien bei einem Cocktail ausklingen lassen, aber die Bar war brechend voll. Wir haben uns aber zwei Plätze an der Bar im Restaurant Zou Zou’s ergattert. Die Cocktails waren hier andere als in der eigentlichen Bar, aber sehr gut und man hat gut und sehr laut gesessen, da das Restaurant auch bis auf den letzten Platz gefüllt war und der Geräuschpegel entsprechend hoch.
Nach dem Cocktail ging es dann aufs Zimmer, um noch die Geräte alle zu laden (vor allem das Tablet mit der Navigation) und schon mal die Sachen zusammen zu räumen, damit es dann morgen früh ohne große Verzögerungen weiter gehen kann, in Richtung unseres nächsten und damit vorletzten Stopps in den USA. Und um festzustellen, dass das Housekeeping nicht nur das Zimmer sauber gemacht hat, sondern komplett aufgeräumt. „Komplett“ umfasste auch unsere ganzen Ladekabel, die nicht mehr lose an den Steckdosen herumhingen, sondern sauber aufgerollt wurden.
Mittwoch, 29.06.2022
Das Frühstück im Hotel war sehr teuer und nicht in unserem Tarif als solchem enthalten, wir hatten nur ein Guthaben, das wir lieber an der Bar einlösen wollten. Daher haben wir uns dazu entschlossen uns gleich auf den Weg zu machen und lieber einen Kaffee unterwegs zu trinken. Bei unserem letzten Besuch in New York, das ist jetzt schon 16 Jahre her, musste man sich für den ÖPNV noch Karten kaufen. Entweder für eine Fahrt, einen Tag oder eine Woche. Aber auch die Metro geht mit der Zeit. Inzwischen kann man mittels RFID-Touchpad an den Zugängen seine Kreditkarte, Smartphone oder Smartwatch mit Apple- und/oder Google-Pay scannen und die Fahrt wird automatisch abgebucht mit OMNY. Fährt man öfters, also mehr als 12 mal, dann zahlt man nur die ersten 12 Fahrten in der Woche und der Rest der Woche (gerechnet wird Mo-So) ist dann kostenlos. Funktioniert in der Bahn genauso wie in den Bussen, echt genial und einfach. Eine Fahrt kostet immer den gleichen Preis, ob eine Station oder einmal quer durch ganz New York. Keine Zonen, keine Waben, keine Streifen oder Sonstiges was man als Auswärtiger nie verstehen wird.
Man benötigt in den USA keine Maske mehr. Nirgendwo außer in Bussen. Aber in der Metro tragen etwas mehr als die Hälfte aller Passagiere eine Maske. Wir gehörten erst mal zur kleineren Hälfte. Da wir, seit wir in den USA waren, kaum mehr Maske getragen haben, wir waren bisher ja eigentlich nur im Auto unterwegs, hatten wir unsere natürlich im Hotel vergessen. Komisch wie man sich so an die Maske gewöhnt hat, dass es unangenehm ist, ohne sie in der Metro zu sitzen.
So sind wir ganz in den Süden von Manhattan gefahren, da wir hier bei unseren vorherigen Besuchen noch nicht länger waren. Wir waren schon mal hier, um die Fähre nach Staten Island zu nehmen… Aber da haben wir das Drumherum aus Zeitgründen nicht beachtet. Am Ausgang der Station war auch gleich ein Kaffeeladen. Wie inzwischen fast überall üblich, gab es ein großes Pad zum Scannen der Kreditkarte beim Bezahlen, mit Auswahl der Trinkgeldoptionen (18/20/22% bzw. Betragseingabe). Da wir bei dem Bezahl-Anbieter anscheinend schon mal unsere Emailadresse eingegeben hatten, kam die Rechnung, die aussieht wie ein Kassenzettel, für den Kaffee umgehend und ohne Rückfrage als Email an. Da sind wir Deutschen immer noch ganz schön rückständig. Zum einen kann man oft nur mit Bargeld bezahlen und zum anderen muss der Verkäufer einen Zettel ausdrucken, der dann wahlweise verschlampt oder schwarz wird oder die Farbe verliert und nicht mehr lesbar ist. Mal ganz abgesehen davon, dass durch die Bezahlerei mit Bargeld in Deutschland, die gleichen Leute, die das Essen machen auch meist noch mit dem siffigen Geld hantieren müssen.
Der Battery Park war an diesem Mittwoch(!) unheimlich voll. Die Leute standen Schlange, um auf eines der Hafenrundfahrtschiffe (mit Fotovorbeifahrt an der Freiheitsstatue) zu gelangen. Dafür waren im halben Park Barrieren aufgebaut, in denen sich die Leute anstellten und wir mussten ein paar Umwege laufen, um überhaupt an den nördlichen Bereich zu kommen. Von einem Cache befand sich eine Station auch hinter dieser Absperrung und wir mussten die Antwort ein wenig raten, hat aber funktioniert.
Wir sind dann dem Canyon of Heroes auf dem Broadway gefolgt. Dort sind lauter Bronze-Schriftbänder auf dem Gehweg eingefügt mit historischen Daten von Besuchen oder Taten großer Persönlichkeiten. Wobei Heroes sich leider nicht nur auf friedliche Gegebenheiten begrenzt, sondern auch mal „Kriegshelden“ einschließt. Dabei kommt man auch direkt zur Wallstreet mit der berühmten Skulptur des „Charging Bulls“ bei der Aktienbörse New York Stock Exchange. Belagert von vielen Touristen. Wir sind dann der Wallstreet ein wenig gefolgt, einer kleinen Seitenstraße, die den Broadway kreuzt. Beim Lesen einer Tafel haben wir gelernt, dass der Name von der alten Stadtmauer herrührt, die hier vor ein paar hundert Jahren einmal gestanden hat. Eigentlich war es nur ein Zufall, dass wir die Wallstreet gelaufen sind. Einen Block weiter gab es eine Metrostation. Wenn man sich Manhattan einmal auf der Karte auf dem GPS oder bei google anschaut, denkt man immer, auch da kann man mal schnell noch hinlaufen. Wenn man dann die Routenfunktion anschaltet, kommen mal schnell für „die paar Blocks“ Fußwegzeiten von deutlich mehr als einer Stunde zusammen. Um überhaupt was zu sehen von der Stadt, muss man die U-Bahn verwenden. Selbst wenn man bei der Fahrt leider recht wenig mitbekommt, außer die manchmal alten, architektonisch wertvollen Stationen.
Aber wir wollten ja unbedingt noch zu den Geisterjägern vor der Mittagspause. Das Hauptquartier aus dem berühmten Film „Ghostbusters“ von 1984 liegt auf der Ecke Varick Street/North Moore Street und ist eigentlich eine immer noch aktive Feuerwache (Hook & Ladder Company 8 Firehouse), die als Filmkulisse gedient hat. Angeblich steht in der Feuerwache auch noch ein Model des Ecto-1, dem Auto der Ghostbusters, das man sehen kann, wenn das Tor offen ist. Leider war es nicht offen, so dass wir das nicht bestätigen können. Jedenfalls gibt es auch hier viele Touristen, die kommen, um mal einen Geist aus nächster Nähe zu sehen. Es war sonnig und heiß, vermutlich nichts für Geister, zumindest hat sich uns keiner gezeigt.
Langsam wurde es heiß und Mittag. Soll heißen wir bekamen langsam Hunger und da wir eine Reservierung zum Abendessen hatten, wollten wir nicht zu spät Mittagessen gehen. Als Anlaufpunkt hatten wir uns die New York Oyster Bar in der Grand Central Station ausgesucht. Um dort hinzugelangen (Fußweg war laut Google mehr als 1,5h) haben wir ein paar Caches später wieder die Metro bemüht. Auf dem Weg sind wir noch schnell in eine Apotheke eingefallen, haben uns Masken und Desinfektionstücher gekauft, so dass wir mit etwas besserem Gefühl in der Metro fahren konnten. Das Grand Central Terminal, wie der Bahnhof eigentlich korrekt heißt, hat eine interessante Geschichte, wurde 1913 eröffnet und ist ein wunderschönes (zumindest finden wir das) Jugendstilgebäude. In der zentralen Halle ist die gewölbte Decke mit einem Sternenhimmel bemalt und mit 2599 Sternen, 60 davon sind mit einer Lampe versehen, so dass in der Decke nachts die Sterne leuchten. Mittags sieht man davon leider etwas wenig. Aber beeindruckend ist die Decke, die erst in den 90iger-Jahren bei Renovierungsarbeiten wiederentdeckt wurde, allemal. Selbst wenn die Sternzeichen spiegelverkehrt aufgemalt sind… Ausrede der Familie Vanderbilt als Auftraggeber war angeblich, dass es die Sicht von Gott auf den Sternenhimmel darstellen soll. Die Decke war durch Zigarettenrauch so schwarz, dass man das Gemälde viele Jahrzehnte nicht mehr sehen konnte. An einer Ecke der Decke wurde eine Stelle im Originalschwarz von vor der Renovierung belassen, um den Unterschied zu demonstrieren.
Natürlich darf hier ein Cache nicht fehlen. Das Geniale an diesem Cache: Er führt direkt zur New York Oyster Bar. Vor dem Restaurant gibt es noch die „The Whispering Gallery“. Angeblich soll man sich hier in gegenüberliegende Ecken des Raumes stellen und wenn man gegen die Wand redet, so soll man das auf der anderen Seite verstehen können. Diese musste man für den Cache suchen. Dabei fragt man sich, ob man die Beschreibung korrekt verstanden hat und diese findet und vor allem: Macht man sich zum Affen, wenn man das hier so in dem Trubel ausprobiert? Man kann diese beiden Fragen ganz eindeutig mit ja und nein beantworten. Zu finden ist die Stelle im Gang ganz einfach. Es ist da, wo vier Leute in den vier Ecken mit dem Gesicht zur Wand stehen und viele Leute darauf warten an die Reihe zu kommen, um auch mal in der Ecke zu stehen. Damit macht man sich auch nicht zum Affen und es funktioniert tatsächlich, trotz der Lautstärke und dem Trubel außen herum.
Schon mal angekommen, haben wir uns in die Oyster Bar begeben und die Speisekarte gewälzt. Die Spezialität sind natürlich Austern, in mind. 20 verschiedenen Sorten, frisch geöffnet. Da uns Austern nicht schmecken, haben wir uns für eine Suppe und zwei kleine Gerichte entschieden. Soll ja nicht so viel sein, wir wollen ja noch Essen gehen heute Abend. Die Weinkarte ist sehr umfangreich, USA-Weine muss man aber auch hier auf der Karte suchen. Die drei deutschen Rieslinge fallen einfacher ins Auge. Wir haben doch einen Chardonnay und einen Pinot entdeckt. Bei der Suppe haben wir uns für eine New England und eine Manhattan Clam Chowder entschieden, um mal den Unterschied herauszufinden. New England ist die Weiße auf Basis einer Mehlschwitze und die Manhattan-Variante ist die Rote auf Tomatenbasis. Bei den Hauptgerichten soll es eine Portion frittierte Jakobsmuscheln mit Pommes und ein Softshell Crab Sandwich sein. Bei dem Sandwich hat uns die Bedienung gefragt, ob wir wüssten, was wir da bestellt hätten. Nachdem wir das bejaht hatten, hat sie die Bestellung in der Küche aufgegeben. Wie wir das Essen serviert bekommen haben, war auch klar warum sie fragt. Zur Art des Anrichtens hat die Dame hinter dem Tresen uns dann erzählt, es hätte schon Leute gegeben, die schreiend davongerannt wären. Keine Ahnung warum, es schmeckt doch einfach so gut. Wie es in den USA so ist, waren auch die kleinen Gerichte gut genug, um lange satt zu machen. Daher haben wir dann auf den Nachtisch verzichtet und lieber nur noch einen Eistee getrunken. Bei der Wärme draußen kann Flüssigkeit nicht schaden.
Nach dem Essen sind wir noch ein wenig durch New York spaziert, haben ein paar Caches gesucht, u.a. im schönen kleinen Bryant Park, und haben dem Times Square im Vorbeigehen einen Besuch abgestattet. Das Suchen der Caches in New York gerade in oder neben Parks ist gar nicht so einfach, da bei dem schönen, heißen Wetter Unmengen an Menschen unterwegs sind und jedes Café und jeden Kiosk nutzen, um draußen zu sitzen. Am späten Nachmittag sind wir dann zurück ins Hotel, um uns für das Abendessen frisch zu machen. Zurück im Hotel bekommt man zum Glück immer, wenn man die Lobby betritt, eine Flasche Wasser angeboten. Das ist bei dem Wetter wirklich eine nette Geste. Auf dem Zimmer fanden wir dann im Schrank eine Schachtel mit der frisch gewaschenen Wäsche vor. Das hat wenigstens einmal so funktioniert wie erhofft.
Der Weg zum Momofuku Ko mit der Metro war kein Problem. Google hat uns auch schön in die Nähe des Restaurants geführt. Nur die Hausnummer 8 vom Restaurant haben wir erst mal nicht gefunden. Es gab 6 und 10, aber dazwischen war ein karger, nicht sehr attraktiver Hinterhof. Wir haben in Shanghai schon mal ein Restaurant über einen hässlicheren Hinterhof betreten. Es sah wenig einladend aus, es gab keine Schilder, aber irgendwann haben wir uns getraut, mal reinzulaufen. Und tatsächlich war hinten rechts ein unscheinbarer Eingang, der in einen total überfüllten Raum mündete. Das Restaurant ist mit 12 Plätzen ausgeschrieben…
Die Frage nach dem „Ko“ hat uns dann durch ein paar Gänge in einen ruhigen, abgedunkelten Nebenraum geführt, an dem wir am Tresen unsere Plätze einnehmen durften. Sehr schön gestaltet, an einer Seite die Kühlschränke mit Fisch und Dry-Aged-Fleisch und der Tresen hat die Kochinsel in der Mitte auf drei Seiten umschlossen, so dass man den Köchen bei der Zubereitung zuschauen konnte. Außerdem wurden so die Speisen von den Köchen selbst serviert und erklärt.
Ein sehr gutes Essen in vielen kleinen Gängen mit einer sehr passenden Getränkebegleitung.
Zum Abschied gab es noch ein Bild mit Koch, und Tee und Nougat zum mit nach Hause nehmen.
Zurück im Hotel haben wir noch einen Drink an der Bar genommen, einmal einen Manhattan in Manhattan, das musste schon sein. Etwas zu alkoholisch… Da hat einer gereicht, um uns fertig zu machen und ins Bett zu schicken.
Dienstag, 28.06.2022
Nach dem Aufstehen, war unsere erste Frage: Ist die Wäsche gestern Abend noch gekommen? Und wo bekommen wir was zum Frühstück? Also eigentlich auch in dieser Reihenfolge. Die Frage an die Rezeption, ob die Wäsche gekommen ist, wurde zum Glück mit einem „Ja“ beantwortet. Uns fiel ein Stein vom Herzen. Kaffee gab es dann bei dem Kaffeeladen von gestern ums Eck vom Hotel, wir mussten ja sowieso einen Moment aufs Auto warten. Das war ganz praktisch, dem Valet Bescheid zu sagen und dann kurz ums Eck zu gehen. Viel Zeit hatten wir nicht, da wir nach New York wollten, mit Stau rechnen mussten und für den Abend eine „Tisch“-Reservierung hatten. Wenn auch nur ums Eck vom Hotel (das Hotel war nach dem Restaurant passend gebucht), so wollten wir nicht so viel zu spät kommen.
Auf dem Highway ist nicht viel passiert… Man konnte gemütlich immer geradeaus fahren. Irgendwann mussten wir tanken und sind abgefahren, um eine Tankstelle aufzusuchen. Dort gab es noch einmal Kaffee… Da wurde es dann wieder interessant. Neben einem Nescafe-Automaten, der Latte Macchiato, Cappuccino etc. zubereiten konnte (aus Pulverkaffee?), gab es auch verschiedene Filterkaffees. Neben einem kolumbianischen Kaffee und einem entkoffeinierten (den gibt es tatsächlich in den USA überall neben dem regulären), auch noch welche mit Geschmack: Vanille und Haselnuss. Neben diversen Sirupen mit Geschmack (natürlich kalorienfrei) und Milch (zwei Fettstufen). Aber das Beste war ein Automat der Zucker (weiß + braun) und Süßstoff gespendet hat!
In den USA bekommt man eigentlich immer zum Kaffee Zucker und Süßstoff auf den Tisch gestellt. Den Süßstoff meist noch in verschiedenen Varianten, die man leicht anhand der Farbe des Päckchens unterscheiden kann. Rosa = Saccharin, Blau = Aspartam, Gelb = Sucralose und ganz neu: Grün = Stevia. Der Süßstoff-Spende-Automat hatte außen die Tasten für Zucker und dazwischen drei Tasten für den Süßstoff. Einfach nur beschriftet mit „rosa Süßstoff“, bzw. „blau“ und „gelb“. Bei uns gibt es einfach irgendeinen Süßstoff, wenn man danach fragt. Aber als Automat aus denen Farben kommen, hat das was. Außerdem hatte die Tankstelle Snapple! Das hat Stefan schon die ganze Zeit gesucht und endlich hier das erste Mal bekommen. Ein Fruchtdrink, völlig übersüßt mit nur natürlichen Zutaten. Und schmeckt total künstlich. Lecker!
Die weitere Fahrt war nicht besonders spannend. Auf einem Parkplatz am Rande des Highways haben wir noch einen Cache gesucht, die Dose war aber voll mit Wasser gelaufen und der Logstreifen war matsch. Nicht so appetitlich. In einem kleinen Ort entlang des Highways, Shrewsbury, gab es noch ein paar Caches. Einen auf dem Friedhof und ja, man konnte wieder mit dem Auto bis vor die Dose fahren. Das ist schon komisch, wenn man überall direkt bis vor das Grab fahren kann. Selbst bei Beerdigungen gibt es einen Autokorso hinter dem Leichenwagen bis ans Grab. Einen weiteren Cache, der in der Ortsmitte begann, konnten wir am Ende nicht finden. Schade, aber kommt halt vor. Wir konnten auch nicht ausgedehnt und lange suchen, da wir weiter mussten. Der Ort war so richtig amerikanisch. Also für uns so wie man sich so einen Ort in den USA vorstellt. Weiße Häuser, Kirche, Feuerwehr mit diesen riesigen, breiten LKW und den amerikanischen Flaggen überall und blau-weiß-roten Girlanden. Hier fühlt man sich so richtig mitten in den USA. Und wie in einer Kulisse, weil man niemanden auf der Straße oder in den Vorgärten herumlaufen sieht.
Dann haben wir noch den Unterschied erfahren zwischen Highways und Parkways. Das erste auffällige an den Parkways waren die Leitplanken aus Holz anstatt Metall. Und dann dürfen dort keine LKWs fahren. Bei der ersten Brücke, die den Parkway quert, weiß man dann auch warum… Die sind so tief, dass man im PKW versucht den Kopf einzuziehen.
Unterwegs haben wir nochmal kurz angehalten, war schon eine lange Fahrt, und haben auf einem Baumarktparkplatz die Reste unseres gestrigen Abendessens als Picknick aus dem Kofferraum verzehrt.
Aber dann kamen wir nach Manhattan! Zumindest an den Straßenschilden konnte man das erkennen. Wir sind oben aus dem Norden ganz am Ende nach Manhattan eingefahren (so um die 254-ste Straße) und dann am Westrand einmal komplett runtergefahren, etwa bei Straße 220 kommt man auf die eigentliche Insel und dann bis zur 34-sten Straße. Wir hatten uns schon vorgestellt wie man nach Manhattan reinfährt, uns Frank Sinatra auf dem Navi-Tablet bei Youtube herausgesucht, um das dann laufen zu lassen, wenn die Wolkenkratzer vor einem auftauchen. Wenn schon mal in/auf Manhattan war, hat man da so eine Vorstellung, wie es aussehen sollte. Wenn man schon mal mit dem Auto da gewesen wäre, hätte man gewusst, dass es alles ganz anders ist. Man fährt am Hudson entlang durch einen Park. Und sieht nur grüne Bäume und nur ganz gelegentlich neben der Straße ein paar Wohngebäude. Hängebrücken. Einen Flugzeugträger. Aber keine so richtig hohen Hochhäuser.
Wir haben mehrfach die Musik gestartet, um ein Video von der Einfahrt nach New York aufzunehmen, immer wenn eine Kurve kam und wir dahinter „die Stadt“ vermuteten. Aber gesehen hat man wenig. Der Park endet erst in etwa auf Höhe der 60-sten Straße, das ist auf Höhe des südlichen Endes des Central Park. Vorher kann man sich nur an den Ausfahrten und den dortigen Straßennummern vorstellen, wo man sich ungefähr befindet. Aber hier haben wir dann doch endlich unsere Einfahrt nach New York filmen können.
Unser Hotel, das Pendry Manhattan West, ist in der 33-sten Straße, die aber eine Einbahnstraße Richtung Westen ist. Daher mussten wir erst mal in die 34-ste abbiegen und dann über die 9-te Avenue in die richtige Richtung zum Hotel fahren. Auf der Straße liegt auch das Empire State Building, das wir auf diese Weise schon bei der Anfahrt zu Gesicht bekommen haben. Und etwas, dass einem vermutlich nur in New York begegnet… Einen berittenen Polizisten, der mit Pferd mitten im dichten Verkehr unterwegs ist. Das Hotel war gut zu finden, der Valet-Service hat sich ums Auto gekümmert und wir haben zur Begrüßung erst mal einen Drink und zwei Flaschen Wasser bekommen. Wir wurden auf unser Zimmer geführt und mit den Eigenschaften des Zimmers vertraut gemacht.
Wichtigster Hinweis: Nichts aus der Minibar nehmen, nur um zu schauen. Alle Artikel, sowohl im Kühlschrank, wie auch auf dem Schrank, sind mit Drucksensoren ausgestattet, die die Entnahme von Getränken oder Knabbereien automatisch auf die Zimmerrechnung verbuchen. Eine so gigantisch ausgestattete Minibar haben wir noch nie erlebt. Große Auswahl an Getränken, viel Knabberkrimskrams und die Alkoholika sind nicht diese mickrigen 2cl/4cl-Fläschen, sondern Whiskeys, Vodka etc. sind 0,375 bis 0,5 Liter Flaschen. Die Preise sind auch entsprechend zum Teil dreistellig. Es gab zwei Flaschen stilles Wasser kostenlos.
Da wir hier drei Übernachtungen geplant hatten, können wir hier entspannt den Wäscheservice nutzen, ohne die Angst die Wäsche nicht rechtzeitig zurückzubekommen, wie gestern Nacht. Wenn es einen Tag länger dauern sollte, wäre das nicht so schlimm und so haben wir noch die Wäsche für die Wäscherei in den dafür vorgesehenen Beutel gepackt, um diese abholen zu lassen, um keinen Tag zu verlieren.
Die Sicht auf die Stadt war großartig von hier oben, New York mit seinen Wolkenkratzern. Nach einer kurzen Dusche ging es dann auch gleich zum Essen. Zum Glück war das nur zwei Blocks entfernt. Im Mercado Little Spain kamen wir erst mal an den Empfang des Restaurants, das sehr voll war und keinen freien Tisch mehr hatte. Als wir angegeben haben, wir hätten eine Reservierung, hat man uns eine Treppe nach unten in den Keller geschickt. Was wir nicht so genau im Kopf hatten war, dass das Restaurant zwei Ebenen mit unterschiedlichen Speisen hat. Oben gab ein ein „American-all-day“-Restaurant. Aber wir wollten ja in das mit dem spanischen Essen und das war eben eine Ebene tiefer.
Das Restaurant La Barra war mitten in eine Art Markt hineingebaut. Außenherum gab es viele Stände, die spanische Lebensmittel, Wurst, Schinken, Fisch etc. verkauft haben. Allerdings um diese Uhrzeit war der Markt dann doch schon geschlossen. Im Restaurant gab es eine große Auswahl an Wein und Tapas, aus denen wir uns unser Abendessen zusammengestellt haben. Es war brechend voll und man saß dicht gedrängt an der Bar. Ein Glück für uns, weil man von hier aus einen perfekten Blick in die Küche und auf die Zubereitung der warmen Gerichte hatte. Für Gruppen und Familien gab es auch Tische. Einer war ein mit Glasplatte ausgestatteter Kicker. Wenn es mal wieder etwas länger dauert? Aber Service und Küche waren sehr fix und das Essen wirklich empfehlenswert.
Gut gesättigt haben wir uns auf den Rückweg gemacht. Auf dem Hinweg sind wir google gefolgt und über die Straßen zum Restaurant gelaufen. Jetzt in der Nacht bemerkten wir eine Treppe und eine eiserne Brücke, die hübsch beleuchtet war, und auf der man grüne Sträucher erkennen konnte. Neugierig haben wir die Treppe erklommen und fanden uns auf einer grün bewachsenen, mit einem reinen Gehweg und vielen Bänken ausgestatteten U-Bahn-Brücke wieder. Eine Tafel hat uns darüber aufgeklärt, dass das Gebiet Hudson Yards, zu dem auch unser Hotel gehört, früher ein hässlicher Abstell- und Abladeplatz der New Yorker Metro war und dort die alten und kaputten U-Bahn-Züge abgestellt wurden, damit sie in Ruhe vergammeln können. Dieses Gebiet wurde geräumt, es wurde dort in den letzten zwei, drei Jahren begonnen ein komplett neues Stadtgebiet zu bauen, mit Kaffees, Restaurants, Hotels, Firmengebäuden, renovierten Wohnungen und viel Platz für Fußgänger, sowie dem Herzstück The Vessel. So wurden die alten U-Bahntrassen stillgelegt und zu Fußwegen oberhalb der Straßen ausgebaut, genannt The High Line, die auch an die neu geschaffenen Fußgängerzonen angeschlossen waren. So konnten wir von dem Restaurant ohne Autos, ohne Lärm und ohne eine Straße überqueren zu müssen, bis zur Plaza hinter unserem Hotel laufen.
Und so konnten wir gut gesättigt und zufrieden ins Bett sinken.
Montag, 27.6.2022
Nach dem Aufstehen und Fertigmachen für den Tag (diesmal brauchts mal was für schlechteres Wetter), haben wir zunächst vergessen, einen Regenschirm mitzunehmen. Das fällt einem aber auch erst später auf, wenn man ihn braucht. Aber nach den ganzen heißen Tagen im Süden war es mit ca. 20-24°C wieder einmal angenehm kühl. Außerdem fehlt uns ja immer noch eine Tasche und auf Grund der geringen Menge an Hosen, haben wir noch zwei für die Wäscherei an der Rezeption abgegeben (morgens abgegeben bis abends zurück, hieß es).
Zunächst hatten wir uns das Frühstück im Hotel angeschaut, das nicht mit im Zimmerpreis enthalten war. Wir hätten hier gefrühstückt, weil es einfach und schnell gewesen wäre. Aber das Frühstücksbuffet war weder umfangreich noch irgendwie ansprechend, es sah wieder nach „wirf einfach alles weg, was du benutzt hast“ aus und außerdem war es dort voll, eng und fürchterlich laut. Wir haben uns dann für einen kleinen Kaffeeladen entschieden, der ums Eck vom Hotel war und den wir gestern Abend auf dem Weg zum Essen gesehen hatten, namens Speckled Ax. Auf dem Weg sind wir noch beim Valet-Service vorbei, um unser Auto bringen zu lassen. Eigentlich sollte man eine SMS schicken. War gut gemacht, man konnte einen QR-Barcode auf dem Abholschein scannen, damit ging die SMS-App auf mit Nummer und zu sendendem Text. Nur hat das Senden der SMS von einem deutschen Smartphone aus nicht funktioniert. Also zu Fuß und mündlich, geht aber auch. Im Kaffeeladen gab es dann einfach Cream Cheese-Bagel mit Kaffee bzw. Chai-Latte. Hier war wenigstens nur der Papp-Kaffeebecher zum Wegwerfen, die Bagel kamen klassisch auf Porzellantellern.
Beim Frühstück hatten wir versucht herauszufinden, wo es Hummer gibt an der Küste und wer an einem Montag vielleicht auf hat… Nicht so einfach. Aber irgendeiner wird hoffentlich auf haben auf unserer Liste. Wir haben unser Auto geschnappt und den entferntesten Ort eingegeben. Wir wollten uns so in etwa leiten lassen und schauen, wo wir vielleicht mal spontan in Richtung Ozean abbiegen. Laut Bild auf dem Navi waren wir immer nahe der Küste… Nur hier steht so viel Wald, dass man das Wasser einfach nicht sieht.
Auf dem Weg haben wir dann noch Caches geschaut und zunächst einen Virtual gefunden, mit einem außergewöhnlichen Objekt, dessen Name man herausfinden sollte. Außerdem gab es da noch einen Tradi. Als wir dort hinkamen, hat sich das Gebäude als Firmensitz von DeLorme (seit 2016 Garmin) herausgestellt, die topographische Karten von den USA erstellen. Das Firmengebäude beinhaltet den größten, sich drehenden Globus der Erde (Maßstab 1:1.000.000), genannt „Eartha„. Den Globus kann man von zwei Ebenen im Gebäude aus betrachten. Öffentlich. Für alle Besucher. Tipp für Cacher: Auf der Eingangsebene gibt es eine Sammlung von über 100 Geocoins zu bestaunen. Mit ausgelegter Liste der Trackingnummern zum Discovern! Wir haben uns reichlich Zeit gelassen mit dem Anschauen des Globus, haben die obere Ebene besucht und uns hingesetzt, um dem Globus beim Drehen zuzuschauen… Also jetzt nicht weil wir die Zeit gehabt hätten, aber es hatte angefangen zu schütten, wie aus Kübeln, und wir hatten ja leider vergessen einen Regenschirm aus dem Hotel mitzunehmen.
Der nächste Stopp war gleich wieder ein Tradi und ein Virtual recht nah beieinander mit Parkplatz in einem der nächsten Orte, durch die wir fahren werden. Der Virtual handelte von dem legendären „L.L.Bean“-Stiefel. Ja genau, keine Ahnung was das sein sollte, aber Cachen bildet und man kann sich das Ding ja mal ansehen. Was auch immer das sein soll und warum der so berühmt ist…
Also Parkplatz gefunden und auch erst mal den Tradi in der Nähe des Parkplatz gesucht und geloggt. Dann sind wir auf die Suche nach dem L.L.Bean-Dingsbums gegangen und haben dann eine überdimensionale Skulptur gefunden, die einem beigen Stiefel mit Gummisohle (das besondere ist wohl, dass die Gummisohle an den Seiten hochgezogen ist, so dass er wasserdicht sein soll, auch „Maine Hunting Shoe“ genannt) ähnlich sah, gefunden. Als wir da so standen, um die gestellten Fragen zu beantworten (Anzahl Stiche in der Naht etc.) fing es schon wieder an zu schütten. Was tun? Also haben wir uns gedacht, schauen wir uns doch die Schuhe mal an im Laden, da ist es zumindest trocken.
Im Eingangsbereich standen zwei Angestellte, die alle hereinkommenden Kunden begrüßt haben. Wir haben uns die Stiefel mal in echt angeschaut. Aber keine gekauft, so schön sind die dann doch nicht. L.L.Bean ist ein Geschäft für Outdoor-Aktivitäten, Jagen, Angeln, Campen, Wandern, Kajak, Klettern und so weiter, mit viel Bekleidung von der Eigenmarke. Da immer noch die eine Reisetasche fehlt, falls wir das noch nicht erwähnt haben und es immer noch geregnet hat, haben wir uns mal so angeschaut, was die so anbieten. Und einiges noch eingekauft, wenn man schon mal da ist und die Sachen gerade in der richtigen Größe vorhanden sind. Ein sehr schöner und aufgeräumter Laden, mit vielen netten Mitarbeitern. Auf dem Weg nach draußen wurde man im Eingangsbereich von den zwei dort postierten Mitarbeitern auch wieder verabschiedet. In Sachen Kundenbindung und Freundlichkeit können sich die Deutschen dort echt mal was abschauen.
Weiter ging die Reise auf Highway No. 1. Unterwegs ist uns eine Gruppe von neugebauten, bunten Holzhäusern aufgefallen, die auf einem Schild mit einem Laden für Maine-Produkte und mit einer Probierstube geworben haben. Vielleicht kommen wir ja auf dem Rückweg hier wieder vorbei (so viele Highways zur Auswahl gibt es auch nicht). Das hat sich zumindest mal interessant angehört.
Irgendwann wollten wir endlich mal ans Wasser. Also haben wir uns einen Cache am Ende einer der vielen Halbinseln ausgesucht, mit der Hoffnung auf Hummerbrötchen und sind einfach mal vom Highway abgebogen und durch die Landschaft gefahren. Zunächst haben wir eine Hummerskulptur am Wegesrand gefunden. Mit Cache-Dose im Maul. Kann man nicht essen, aber immerhin ein hübscher Hummer für den Blogtitel.
Und da war er dann plötzlich! Ohne Vorwarnung, ohne Hinweis im Internet, die Holzhütte am Wasser mit Hummer! In Wiscassett. Sprague’s Lobster. Wir haben sofort einen Stopp eingelegt, leider war der erste Parkplatz aber voll. Aber es gab noch weiter hinten am Wasser entlang, einen zweiten Platz auf dem ein Schild stand, man dürfe hier parken, wird aber gebeten als Gebühr zwei Dollar in den Briefkasten zu werfen. Dass das funktioniert und keiner den Briefkasten (so ein gewöhnlicher Metallbriefkasten wie bei uns an den Häusern mit Einwurfschlitz oben) klaut? Aber auch die anderen, die wir haben parken sehen, haben ganz selbstverständlich ihre zwei Dollar eingeworfen.
Es gab die von uns gesuchten Lobster-Rolls aber man konnte auch ganze Hummer, frisch gekocht, bekommen. Die Lobster-Rolls sind hier übrigens ein getoastetes Brötchen mit flüssiger Butter und kaltem Hummer. Wir haben uns für eine Clam Chowder (Tagessuppe) und zwei Lobster Rolls entschieden. Nur Barzahlung versteht sich… Vor dem Verkaufsstand gab es praktischerweise aber auch einen Geldautomaten, für den Fall, dass man nicht genug Bargeld dabeihaben sollte. Die Clam Chowder war großartig. Nicht oder nur leicht mit Mehlschwitze gebunden und einen sehr tiefen, intensiven Geschmack. Dazu gab es auch wieder die „Oyster Cracker„, wie auch schon gestern Abend. Die bekommt man immer zu einer „Chowder“ dazu. Und es scheint nur diese eine Marke zu geben. Als Nachspeise haben wir uns dann noch ein Eis gegönnt. Dieses hätte kalorientechnisch auch locker für zwei Personen als Hauptnahrung gereicht. Wir hatten uns für die Sorten Moose-Tracks (Elch-Spuren, Vanille mit Erdnussbutter-Schoko-Stücken und „Fudge“ so einer Art Weichkaramell) und Deer-Tracks (Hirsch-Spuren, Espresso-Eiscreme mit „Heath Bar„, das ist ein Toffee-Riegel mit Mandel und Schokolade und auch diesem „Fudge„) entschieden.
Wir waren so mit dem guten Essen abgelenkt, dass wir vergessen haben nach weiteren Caches zu schauen. Wir sind dann weiter an die Spitze der Halbinsel nach Boothbay Harbour, haben einen schönen Wanderweg ein Stück begangen und mussten uns dabei an ein paar Leuten vorbeiquetschen, die den Weg mit Stativen, großen Ferngläsern und Fotoapparaten zugestellt haben. Das Wetter war immer noch nicht besser und nach ein paar Fotos sind wir wieder zum Auto zurückgekehrt und ein Stückchen weitergefahren. Nicht weit weg gab es noch eine Cachedose, gegenüber einer Kirche. Diese haben wir schnell gefunden, zum Glück, denn es begann mal wieder zu regnen. Als wir auf dem Rückweg wieder in die Nähe der Hummerbude gekommen sind, ist uns aufgefallen, dass wir total vergessen hatten zu schauen, ob es nicht einen Cache in der Nähe gegeben hätte… Wir mussten feststellen, dass wir fast drauf gesessen haben! Also noch einmal kurz angehalten und uns schnell in die Dose eingetragen. Wäre sonst ja doch ein wenig peinlich gewesen.
Da das Wetter nicht besserwerden wollte und es inzwischen schon gegen Abend hin ging, haben wir beschlossen nicht weiterzufahren, sondern uns zurück in Richtung Portland zu orientieren. Und zu schauen, ob dieser „All Maine Product Tasting“-Markt, den wir auf dem Hinweg gesehen hatten, vielleicht (noch) offen hat.
Das Maine Tasting Center war nicht schwer zu finden auf dem Rückweg und hatte tatsächlich offen. Wir waren uns zunächst nicht sicher. Kein Auto auf dem Parkplatz, keine Leute, aber im Eingang zum Verkaufsraum konnten wir Licht entdecken.
Also sind wir hineingegangen und sind auf drei sehr freundliche Damen getroffen, die hier Dienst taten, Snacks zubereiten konnten und uns alles Mögliche über die Produkte aus Maine erzählen konnten. Wir haben uns umgesehen, haben zwei Weine aus Maine probiert (wenn wir auch auf der ganzen Reise bisher keinen Weinstock gesehen haben) und uns dann entschieden, hier von den Snacks ein paar Dinge, die sich interessant anhörten, zum Mitnehmen zu kaufen und dann als Abendessen im Hotel zu genießen. Zum Zimmer gehörte noch eine Flasche Sekt inkl. Sektkühler mit Eis, die sie uns, während wir gestern Essen waren, auf das Zimmer gestellt hatten. Trinken konnten wir die nicht mehr gestern in der Nacht. Also hatten wir die Flasche in die Minibar gelegt zum Kühlen und das Schmelzwasser entsorgt. Die Flasche sollte weiterhin kalt sein, Eis für den Kühler bekommt man in den USA auf jedem Stockwerk.
Wir haben uns für die geräucherte Fisch-Platte zum Mitnehmen entschieden und eine zweite Box aus den übrigen Snacks (Wurst/Käse/Hummus etc.) zusammengestellt. Während wir auf die Zubereitung gewartet haben, haben wir uns noch ein wenig im Shop umgesehen, ein, zwei Mitbringsel gefunden und dann wurde uns noch ein „Ahornsirup-Wein“ angeboten. Sehr interessantes Geschmackserlebnis, trocken, karamellig, vanillig (nein es war ein Laden für Essen nicht für Adjektive). Von dem Wein haben wir uns auch noch eine Flasche für zu Hause eingepackt. Mit unseren Schachteln im Gepäck sind wir dann wieder zurück zum Hotel gefahren.
Eine kleine Runde durch Portland, vorbei an ein paar Caches, haben wir auch noch gedreht. Angesichts des Wetters wurde die Runde aber sehr bequem mit dem Auto absolviert.
Der erste Blick zurück auf dem Zimmer galt der Wäsche, die wir zum Waschen gegeben hatten. Natürlich nicht da. Ein Anruf bei der Rezeption brachte dann die Erkenntnis: Die Wäsche ist (noch) nicht da. Nach dem Drama mit dem verlorenen Gepäck kam dann langsam Panik auf. Die Rezeption meinte, die Wäscherei kommt manchmal später. Wir sollten später noch mal fragen. Also erst mal zum Eisautomaten und versucht Eis zu holen für den Sektkübel. Der erste Versuch ging dann gleich mal daneben, es kam nur kaltes Wasser raus. Komisches Gerät in den USA, wo die Amerikaner sonst in allen Hotelfluren mit Eiswürfelbehältern herumlaufen. Neues Hotel, nagelneuer High-Tech Eis- und Wasserspender. Hatten wir auch noch nicht gesehen. Bis jetzt hatten wir nur reine Eiswürfelautomaten die Eis gespuckt haben. Nach kurzem Betrachten des Geräts haben wir das Auswahlmenü gefunden: kaltes Wasser, Wasser + Eiswürfel und Eiswürfel pur. Will man aus so einem Automaten wirklich Wasser trinken? In fast jedem Reiseführer wird vor den Kisten als Bakterienschleudern gewarnt. Egal, ist ja nur zum Kühlen. Jetzt mit Eiswürfeln kann es ans Essen gehen.
Wir haben unser Essen ausgepackt, das wirklich liebevoll angerichtet war. Und mit allem, was man braucht. Also neben Brot und Kräckern auch Besteck und Servietten. Okay zwar alles in Einweg, aber der Karton und der Rest war kompostierbar, inkl. dem Besteck. Das bekommt man auch bei uns zu Hause nur sehr selten. Wir haben den Fisch vorsichtshalber aufgegessen und vom Rest probiert und beschlossen, diesen für die Fahrt morgen als Picknick mitzunehmen.
Nach dem Essen sind wir noch an die Hotelbar… Zum einen wegen der Bar und zum anderen, um an der Rezeption noch mal nach der Wäsche zu fragen. Aber erst mal einen Drink an der Bar. Also mehr so zwei Drinks… Heute war der Barmann wieder da und die Drinks waren sehr gut und harmonisch. So kurz nach 22 Uhr dachten wir dann, wir sollten schlafen gehen und könnten die Sachen von der Wäscherei dann gleich mitnehmen. Waren aber immer noch da… Die kommen manchmal etwas später erst zum Abgeben der Sachen… Später. Nach 22 Uhr… Wir haben begonnen zu überlegen, was wir machen können. Morgen auf dem Weg direkt bei der Wäscherei vorbeifahren (die Adressen könnte uns erst der Manager morgen früh sagen)? Die gerade gekauften Sachen zurückzulassen wäre jetzt keine gute Option gewesen.
Und so sind wir erst mal ins Bett gegangen in der Hoffnung, dass die Wäscheauslieferung einfach nur etwas später kommt.
Sonntag, 26.6.2022
Vor dem Frühstück haben wir schon mal unsere Sachen ins Auto geräumt, um später schneller loszukommen. Gestern Abend haben wir den Cache am Hotel nicht mehr machen wollen und so haben wir noch schnell eine Dose gesucht zum Appetitanregen, die auch gleich gefunden war.
Das Frühstück war… merkwürdig? Für uns als Europäer, die lange nicht mehr in den USA waren zumindest. Dass eine große Gruppe den ganzen Frühstückraum belagert hat, kann ja vorkommen. Im Laufe der Zeit haben wir herausbekommen, die waren alle auf einer „Italienischen Hochzeit“ zu Gast, „mit tollem Essen etc.“. Die hatten sich viel zu erzählen, waren da als wir den Frühstücksbereich betreten hatten und auch noch als wir fertig waren. Das mit dem „merkwürdig“ ist, dass das Frühstück schon gut war. Es gab unheimlich viel, Rührei, Würstchen, Kartoffeln, Waffeln zum Selberbacken, drei Sorten Kaffee (hell, dunkel, entkoffeiniert), 3 Sorten Saft, Kaffeegeschmacksirgendwas (Coffee Mate) u.v.m., aber es gab nur: Pappteller, Plastikbesteck, Pappbecher, Plastikbecher für die Säfte… Also anstatt das Geschirr abzuräumen, wirft man einfach alles in den Müll. Gewöhnungsbedürftig. Aber wie gesagt, Auswahl und Geschmack des Frühstücks waren sehr gut.
Wir haben uns dann die Wegstrecke zu unserem nächsten Ziel Portland, Maine, angeschaut. Ein paar Caches, die einfach „witzig“ gewesen wären, lagen jetzt nicht direkt auf der Route, sondern mit 2h Umweg etwas abseits. Da wir aber davon ausgegangen sind, dass wir genug Zeit hatten, haben wir die Strecke mit Umweg gewählt.
Mit „witzig“ sind hier die Caches und Orte gemeint, die uns an daheim erinnern. So wollten wir unbedingt den Ort „New Paltz“ (man beachte die korrekte „pälzische“ Schreibweise) und den dortigen Cache „Die Pfalz“ besuchen. Dieser Cache führte uns zunächst an die „Älteste Straße von Amerika“, die Huguenot Street im bereits 1686 gegründeten New Paltz. Vermutlich weiß keiner, ob das mit der ältesten Straße stimmt oder nicht, aber zumindest wird sie oft so genannt. Die Straße ist inzwischen für den Autoverkehr abgesperrt und so kann man dort entspannt entlanglaufen und sich die uralten Gebäude anschauen, die Ende des 17., Anfang des 18. Jahrhunderts entstanden sind. Die Häuser wurde 1935(!) mit gusseisernen Tafeln versehen, unter anderen mit Baudatum, Erbauer und interessanten Details (Keller, runde Fenster…) der Gebäude. Weil wir mit dem Cache ein paar Probleme hatten, haben wir uns in einem Museum/Souvenirshop die Antwort besorgt. Sehr freundlich dort. Wir wurden von einem Herrn zusätzlich mit ein paar weiteren Erklärungen zum Ort versorgt und dem Angebot, wenn wir den in der Nähe liegenden Tradi nicht finden sollten, wir könnten ihn fragen, er weiß wo dieser zu finden ist. (Wir haben ihn selbst finden können, nur um es schnell noch zu erwähnen).
Nach dem Spaziergang auf der Huguenot Street haben wir noch einen Abstecher zur Universität in New Paltz unternommen. Zum Glück war Sonntag und alle Parkplätze leer, so dass wir in der Nähe des nächsten Caches parken konnten.
Weiter ging die Fahrt mit einem kurzen Tankstopp und ein paar Getränken einer großen Kaffeekette, die nebenan einen Drive Thru betreibt. Das war eigentlich sowas wie eine Autobahnraststätte, aber in Form unserer Autohöfe, also Tankstelle mit umgebender Fastfood Gastronomie in eigenen Gebäuden. Die Spritpreise sind auch in den USA sehr stark angestiegen. Auch wenn der Preis für Normal-Benzin (E10) nur bei ca. 1,30 EUR/Liter liegt. Die amerikanische Regierung hatte wohl schon Pläne, für 3 Monate die Steuer auf Benzin zu streichen (wie bei uns). Nur das man nicht 30ct/Liter nachlassen kann wie bei uns, da die Steuer gerade mal $0,13 (1 Gallone ~ 3,785 Liter, ergibt ca. 0,03-0,034 EUR/Liter) beträgt.
Natürlich durfte auf dem Weg auch ein schneller Stop mit Cache im „Granite State“ New Hampshire nicht fehlen. Ganz praktisch gab es kurz hinter der Staatengrenze einen Rastplatz mit Tourist-Info und einem Tradi. Unser achter Bundesstaat in den USA, in dem wir einen Cache gefunden haben. Langsam wurde es später Nachmittag und die Rückreisewelle aus Maine in Richtung New York setzte ein, mit Staus und vollen Autobahnen auf der Gegenseite. Zum Glück waren wir in Richtung Norden unterwegs und hatten eine entspannte Verkehrssituation auf dem gesamten Weg.
Angekommen in Portland sind wir nicht zum Hotel, sondern erst einmal zum Fort Williams Park gefahren. Dort lag noch ein Cache, der uns für die Sammlung sehr alter Caches (GC128) noch gefehlt hat. Außerdem soll es morgen regnen und Park mit Meer und Leuchtturm ist einfach schöner bei Sonnenschein. Hier sind wir auch gleich am ersten Hummer-Imbiss, genannt Lobster Shacks, vorbeigekommen. Also soll heißen gefahren, da wir auf jedem Fall im Hellen den Cache suchen gehen wollten und ein anderer Parkplatz näher an dem Wald mit der Dose lag. Hummer kann es ja noch auf dem Rückweg geben. Die Challenge „Parkautomat“ konnten wir dann auch zum Glück meistern. Hier muss man beim Kaufen seines Parkscheines das Nummernschild vom Auto angeben UND den Parkzettel hinter die Windschutzscheibe legen. Damit ist eine Weitergabe eines für eine zu lange Parkzeit gekauften Parkscheines an eine nachfolgende Person ausgeschlossen. Raffiniert.
So sind wir losgezogen die Dose zu suchen und haben diese auch gut finden können. In der Dose befand sich noch ein Travelbug (für die Nichtcacher: ein TB, ein beliebiger Gegenstand, wie z.B. ein Spielzeugauto, ein kleiner Spielzeugdrache, wie wir ihn in China dabei hatten, Bowlingkugel, Mistgabel, Auto, also irgendwas, an dem eine kleine Metallplakette hängt mit einem eindeutigen Code darauf, mit dem man im Internet loggen kann, wo man den „TB“ gesehen hat oder was man mit ihm gemacht hat), eine Quietsche-Ente mit Kochmütze und Kochutensilien. Der „Iron-Chef“ (engl. Chef = dt. Koch). Die Frage ist immer, was hätte der Eigentümer des TB denn gerne… Wo soll der TB hin, was soll man damit machen? Ganz klar: Wir hatten Mobiltelefonempfang bis genau zum Eingang von dem kleinen Wäldchen, dann nicht mehr. Somit konnten wir im Internet jetzt nicht nachschauen. Da lassen, auf gut Glück mitnehmen und ggf. nicht das machen können, was der TB möchte, raus gehen, im Internet nachschauen, wieder zurückkommen = wir haben uns dann entschlossen den Chef einfach mitzunehmen, der passt irgendwie zu uns und wenn wir ihn nur eine Dose weiter wieder ablegen. Außerhalb des Wäldchens konnten wir dann schauen. Also der TB stammt aus Texas und war natürlich schon in Deutschland. Aber er möchte gut Essen und in Pennsylvania war er auch noch nicht. Gut, passt, Glück gehabt.
Weniger Glück hatten wir dann auf dem Rückweg zum Parkplatz. Wir sind extra einen etwas größeren Bogen gelaufen, um an dem Hummerimbiss vorbeizukommen. Der hatte gerade 10 Minuten zuvor geschlossen. Also erst mal kein Hummer. Wie wir in Erfahrung bringen konnten, macht er aber am Montag zwischen 11:00 und 18:00 wieder auf. Man hat dann so ein Bild vor Augen: hier zu spät und am Montag haben dann alle Hummerverkäufer Ruhetag. Aber so wussten wir, hier haben wir eine Alternative, wenn es hart auf hart kommt.
Jetzt also nicht gestärkt sind wir noch bis vor zum Leuchtturm gelaufen und haben und ein wenig das Meer im abendlichen Licht angesehen. Ist der Atlantic. Die Sonne geht also hinter einem unter. Spektakuläre Sonnenuntergänge über dem Meer hat es hier leider nicht und die Sonnenaufgänge sind eindeutig zu früh um diese Jahreszeit. War aber trotzdem sehr schön hier. „Ruhig“ würde ich jetzt nicht behaupten, es waren schon sehr viele Leute am Sonntagabend unterwegs.
Dank Navi haben wir unser Hotel, das AC Hotel Portland Downtown Waterfront gut gefunden und auch erst mal eine heute kostenfreie Parklücke direkt vor dem, was wir dachten, es wäre der Eingang. Die Tür war zu und ein Gast hat uns die Tür, die wie sich herausstellte zur Bar gehörte, von innen dankenswerter Weise geöffnet. Beim Einchecken haben wir uns dann den Weg erklären lassen, wie man einmal um das Hotel herumfährt, in einen Innenhof abbiegt und da ist dann auch der Parkservice und der eigentliche Eingang zu finden. Die nette Dame von der Rezeption hat uns dann auch noch ein Restaurant für Hummer empfohlen. Vielleicht kommen wir ja doch noch zu unserem Hummerbrötchen? Hotel und damit die Zimmer waren sehr neu und modern. Ganz hübsch hier. Die Minibar war „mager“ ausgestattet mit zwei kleinen (~150ml) Flaschen Wasser. dafür gab es bei der Rezeption einen Bereich, wie ein kleiner Supermarkt, in dem man Knabbereien und Getränke kaufen konnte.
Nach einem kurzen Besuch auf dem Zimmer und dem Wechseln der verschwitzten Kleidung, sind wir auf die Suche nach dem empfohlenen Restaurant gegangen. Dank google-Maps haben wir es dann auch recht sicher gefunden. Das Restaurant Luke’s Lobster am Portland Pier liegt im Hafen ganz vorne am Wasser auf einer Mole. Diese sind hier zahlreich, recht lang und haben keine Verbindung untereinander, außer ganz an Land über die dortige Straße. Wenn man falsch abbiegen sollte, muss man den ganzen Weg zurücklaufen, um auf die Nachbarmole zu gelangen. Aber zum Glück hatten wir mit dem ersten Treffer die richtige erwischt. Es gab auch noch Tische drinnen und draußen. Wir haben uns für draußen entschieden und haben einen Tisch erhalten, der sich etwas erhöht auf einer Veranda befand mit gutem Blick auf die übrigen Tische, die sich etwas weiter unten auf einer Holzplattform befanden.
Hier gab es auch die von uns gesuchten „Lobster Rolls“, also den Hummer in einer Art Hotdog-Brötchen. Wo es die Besten gibt? da gibt es so viele Meinungen wie Gefragte 🙂 Wir haben uns als Vorspeise für eine New England Clam Chowder (wenn man schon mal wirklich in Neuengland ist) und einen Salat mit knusprigen Hühnchenstücken (Popcorn-Chicken, hatten viele geschrieben, die wären gut) entschieden und anschließend für eine Lobster-Roll mit würziger Mayonnaise und einem Probierset bestehend aus jeweils einer halben Portion mit Garnelenbrötchen, Krabbenbrötchen (Krabben meint hier nicht die kleinen Nordseekrabben, sondern die Krebse, wie Taschenkrebs oder Königskrabbe) und einer klassischen Lobster-Roll. Also der Hummer war der beste und die etwas würzigere Mayonnaise macht sich auch gut zum Hummer. Ansonsten waren die Brötchen mit reichlich flüssiger, gesalzener Butter getränkt. Da wird man ganz schön satt von.
Während wir so auf unserer erhöhten Veranda saßen, konnten wir die Möwen beobachten, die am Rande der Tische etwas weiter unten saßen und sich das Treiben im Restaurant angeschaut haben. Die saßen dort eigentlich ganz friedlich herum, bis an einem Tisch die Mutter aufgestanden und weggegangen ist und der Vater mit den Kindern alleine zurückblieb. Da ist in einem Moment, in dem der Vater gerade abgelenkt war, eine Möwe blitzartig durchgestartet und hat sich die Hummerkarkasse vom Teller geschnappt und ist nebenan auf einem Steg damit gelandet, um diese zu zerlegen und die Reste herauszufressen. Dann hatten wir Unterhaltung am Abend durch die ganzen Möwen und haben uns zum Nachtisch noch einen Cocktail genehmigt.
Auf dem Rückweg zum Hotel gab es noch einen schnellen Cache am Fährterminal. Empfohlen wird der Cache vor allem nachts. Das liegt vermutlich zum einen daran, dass dann kaum bis keine Menschen herumlaufen, keine Kreuzfahrtschiffe da sind und ganz sicher an einer Schmalspurbahn, die hier als Sehenswürdigkeit aufgestellt wurde. Die Wagen sind alle innen und außen beleuchtet und toll renoviert. Als Fotomotiv in der Nacht sehr zu empfehlen.
Jetzt war es schon recht spät und wir haben nur noch einen schnellen Absacker an der Hotelbar genommen und uns direkt ins Bett begeben, schließlich wollten wir uns ja morgen noch ein wenig Maine anschauen.
Samstag, 25.6.2022
Wir sind sehr früh aufgestanden, um unsere drei Sachen (um auf „sieben“ zu kommen, müssten wir erst mal mehr einkaufen gehen) zu packen. Das Frühstück begann erst um 7:30 Uhr, so dass wir alles fertig machen konnten, um dann nur noch das Auto zu beladen und zum Flughafen zu fahren. Laut Google eine Fahrt von ca. 20 min zzgl. tanken.
Eigentlich wollte Stefan die Shrimps and Grits nehmen, aber es gab heute als Special eine Lauch-Tarte. Die musste natürlich probiert werden (hätte ein wenig mehr Salz vertragen, aber ansonsten sehr gut) und Katja hatte das Oatmeal (sowas wie Haferbrei) mit Früchten. Letzteres gab es erstaunlicher Weise ohne Speck, der sonst an allen Frühstücken nicht fehlen durfte, die ohne ja sogar vegetarisch gewesen wären. Und es gab die üblichen süßen Teilchen, Obst, Saft und jede Menge Kaffee.
Auch hier war das Auschecken aus dem Hotel amerikanisch schnell… (Die bekannte Kreditkartennummer? Ja. Rechnung als Email? Ja bitte. Und schon fertig). Dann nur noch das Auto beladen und ab zum Flughafen von Charleston (CHS). Also mit kleinem Umweg, um noch eine Dose auf dem Weg zu suchen.
Während das Zurückgeben von Mietwagen in Deutschland schon mal Stress sein kann, weil der/die Angestellte von der Vermietfirma 3x ums Auto läuft um jeden noch so unbedeutenden Kratzer einem vorzuhalten (trotz Vollkasko), fährt man in Charleston einfach den Schildern zur Mietwagenrückgabe hinterher, bis man seinen Vermieter findet, muss sich dann trauen über so einen Stachelbalken zu fahren, der die Autoreifen zerschneidet, wenn man in die falsche Richtung drüberfährt und weiß erst mal nicht wohin… man sieht fünf Reihen mit einer Menge Autos, die auf drei(!) markierten Abgabespuren dicht an dicht stehen, so dass man nicht mal mehr die Türen aufmachen kann. Aber dann kam ein junger Herr, der uns eingewunken hat, damit unser Auto auch nur wenige Zentimeter von den anderen entfernt steht und dann wieder verschwand. Wir haben unsere Sachen aus dem Auto geholt, den Schlüssel auf den Fahrersitz gelegt und sind halt gegangen. War weit und breit keiner mehr zu sehen. Hat aber funktioniert.
Wir waren zeitlich so unterwegs, dass wir nach Abgeben der Koffer und der Sicherheitskontrolle (also in Deutschland machen die den vollen Stress mit Sprengstofftest und alles Ausräumen etc., wenn man in die USA fliegt… Die TSA ist da recht lasch. Das einzig wichtige ist, dass man die Schuhe auszieht und mit aufs Band legt) gemütlich zum Gate schlendern konnten, um dann auch nicht lange auf das Einsteigen zu warten. Und das war noch das Spannendste.
Während man in Europa normal schon vor dem Weg zum Flughafen darüber informiert wird, dass der Flug wegen Corona-Personalmangel ausfällt, lassen die Amerikaner die Passagiere wohl einchecken, Koffer abgeben, ans Gate gehen und sagen dann erst wenn alle da sind, dass der Flug nicht geht. Obwohl sie das schon lange vorher wissen. Da hat wohl auch schon der President Biden die Fluggesellschaften dazu aufgerufen, sie mögen das doch bitte den Fluggästen rechtzeitig mitteilen. Aber unser Flug war nicht davon betroffen und die Abflugzeit kam und das Einsteigen begann pünktlich. Auch wenn es nur vom Süden (nicht mal von Florida) nach New York geht, hat man schnell mal 2h Flugzeit zusammen. Im Vergleich: München – Hamburg sind ca. 1:30h).
Der Flug ist überpünktlich in Newark (EWR) gelandet und wir haben unser Gepäck bekommen. Uff. Dann mussten wir die Mietwagenstation suchen. Manchmal haben in den USA die Mietwagenfirmen einen Platz außerhalb des Flughafens und Shuttle-Busse. Hier sind die Vermieter Ende letzten Jahres in ein neues Parkhaus gezogen, welches mittels einem Skytrain an die Flughafenterminals angeschlossen ist. Das Ding ist komisch und alt… Wir sind irgendwo mit eingestiegen, wie man das vom einem Zug gewohnt ist. Erst mal rein, dann schauen und Platz suchen. Hier hatte aber jede Tür ein eigens Abteil mit Wänden, so dass man nicht durch den Wagen laufen konnte. Erinnert an die alten Züge im Museum, bei denen auch kein Gang existierte, sondern jedes Abteil eine eigene Tür zum Bahnsteig hatte. Aber zumindest fahren die Züge oft und man kommt schnell zum Parkhaus. Unsere Verleihfirma war direkt am Ausgang der Bahnstation platziert, so dass man nicht lange suchen musste.
Wir mussten ein wenig warten, da Andrang herrschte und anscheinend auch viele direkt dorthin gehen, um nach einem Wagen zu fragen, ohne Reservierung. Als wir an der Reihe waren, ging es zunächst schnell. Es war alles vorgebucht, Auto, notwendige Versicherungen, Navi (mal sehen, ob es diesmal eines gibt) und Straßenmaut-Flatrate (ab einer Woche Anmietung kriegt man Rabatt, New York kann teuer werden). Damit gab es fast nichts, was sie einem noch zusätzlich hätten verkaufen können („Möchten Sie eine Krankenversicherung für sich selbst?“ Nein.). Bisher alles ganz schnell. Dann kam das Navi… Das erste war leer. Das zweite wollte die Vertragsnummer nicht annehmen, mit dem man es frei schaltet, irgendwann hat die Dame hinter dem Schalter eines gefunden, das sie aktivieren konnte und wir bekamen eine Umhängetasche mit einem Samsung-Tablet, Ladegerät, Ladekabel, Zigarettenanzünderadapter auf USB und irgendeiner Halterung, von der wir erst mal rausfinden mussten, dass man die in die Lüftungsschlitze einhängt und per Magnet das Tablet draufklebt. Navigation ist dann einfach Google-Maps. Aber auf Englisch… Die wusste wenigstens wie man die Straßen und Orte ausspricht, im Gegensatz zu unserem Mobiltelefon, mit seinen „Interschdääds“. Nachdem wir Florida aus Zeitgründen auslassen mussten und weiter im Norden gestartet sind, war unser Mietwagen wenigstens aus Florida. Damit sahen wir wenigstens auch auf der Straße aus, wie Touristen, die sich hier nicht auskennen.
Den ersten alten Cache (Stichwort Jasmer-Challenge) eingegeben, wegen dem wir hier sind, und los. Das Navi hat uns gut Richtung Norden gelotst, zu einem sehr schönen Park mit vielen Wanderrouten (und wenig Besuchern). Wir mussten ein Stück laufen und sind mit der Webbeschreibung im Cache nicht wirklich zurechtgekommen… Aber dank GPS haben wir dann etwas querfeldein die Dose gefunden. Schließlich war das hier der älteste Geocache in Connecticut (GCE4)!
Der nächste uralte Cache (Kerberos Cache), den wir unbedingt wegen dem Alter finden mussten/sollten/wollten, lag noch weiter weg in einem noch einsameren Park. Und auf der höchsten Erhebung. Voll verschwitzt (war ja immer noch heiß und schwül) haben wir aber auch diese Dose gemeistert und uns im Logbuch eingetragen. Das wieder ins Auto steigen war mit nassem T-Shirt ein wenig unangenehm. Aber was macht man nicht alles, wenn einem Statistiken voll egal sind?
Es gab nur noch einen letzten Cache (GCBE) für heute auf dem Weg, um die Urlaubs-Zeitplanung nicht zu gefährden. Dieser sollte nur auf einem „moderaten Hügel“ liegen… Ist halt Ansichtssache. Dafür war hier insgesamt mehr los, also mehr Wanderer unterwegs. Aber nette Gegend, zum Wandern sicher ideal.
Anschließend ging es zum Hotel Hampton Inn Danbury für die eine Nacht. Keinem Besonderen, aber hier draußen in Danbury gibt es nicht so viel Auswahl. Das ist so eins aus einer Kette, die es viele an den Ausfallstraßen am Ortsrand gibt, für die schnelle Übernachtung auf langen Strecken. Für eine Nacht sicher ganz gut. Also einchecken, Getränke und Snack wählen (wir hatten für das Hotelprogramm zu dem die Kette gehört über die Kreditkarte noch den Status verbessert… Damit hatte man zwei bis drei Dosen Cola frei und einen Snack), auf das Zimmer gehen, Tür aufmachen, Schreck kriegen. Also das Zimmer war jetzt nichts Besonderes und nicht mehr ganz neu, aber der Schreck war die Temperatur. Nicht so eisig, wie man es gewohnt ist, sondern so über 28°C. Die Klimaanlage war defekt. Wir wollten aber erst mal Essen gehen und haben an der Rezeption gefragt, ob wir ein anderes Zimmer bekommen können. Ein kühleres. Die nette Dame an der Rezeption hat sofort gemeint sie kümmert sich drum und wir könnten erst mal Essen gehen.
In der Nähe des Hotels hatten wir ein Steakhouse ausgemacht, Barbarie’s Black Angus Grill. Es gab zwar nur bedingt Bürgersteige, aber es war möglich dort zu Fuß hinzulaufen. War halt praktisch, weil dann kann man auch was trinken zum Essen. Also Alkohol ist gemeint. Wir haben einen netten Tisch bekommen in der Bar, statt im Restaurant. War in zweierlei Hinsicht praktisch, erstens war es im Restaurantbereich sehr laut und zweitens war der leer als wir wieder gegangen sind. So mussten wir nicht hetzen und haben niemanden aufgehalten. Es gab Steaks auf der Karte… Auch in klein (ca. 550 gr.) und groß (ca. 1,1kg). Wir haben uns dann lieber für Salat und Stefan für seine geliebten Crabcakes (das waren diese Krabben-Frikadellen) entschieden.
Bei den Getränken waren wir uns zunächst unschlüssig. Wir haben nach „lokalen“ Brauereien gefragt und bekamen irgendwelche Namen an den Kopf geworfen wie, „Shocktop„, „Geobunny„, „Two Juicy“ oder „2Roads road to ruin„. Entscheide dich mal bei der Auswahl… Wir durften dann probieren und haben erst mal die ersten beiden gewählt und dann später die anderen beiden auch noch probiert auf gut Glück. Ist schon komisch, wenn man ein Bier mit einer Zitronenscheibe am Glas serviert bekommt. Oder der Geschmack vom Bier an irgendwelche Früchte erinnert als wären z.B. Blaubeeren mit drin. Aber irgendwie passte das Bier hier besser ins Ambiente als eine Flasche Wein.
Zur Hauptspeise gab es zwei „kleine“ Steaks (wenn man bei einem 550gr. Porterhouse von klein sprechen kann). Die waren perfekt zubereitet und medium war wirklich medium. In der Fleischzubereitung macht den US-Amerikanern keiner so leicht Konkurrenz. Als Nachspeise gab es dann noch ein kleines Zitronensorbet und ein Stückchen hausgemachte Tiramisu. Hier könnte man noch mal essen gehen. Wenn Danbury nicht so weit weg liegen würde. Wobei „weit weg“ anscheinend relativ ist. In Charleston haben uns Hotelgäste erklärt, nach Danbury würden die reichen New Yorker ziehen, weil man so nah an Manhattan liegt… Ansichtssache.
Zurück im Hotel hatten sie uns inzwischen ein Zimmer mit funktionierender Klimaanlage ausgesucht und wir konnten unser Gepäck von dem alten ins neue Zimmer umziehen (und die drei Dosen Cola aus dem Kühlschrank nicht vergessen). So um die 22° waren deutlich angenehmer als fast 30°. Morgen mussten wir ja schon wieder weiter, weil der Hummer erwartet uns!